Aber keine Zweifel an Austragung Japan ruft wohl für Olympia den Notstand aus
07.07.2021, 19:02 Uhr
Ausländische Besucherinnen und Besucher sind längst ausgeschlossen.
(Foto: imago images/Kyodo News)
Die offizielle Nachricht steht noch aus, die Indizien sind aber eindeutig: Die Olympischen Spiele 2021 finden allem Anschein nach nun doch ohne Zuschauer statt. In Japan steigen die Infektionszahlen wieder, ein erneutes Ausrufen des Notstands wird immer wahrscheinlicher.
Die ersten Geisterspiele der Olympiageschichte werden konkreter: Die japanische Regierung unter Premierminister Yoshihide Suga will während der Sommerspiele in Tokio wieder den Corona-Notstand ausrufen. Über entsprechende Pläne der Regierung berichteten mehrere Medien des Landes übereinstimmend.
"In Tokio steigt die Zahl der Infizierten. Wir werden gründliche Maßnahmen ergreifen, um Infektionen einzudämmen, basierend auf Daten wie der Anzahl der infizierten Personen und der Belegung der Krankenhausbetten", sagte Suga nach dem Treffen gegenüber Reportern. In Japan ziehen gut zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier am 23. Juli die Infektionszahlen wieder an. Am heutigen Mittwoch wurden für die Hauptstadt 920 neue Fälle vermeldet, das ist der Höchstwert seit dem 13. Mai (1010).
Die neuen Notfallmaßnahmen sollen voraussichtlich bis zum 22. August gelten, also bis über das Ende der Spiele am 8. August hinaus. Es ist der insgesamt vierte Corona-Notstand für Tokio. Er soll auch für bis zu fünf weitere Präfekturen gelten. Die Maßnahmen könnten erheblichen Einfluss auf die Zuschauer-Pläne der Organisatoren haben. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsbeamten, dass es nun wahrscheinlich sei, dass die Olympischen Spiele hinter verschlossenen Türen stattfinden würden.
Im Juni war ein Limit von 10.000 Fans oder die Hälfte der Kapazität jedes Austragungsortes festgelegt worden, allerdings immer unter Vorbehalt. Angesichts der angespannten Corona-Situation waren zuletzt aber wieder Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Fokus gerückt. Fans aus Übersee wurden bereits vor Wochen vom Mega-Event ausgeschlossen.
Olympische Fackel verschwindet von öffentlichen Straßen
Zuletzt war der Notstand in der Hauptstadt aufgehoben worden. Stattdessen hatte die Regierung bis zum 11. Juli sogenannte "Quasi-Notstandsmaßnahmen" in Tokio, Osaka und fünf weiteren Präfekturen verhängt. Diese schränkten etwa den Alkoholverkauf und die Öffnungszeiten von Bars und Restaurants ein.
Der offizielle Beschluss der Politik über den erneuten Notstand für die Metropole wird am morgigen Donnerstag erwartet. Am selben Tag wird IOC-Präsident Thomas Bach in der Olympiastadt erwartet. Bach sollte ursprünglich bereits im Mai nach Tokio reisen, dieses Vorhaben wurde aber aus verschiedenen Gründen verschoben. Zahlreiche Athletinnen und Athleten, aus Deutschland etwa Ruderer und Boxer, halten sich bereits in Japan auf. Insgesamt nehmen 11.000 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 200 Ländern an den Spielen in Tokio teil. Eine erneute Absage hatte vor allem das IOC kategorisch ausgeschlossen.
Zudem wurde bekannt, dass die olympische Fackel nach ihrer Ankunft in Tokio am Freitag komplett von den öffentlichen Straßen verbannt werden wird. Das Feuer soll nur bei nicht zugänglichen Veranstaltungen präsentiert werden. Geplant sind täglich kleine private Zeremonien am letzten Ort des Staffellaufs.
Der Fackellauf hatte am 25. März in Japan begonnen und sollte auf dem Weg zur Eröffnungsfeier im neuen Olympiastadion ursprünglich durch alle 47 Präfekturen des Landes führen. Doch das Vorhaben konnte aufgrund der Infektionslage nur mit Hindernissen durchgeführt werden, zahlreiche Präfekturen untersagten den Lauf des Feuers durch ihr Gebiet oder ließen keine Fans auf den Straßen zu.
Quelle: ntv.de, tsi/sid