Sport

"IOC keine Weltregierung" Keine Einladung für Dalai Lama

Der Dalai Lama wird vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) keine Einladung zur Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Peking (8. bis 24. August) erhalten. "Eine Einladung an den Dalai Lama wäre eine politische Demonstration, die das IOC eindeutig überfordern würde", sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach, "das IOC ist keine Weltregierung."

Bach rechtfertigte die Zurückhaltung des Sports in der Diskussion um Menschenrechte und Tibet-Frage. Wenn sich das IOC "in eine Art Vermittlerrolle begeben würde, überschätzen wir uns bei weitem. Das ist Aufgabe der Vereinten Nationen", erklärte der Florett-Olympiasieger von 1976 im kommenden "Sonntagsgepräch" des Hessischen Fernsehens (10.45 Uhr). Der Dalai Lama ist das geistliche Oberhaupt der Tibeter, lebt aber seit Jahrzehnten im Exil in Indien.

Zugleich sieht DOSB-Präsident Bach keine Chance, dass Athleten bei den Spielen mit einem "Free Tibet"-T-Shirt erscheinen können. "Das geht nicht. Das ist nicht auf Olympia bezogen", sagte der Sportfunktionär. Die IOC-Charta verbietet politische, rassistische und religiöse Demonstrationen. IOC-Präsident Jacques Rogge hatte jüngst aber explizit die Meinungsfreiheit der Sportler betont. Sie sollen sich auch in Pressekonferenzen zu Themen wie Menschenrechten und Tibet äußern können.

Verabschiedung nicht am Brandenburger Tor

Wie Bach weiter mitteilte, findet die Verabschiedung der deutschen Olympiamannschaft nach Peking Ende Juli nicht wie vorgesehen am Brandenburger Tor statt. Man habe von den Plänen Abstand genommen, weil die Athleten im Mittelpunkt stehen sollten und die Veranstaltung nicht durch politische Auseinandersetzungen überlagert werden solle, sagte der Sportführer. Man wolle deshalb einen anderen Rahmen wählen.

Die zahlreichen Proteste beim Fackellauf werden nach Meinung des IOC-Vizepräsidenten die Faszination des Olympischen Feuers nicht nachhaltig beschädigen: "Es ist ein olympisches Symbol und kein staatliches Hoheitszeichen. Es lädt dazu ein, dass sich 205 Nationen an einem Ort zu friedlichem Wettstreit versammeln." Deshalb wolle auch er wie die meisten Mitglieder der IOC-Exekutive am 8. August die Flamme durch Peking tragen.

Die Tatsache, dass über Menschenrechte in China in einem noch nie dagewesenen Ausmaß diskutiert werde, sollte laut Bach den Olympischen Spielen eher positiv zugerechnet werden. Selbst bei der Frauenfußball-WM im Vorjahr habe das Thema "nicht stattgefunden".

Der Wirtschaftsjurist wies Unterstellungen zurück, er würde Beruf und Ehrenämter verflechten: "Das trifft mich, weil ich auf eine strikte Trennung achte." Er habe seine beruflichen Aktivitäten von Beginn an der Ethikkommission des IOC offen gelegt, gleiches sei vor seiner Wahl zum DOSB-Chef gegenüber der Findungskommission erfolgt. Trotz der persönlichen Angriffe bedaure er sein Engagement nicht: "Dazu liegt mir der Sport zu sehr am Herzen."

Quelle: ntv.de

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