Irgendwann, in ferner Zukunft Kahn liebäugelt mit Hoeneß-Job
02.09.2008, 15:14 UhrAm Abend erlebt Oliver Kahn bei seinem Abschiedsspiel nach 21 Profijahren gegen die deutsche Nationalmannschaft noch einmal die Emotionen auf der ganz großen Bühne am eigenen Leib. In Zukunft wird der 39 Jahre alte Torwart-Titan den Fußball aus anderen Blickwinkeln verfolgen. Als TV-Experte, Torwart-Talente-Förderer, Buchautor - und langfristig möglicherweise auch als Nachfolger von Manager Uli Hoeneß beim deutschen Rekordmeister Bayern München.
"Klar, in ferner Zukunft wäre es für mich sicher interessant, da mitzumachen. Da gäbe es sicher Aufgaben, die mich reizen und mir Spaß machen", sagte der 39 Jährige der "Süddeutschen Zeitung".
Klinsmann wäre kein Hindernis
Noch seien solche Gedankenspiele aber viel zu früh. Zudem glaube er nicht, dass man Hoeneß eins zu eins ersetzen könne. "Was der Uli allein schafft, wird in Zukunft kein Mensch mehr alleine leisten können", sagte Kahn. Über Kahn als möglichen Hoeneß-Nachfolger war in der Vergangenheit häufig spekuliert worden. Hoeneß hatte angekündigt, seinen Posten 2009 aufzugeben und sich dann als Nachfolger von Franz Beckenbauer als Präsident zur Wahl zu stellen.
Auch der derzeitige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann wäre für ein Engagement Kahns bei den Bayern, für die er 14 Jahre spielte, kein Hindernis. "Das ist so ein typischer Medien-Trugschluss. Alle denken: Klinsmann, Kahn, WM 2006, das kann nicht funktionieren. Das ist völlig falsch. Erstens sind zwei Jahre vergangen, und zweitens denkt Klinsmann in vielen Dingen ähnlich wie ich", erklärte Kahn.
"Hat viele intelligente Dinge gemacht"
Offenbar hat der 86-malige Nationalkeeper mit dem ehemaligen Bundestrainer, der sich im Torwart-Duell um die Nummer eins bei der WM in Deutschland für Jens Lehmann anstelle von Kahn entschieden hatte, seinen Frieden geschlossen. "Er hat ja viele intelligente Dinge gemacht", sagte Kahn und bezeichnete Klinsmanns Vorgehen, neue Strukturen bei den Bayern einzuführen, als "völlig richtig". Dass er in absehbarer Zeit etwas gemeinsam mit Klinsmann auf administrativer Ebene mache, sei "alles andere als ausgeschlossen".
Die Degradierung zur Nummer zwei in der Nationalmannschaft begreift der Vizeweltmeister von 2002 nicht als etwas Persönliches. "Klinsmann wollte damals sein System eben komplett installieren, dazu gehörte offenbar auch die Torwartposition. Wenn man das einmal verstanden hat, dann erscheint das, was er mit mir gemacht hat, zumindest aus seiner Sicht als folgerichtig", meinte Kahn.
Trainerschein als Weiterbildung
Doch die Vergangenheit soll abgehakt sein, Kahn wirkt entkrampft und gelöst, er will sich zunächst auf seine bereits feststehenden neuen Aufgaben konzentrieren. Bereits am kommenden Mittwoch wird er erstmals als ZDF-Experte gemeinsam mit Johannes B. Kerner das WM-Qualifikationsspiel der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw in Helsinki gegen Finnland analysieren.
Zudem wird er in Asien Torwarttalente sichten. In China startet die teils über das Internet gesteuerte Aktion, ausgeweitet werden soll sie auf Japan, Südkorea, Malaysia und Indonesien. Und dann sind da ja noch sein Buchprojekt und seine Unterstützung für die Kinder-Kampagne "Ich schaff's".
Einen Trainerschein will Kahn ebenfalls machen, nicht um Coach zu werden, sondern um sich weiterzubilden. Und privat baut er derzeit ein Haus im Nobelort Grünwald vor den Toren Münchens. "Einen Ruhestand wird es nicht geben", kündigte er an. Der neue Lebensabschnitt hat bei Oliver Kahn bereits begonnen.
Quelle: ntv.de