Erst Pulew, dann der Pöbelboxer Joshuas Problem ist schon jetzt Tyson Fury
12.12.2020, 08:44 Uhr
Für Schwergewichts-Champ Anthony Joshua ist der WM-Fight gegen Kubrat Pulew nur eine Zwischenstation. Denn alles fiebert bereits dem Mega-Fight gegen Tyson Fury entgegen. Dem britischen Boxer gefällt das nicht. Denn noch ist der Kampf gegen den Bulgaren nicht gewonnen.
Irgendwann wurde es Anthony Joshua zu bunt. Er werde jetzt nichts mehr zu Tyson Fury sagen. "Alles über zukünftige Gegner bitte erst nach dem Kampf gegen Pulew", sagte der Box-Champ am Rande der Pressekonferenz vor dem WM-Fight im Schwergewicht gegen den Bulgaren Kubrat Pulew am Samstag in London (23 Uhr bei DAZN).
Die Reaktion ist verständlich. Experten und Fans sind überzeugt, dass Joshua den Sieg gegen Pflichtherausforderer Pulew schon in der Tasche habe. Doch der Titelverteidiger ist gewarnt, schon einmal hat er einen Gegner unterschätzt und gegen Außenseiter Andy Ruiz im vergangenen Jahr eine bittere K.o.-Niederlage eingesteckt.
Außerdem steht für den 31-Jährigen viel auf den Spiel. Joshua hält drei der vier wichtigen WM-Gürtel im Schwergewicht, die der Verbände IBF, WBO und WBA. Im Falle einer Niederlage würde er alle verlieren. "Es ist verrückt, wie das Boxgeschäft läuft", sagte Joshua bei DAZN und Spox. "Ich habe für jeden Gürtel hart gekämpft, und Pulew bekommt die Chance, alle an einem Abend zu gewinnen."
Den vierten wichtigen Gürtel, den der WBC, hält Fury. Die beiden Briten gelten als das Beste, was das Schwergewichtsboxen derzeit zu bieten hat. Ein Kampf in 2021 ist gut möglich, doch der zwei Jahre jüngere Joshua lässt sich Zeit. "Ich glaube, je länger meine Gegner warten, desto schwieriger wird es für sie", sagte der Mann aus Watford im Norden Londons: "Ich entwickle mich stetig weiter. Ich werde jedes Mal stärker und schlauer."
"Ich glaube, dass Joshua verwundbar ist"
Doch das Fury-Lager stichelt, redet Pulew vor dem Kampf am Samstag stark. "Ich glaube, dass Joshua verwundbar ist", sagte Promoter-Ikone Bob Arum (89), der für Fury die US-Geschäfte regelt, und sagte einen K.o.-Sieg für Pulew voraus. Pulew selbst gibt sich natürlich siegessicher. "Wir haben eine Menge Fehler bei Joshua ausgemacht", verriet der ehemalige Europameister, der nur einen seiner 29 Profikämpfe verloren hat. Im November 2015 unterlag er Wladimir Klitschko. "Das wird ein schwieriges Unternehmen. Aber der Pulew ist in guter Verfassung", sagte sein deutscher Trainer Ulli Wegner.
In der heißen Phase der Vorbereitung hat sich Joshua zum Sparring nach Sheffield zurückgezogen. Eingeladen dazu hat der Dreifach-Champ auch den deutschen Hoffnungsträger Peter Kadiru. Der 23 Jahre alte Schützling des ehemaligen Klitschko-Managers Bernd Bönte stand täglich bis zu acht Runden mit Joshua im Ring - studierte den Meister aus nächster Nähe.
"Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er Pulew schlagen wird", sagte Kadiru bei DAZN über Joshua, der bestens mit dem deutschen Jung-Star klar kam und ihn nach zwei Wochen bat, länger zu bleiben. Bönte wunderte sich darüber nicht. "Peter ist ein guter Typ. In der entscheidenden Phase will jemand wie Joshua nur noch Leute um sich haben, mit denen er sich versteht." Auch Bönte, der weiß, wie die Top-Promoter im Profiboxen ticken, kann sich den Mega-Kampf zwischen Joshua und Fury in 2021 vorstellen. Zuvor könne es nach seiner Einschätzung aber noch zur dritten Auflage zwischen Fury und Deontay Wilder (USA) kommen. Der erste Fight endete mit einem Remis, das zweite Duell ging an Fury.
Quelle: ntv.de, tno/sid