Trennung vom Anwalt Kein Geständnis von Ullrich
24.05.2007, 10:09 UhrEin Dopinggeständnis jagt das nächste, man möchte meinen, langsam wäre man nicht mehr wirklich überrascht wovon auch immer. Doch Radstar Jan Ullrich und sein Anwalt Peter-Michael Diestel sind nicht länger Mandant und Anwalt.
"Wir haben Diestel das Mandat entzogen. Er darf nicht mehr für uns sprechen", sagte Manager Wolfgang Strohband der Bild-Zeitung. Diestel dagegen erklärte: "Es gab Meinungsverschiedenheiten. Ich habe mein Mandat niedergelegt. Wer was anderes behauptet, den verklage ich."
Diestel hatte noch wenige Stunden zuvor gesagt, er sehe trotz aller Doping-Geständnisse keinen Grund für eine Doping-Beichte des Tour-de-France-Siegers von 1997. "Ein Auspacken bei Jan Ullrich gibt es in diesem Sinne nicht", so Diestel im ZDF. "Ullrich brauchte bei seinem großen Talent nicht zu dopen."
Ullrich sei so sportbesessen, dass er einen Beitrag zu einem sauberen Radsport leisten würde, wenn er könnte. Der Anwalt ergänzte: "Das kann man nur, wenn die Betreffenden nicht sofort, indem sie einen eigenen Beitrag leisten, einem Strafprozess oder einer zivilrechtlichen Forderung entgegen sehen." Durch die Doping-Geständnisse von T-Mobile-Mitgliedern sehe er seinen Mandanten entlastet: "Wo ist da eine Basis für Betrug ..., wenn das wohl - so wie das die Herren Dietz und Henn dargestellt haben - bei Telekom gang und gebe war."
Der in Rostock geborene Ullrich war in den 90er Jahren Kapitän der Telekom-Mannschaft. Seine Teamkameraden Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts haben gestanden, früher leistungssteigernde Mittel genommen zu haben. Ihre Einlassungen betreffen ebenso wie die Geständnisse der damaligen Teamärzte die 90-er Jahre, in die auch Ullrichs größte Erfolge fallen.
"Das glaubt keiner mehr"
Der Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestags, Peter Danckert (SPD) sagte bei n-tv, "Jan Ullrich sollte einem guten Rat folgen und sich Leuten anvertrauen, die es gut mit ihm meinen". In seinem Umfeld sei gedopt worden. "Ich glaube, das hält nicht mehr lange. Es ist der falsche Standpunkt, den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Das glaubt keiner mehr."
"Ohne Doping geht es nicht"
Ullrichs Anwalt erklärte, Hochleistungssport sei ohne Doping nicht möglich. "Das sage ich, das sagen alle Trainer, das wissen auch alle in der Sportpolitik tätigen und das wissen auch die Funktionäre alle." Er ergänzte: "Sie müssen begreifen, dass man über die Pyrenäen nicht mit 40 km/h fahren kann als Radfahrer, sie müssen begreifen, dass man 250 Kilo ohne Stimulanzen nicht hochheben kann."
Der heute 33 Jahre alte Ullrich steht im Verdacht, in den Doping-Skandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn. Ullrich war von der Tour de France im vergangenen Jahr ausgeschlossen worden und von seinem damaligen Arbeitgeber, dem T-Mobile-Team, fristlos gekündigt worden. Ullrich hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, er habe sich nichts vorzuwerfen, er habe niemanden betrogen.
Quelle: ntv.de