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Nach Doping-Enthüllungen vor WM Kenia dominiert, Russland stürzt ab

Julius Yego holt für Kenia Gold im Speerwurf. Es war für sein Heimatland der erste WM-Titel außerhalb der Laufdisziplinen.

Julius Yego holt für Kenia Gold im Speerwurf. Es war für sein Heimatland der erste WM-Titel außerhalb der Laufdisziplinen.

(Foto: REUTERS)

Die Enthüllungen über systematisches Doping in Kenia und Russland erschüttern vor und während der WM die Leichtathletik. Während die Ostafrikaner in Peking unbeeindruckt Titel abräumen, erleben die Russen einen beispiellosen Tiefpunkt.

Kenia im Medaillenrausch, Russland trotz starken Endspurts am Boden: Die beiden mit massiven Dopingvorwürfen konfrontierten Leichtathletik-Nationen haben bei der WM in Peking für Extreme gesorgt. Während die Ostafrikaner mit neuen Gesichtern wie Speer-Sensation Julius Yego und neuer Vielseitigkeit glänzten, erlebte Russland ein Jahr vor Olympia in Rio ein historisches Debakel.

In den Mittel- und Langstrecken dominierte Kenia in Peking wie gewohnt.

In den Mittel- und Langstrecken dominierte Kenia in Peking wie gewohnt.

(Foto: imago/Belga)

"Wir Kenianer schreiben hier in Peking Geschichte. Das ist das beste Team, das wir jemals beisammen hatten", verkündete Verbandssprecher Evans Bosire vor der Marathon-Entscheidung am letzten Wettkampftag: "Die Rückschläge haben unsere Athleten nicht aus der Bahn geworfen, sie sind zu fokussiert."

Die Leistungen der Kenianer in China sorgten für Staunen: Bis zum Schluss lieferten sie sich mit den USA und Jamaika einen Dreikampf um die Spitzenposition im Medaillenspiegel, steuerten einen ähnlichen Erfolg wie beim Rekordergebnis 2011 in Daegu (siebenmal Gold, sechsmal Silber, viermal Bronze) an. Am Ende lagen sie mit siebenmal Gold, sechsmal Silber und dreimal Bronze als erfolgreichste Nation vor Jamaika (7-2-3) und den USA (6-6-6) erstmals auf Platz 1 des Medaillenspiegels.

Kenias breitgestreute Goldchancen

Die Zeiten, in denen Kenianer nur in eindimensionalen Lauf-Entscheidungen Medaillen hamsterten, scheinen vorbei. Zwar beherrschte Kenia weiterhin alte Domänen wie beim Vierfach-Erfolg über 3000 Meter Hindernis, feierte aber auch Überraschungs-Coups wie den rauschenden Speer-Sieg durch Yego und den 400-Meter-Hürden-Triumph von Nicholas Bett.

Allerdings ging auch der Tiefpunkt der Titelkämpfe auf das Konto Kenias: Joyce Zakary (400 Meter) und Koki Manunga (400 Meter Hürden) sorgten für die ersten - und bis zum Schlusstag einzigen - bestätigten positiven Dopingtests der WM. "Wir kooperieren mit Wada und IAAF in diesen Fällen. Man sollte das jetzt aber nicht über die Verhältnisse aufblasen", sagte Pressemann Bosire. Die Kenianer neigen weiterhin dazu, ihr riesiges Dopingproblem zu verharmlosen. Seit 2012 wurden über 30 Athleten gesperrt, Manipulation und Vertuschung - das zeigten auch die neuen Berichte der ARD - scheinen systematisch betrieben zu werden.

Beispielloser Absturz

Gold und Bronze im Hochsprung durch Maria Kutschina und Anna Chicherova waren für Russland einer der wenigen WM-Lichtblicke.

Gold und Bronze im Hochsprung durch Maria Kutschina und Anna Chicherova waren für Russland einer der wenigen WM-Lichtblicke.

(Foto: dpa)

Die Russen, in den Doping-Enthüllungen der vergangenen zwölf Monate mindestens genauso schwer belastet wie Kenia, erlebten in Peking einen beispiellosen Absturz. 17 Medaillen hatte die Sbornaja 2013 bei der Heim-WM in Moskau geholt, diesmal waren es vor dem Schlusstag gerade einmal vier - ein historischer Tiefstand. In der zweiten Hälfte der Titelkämpfe hübschten die Goldmedaillen durch Hochspringerin Maria Kutschina und Hürdensprinter Sergej Schubenkow die Bilanz auf.

Sportminister Witali Mutko schwant für Olympia dennoch Böses. "Unsere Leichtathletik macht eine schwierige Phase durch", sagte der Intimus von Staatschef Wladimir Putin: "Zwei, drei Medaillen in Rio wären ein Erfolg." Mutko fordert, dass sich die russische Leichtathletik komplett neu aufstellen muss, mit neuer Verbandsführung und einer Absage an Doping. Aus Mutkos Mund klang dies wie feinste Satire.

In China waren die Auswirkungen jahrelanger Manipulationen deutlich sichtbar. Die Spitzengeher, die seit 1999 15 WM-Titel gewonnen haben, waren gar nicht erst nach China geschickt worden - im Trainingszentrum des berüchtigten Wiktor Tschegin in Saransk trieb man es selbst für russische Doping-Verhältnisse zu toll. Ein einziger russischer Geher sollte dann doch in Peking teilnehmen, Alexander Jargunkin stand am Samstag aber dann doch nicht an der Startlinie der 50-Kilometer-Entscheidung. Jargunkin, das berichteten russische Medien, ist offenbar kurz vor der WM mit Epo im Blut erwischt worden.

Quelle: ntv.de, Christoph Leuchtenberg, sid

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