Nach Kritik an laschen Kontrollen Jamaikas Doping-Kampf ist führungslos
23.11.2013, 14:52 Uhr
Sprint-König Usain Bolt wird in seiner Heimat Jamaika eher selten von nationalen Dopingkontrolleuren beehrt.
(Foto: dpa)
Jamaika steht schon länger unter dem Verdacht, seine Athleten um Sprint-Superstar Usain Bolt nicht streng genug zu kontrollieren. Deshalb kündigt die Spitze der nationalen Anti-Doping-Agentur nun ihren Abschied an. Wer die Führung übernimmt, muss noch geklärt werden.
Im Streit um ein ungenügendes Kontrollsystem ist die komplette Führung von Jamaikas Anti-Doping-Agentur (Jadco) zurückgetreten. Die Entscheidung des zwölfköpfigen Gremiums solle einen "frischen Start" ermöglichen, sagte Jamaikas Sportministerin Natalie Neita-Headley. Der Rücktritt kommt nicht völlig überraschend, die Jadco steht seit längerem in der Kritik. In den fünf Monaten vor Olympia 2012 in London soll Jamaikas Anti-Doping-Agentur nur eine Kontrolle außerhalb der Wettkämpfe durchgeführt haben. Bei den jamaikanischen Leichtathleten um Superstar Usain Bolt soll es gar keine unangemeldeten Trainingskontrollen gegeben haben.

Die dreimalige Sprint-Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown kam nach einem positiven Dopingtest mit einer öffentlichen Verwarnung davon.
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In diesem Jahr waren acht Sportler bei Jamaikas Meisterschaften überführt worden, unter ihnen sechs Leichtathleten. Dazu gehörten der ehemalige 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell sowie die Weltklassesprinterinnen Sherone Simpson und Veronica Campbell-Brown.
Usada will aushelfen
Jamaika nannte unter anderem finanzielle Not als Grund für die Probleme der Jadco. Die Regierung der Karibikinsel kündigte aber an, im kommenden Jahr mehr Geld für den Kampf gegen Doping ausgeben zu wollen. Auch weil Travis Tygart, Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada, und seine Organisation den Jamaikanern Unterstützung leisten sollen, könnte es in Zukunft für Betrüger schwieriger werden, nicht entdeckt zu werden.
Neita-Headley betonte laut BBC aber auch, dass die Wada keinen Regelverstoß von Jamaika oder der Jadco geahndet habe. "Zu keiner Zeit hat die Wada gedroht, Jamaika oder jamaikanische Athleten aus einem internationalen Event auszuschließen - Olympische Spiele, Weltmeisterschaften oder Ähnliches."
Der Rücktritt des Jadco-Vorstands wird zum Jahresende wirksam. Ministerin Neita-Headley versprach eine Prüfung des Testprogramms und die Einstellung qualifizierter Kontrolleure. Einen Termin für die Neu-Besetzung des Vorstandes nannte die Politikerin nicht.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid