Dopingakten beim Justizministerium Jones sagt Start ab
28.04.2004, 14:27 UhrDrei Monate nachdem Präsident George W. Bush Doping in einer Rede an die Nation zur Chefsache gemacht hat, befinden sich die Unterlagen im US-Skandal um verbotene Substanzen im Sport nun in Händen des Justizministeriums. Zugleich nährte die dreifache Olympiasiegerin Marion Jones, seit dem Wochenende im Mittelpunkt von Verdächtigungen, durch ihre Startabsage für das Grand-Prix-Sportfest am 8. Mai in Osaka/Japan Spekulationen über die Gründe ihrer schwachen Form.
Ein Komitee des Senats unter dem Republikaner John McCain soll nun die Unterlagen des Doping-Skandals auswerten und dabei unter anderem feststellen, ob Mittel genommen werden, die derzeit noch nicht nachweisbar sind. Tage zuvor hatte das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) Einsicht in die unter Verschluss gehaltenen Akten in der Affäre um das Doping-Labor Balco gefordert.
"Dies ist eine großartige Nachricht. Transparenz ist unser Freund in diesem Fall ", erklärte Joseph Burton, Anwalt von Marion Jones. Die Olympiasiegerin und ihr Ehemann Tim Montgomery, Weltrekordler über 100 m, waren am Wochenende unter Druck geraten. Nach einem der Presse zugespielten Geheimpapier sollen sie von Balco-Chef Victor Conte mit der Designerdroge THG versorgt worden sein.
Vergangene Woche war Jones unerwartet schwach in die Saison gestartet. Ihren Startverzicht für Osaka/Japan begründeten Jones und Montgormery mit derzeit schwacher Form. Beide hatten zum Kreis von 27 hochkarätigen Leichtathleten, Baseball- und Footballstars sowie anderen Profisportlern gehört, die offenbar von Balco verdächtige Substanzen erhielten.
Auch Dick Pound, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) zeigte sich erfreut über das Eingreifen des Justizministeriums. Die Amerikaner wollten eine rasche Aufklärung und keine belasteten Athleten bei Olympia in Athen, meinte der Kanadier.
Allerdings lassen Entscheidungen über Zwei-Jahres-Sperren gegen Balco-Kunden schon lange auf sich warten. US-Kugelstoßmeister Kevin Toth, die Hammerwerfer John McEwen und Melissa Price sowie Mittelstrecklerin Regina Jacobs waren schon vor zehn Monanten bei den US Trials mit Tetrahydrogestrinon (THG) erwischt worden.
Wegen der Einnahme der Stimulanz Modafinil (künftig Zwei-Jahres-Sperre) waren vergangene Woche Sprinterin Chryste Gaines, Vize-Weltmeisterin Sandra Glover und Eric Thomas (beide 400 m Hürden) sowie der WM-Fünfte Chris Phillips (110 m Hürden) rückwirkend für den jeweiligen Wettkampf 2003 disqualifiziert worden.
Fünf weiteren droht Ähnliches, darunter auch Kelli White, die wohl ihre beiden WM-Goldmedaillen über 100 und 200 m vom August 2003 in Paris verliert. Der Olympiastart in Athen (13.-29. August) ist für alle Modafinil-Überführten des Vorjahrs wegen dieses Vergehens nicht in Gefahr.
Frank Hoffmann, sid
Quelle: ntv.de