Deutschlands bester Golfer Kaymer debütiert beim Ryder Cup
29.09.2010, 12:26 UhrMartin Kaymer ist nach Bernhard Langer erst der zweite Deutsche beim Ryder Cup, dem wichtigsten Mannschaftsturnier im Golf. Der 25-Jährige spielt für das Europa-Team im Match gegen Titelverteidiger USA vom 1. bis 3. Oktober in Wales. Dabei wäre aus ihm beinahe ein Fußballer geworden.

"Dieser Siegeswille ist in mir. So bin ich aufgewachsen": Martin Kaymer.
(Foto: AP)
Golf oder Fußball? Der 25 Jahre alte Martin Kaymer hat auf das Spiel mit der kleinen Kugel und den Erfolg gesetzt. Nach Bernhard Langer ist er erst der zweite deutsche Ryder- Cup-Spieler überhaupt in einem Europa-Team und zählt beim Debüt in Wales gegen die USA mit Branchenführer Tiger Woods schon zu den Stars. "Ich werde immer für mein Land und auch für Europa spielen.
Aber an erster Stelle für Deutschland. Ich fühle großen Stolz", sagte der Shootingstar aus Mettmann. "Golf ist mein Leben, meine Liebe, meine Leidenschaft", betonte er immer wieder auf Fragen nach seinem Erfolgsrezept. Mit seinem enormen Selbstbewusstsein, extrem ausgeprägter mentaler Stärke und dem ersten Major-Sieg bei der US-PGA-Championship schlüpfte Kaymer wie selbstverständlich in die Nachfolgerolle der Ära Langer. "Ich fühle mich darin sehr wohl und habe sie angenommen. Bernhard Langer ist ein extrem erfolgreicher und willensstarker Mensch. Ich will auch immer gewinnen. Dieser Siegeswille ist in mir. So bin ich aufgewachsen."
"Ich will noch mehr aufsaugen"
Schon als Fußballspieler und Stürmer bis hinein in die Jugend- Rheinland-Auswahl habe er gelernt, unter Hochdruck Herausforderungen umzusetzen. "Daher weiß ich, wie sich das in solch extremer Situation anfühlt. Ich versuche, immer positiv damit umzugehen", sagte Kaymer. Im europäischen Winter holt er sich in Scottsdale/Arizona - meist unter telefonischer Beratung seines Techniktrainers Günther Kessler - auch die physischen Grundlagen für die stressigen Serien auf allen fünf Kontinenten im Jahr. Bei der Turniertaktik gibt die erfahrene Caddie-Frau Fanny Sunesson Tipps.
Mit seiner Freundin Allison Micheletti teilt er seine Leidenschaften. Mit seiner Bescheidenheit, riesigem Potenzial und dem absoluten Trainingsfleiß eines Musterprofis ist der mehrfache Millionär unersättlich auf der Suche nach Erfolg. "Ich bin begierig, von allen und allem dazuzulernen. Ich will noch mehr aufsaugen. Erfahrungen sammeln. Meine mentale Stärke und Konzentrationsfähigkeit zum Vorteil für unser Team und mich verarbeiten", sagt er.
"Ryder Cup ist Freude pur"
Der 38. Ryder Cup vom 1. bis 3. Oktober im Celtic Manor Resort kommt gerade recht, um beim wichtigsten Mannschaftsturnier im Golf und dem drittgrößten Medien-Sportspektakel vor einem TV-Publikum weltweit von 750 Millionen den nächsten Schritt zu machen. "Ryder Cup ist Freude pur. Wir haben im Team eine tolle Mischung und mit mir sechs Rookies im Team. Die sind aggressiv im Spiel - aber auch sehr smart. Das ist besonders von Vorteil für die Matchplays", urteilt Kaymer.
1997 beim Europa-Sieg in Valderrama hat er zum ersten Mal die Faszination für sich entdeckt. "Es war ein unglaublicher Spirit im Team, der mich so gefesselt und die Mannschaft fast unschlagbar gemacht hat. Da war ich erst 13. Aber das hat die Entscheidung in mir auch beschleunigt, mich für Golf statt Fußball zu entscheiden." Seitdem ging es tatsächlich sportlich nur bergauf. Langer ("Martin kann ein Großer werden") hat seinen Nachfolger meist aus der Ferne Floridas begleitet und ihm die besten Tipps am Telefon gegeben. "Er hat mich beglückwünscht und gesagt: Du hast Dir mit Deinen Erfolgen verdient, dabei zu sein. Ich soll die Atmosphäre aufnehmen und alles genießen. Das sei ganz wichtig."
Vor allem aber solle Kaymer "nicht verängstigt sein und vor lauter Respekt unnötige Bescheidenheit vorgeben". Immerhin sei er die Nummer sechs in der Welt. Es gebe keinen Grund, vor lauter Ehrfurcht zurückzustecken. Versagensängste kennt Kaymer ohnehin nicht. "Ich liebe die großen und entscheidenden Herausforderungen. Ich habe hundert Mal solche Putts gemacht wie Bernhard Langer, als er den zum Sieg von Europa 1991 vorbei schob. Den würde ich gerne machen. Das ist eine meiner Stärken unter Druck. So habe ich mein Major im Stechen gewonnen."
Quelle: ntv.de, Rainer Fülscher, dpa