Sport

Regen-Raketen James Bond lässt grüßen

Die Radfahrer stöhnen über die Hitze, auch Schützen und Tennisspielern macht das extreme Klima arg zu schaffen - dennoch feierte Olympia-Gastgeber China einen spektakulären Triumph über Mutter Natur. Ein Feuerwerk aus Regen-Raketen soll angeblich für eine trockene Eröffnungsfeier in Peking gesorgt haben. Das jedenfalls meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. An der James-Bond-Inszenierung gibt es allerdings auch Zweifel.

Für die Chinesen war es eine in der Geschichte der Sommerspiele einmalige Aktion. Sie ließen mehr als 1000 Geschosse in die Luft feuern, damit die Zeremonie im Nationalstadion nicht durch Regen gestört werden konnte. In Peking selbst zuckten farbige Blitze am Horizont, hieß es.

Auf Nummer sicher

Die Theorie für dieses Schauspiel klingt einfach. Mit Raketen wird Silberjodid direkt in die Wolken geschossen. Dieses Kristall verteilt sich dort. Das noch gasförmige Wasser kondensiert an dem Kristall, und die Wolken regnen sich ab, ehe sie über dem zu schützenden Gebiet aufziehen können.

So kam es weit nördlich des Nationalstadions an der Regattastrecke der Ruderer und Kanuten zu heftigen Regenfällen. Auch in der ersten Olympia-Woche soll sich laut Meteorologen nicht viel am Wetter ändern. Es bleibt heiß und stickig bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit. Auch einige leichte Regenschauer seien möglich, teilte das Pekinger Wetteramt mit.

Das Gastgeberland hatte bereits im Vorfeld der Spiele mit der Manipulation des Wetters experimentiert, um den Regen während des wichtigsten Sportereignisses der Welt aus Peking zu vertreiben. Für die Eröffnungsfeier war zwar kein Niederschlag erwartet worden, doch im Riesenreich ging man auf Nummer sicher.

Seit 60 Jahren Versuche mit künstlichem Regen

Auch an Tagen mit hoher Luftverschmutzung könnte man künstliche Schauer erzeugen, um die Luft zu reinigen. In China sollen 32.000 Menschen an 26 Stationen mit der Wettermanipulation beschäftigt sein. Die Volksrepublik soll jährlich bis zu 90 Millionen US-Dollar für die Wetterbeeinflussung ausgeben. Bis 2007 wurden angeblich 250 Milliarden Tonnen Niederschlag produziert. Das berichten die deutschen Experten von www.wetteronline.de.

Erste Versuche, künstlich Regen zu erzeugen, gibt es seit fast 60 Jahren. So soll die Sowjetunion 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau die Wolken von Kampfflugzeugen aus mit Silberjodid besprüht haben. Mit derselben Technik versuchte man 1986 nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl, radioaktiven Regen von Moskau fernzuhalten, berichten die Wetterexperten im Internet. Praktische Einsätze soll es auch im Vietnamkrieg Ende der sechziger Jahre gegeben haben.

Wirksamkeit nicht sicher bewiesen

Das Auslösen von künstlichem Regen ist umstritten, da den Vorteilen auch schwerwiegende Nachteile gegenüberstehen. Zudem bezweifeln viele Wissenschafter, dass das "Impfen" von Wolken überhaupt wirksam ist.

Gerade dann, wenn die Luft über Peking ohnehin stark verschmutzt ist, also bereits viel Staub enthält, müsse abgewartet werden, ob die geplanten Eingriffe in das Wetter wie gewünscht verlaufen. "Es gibt keine gesicherten Studien, dass diese Technik wirklich funktioniert", hatte beispielsweise Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst vor den Spielen gesagt.

Quelle: ntv.de, Ralf Loweg, sid

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