Federer muss Strafe zahlen Kiefer in Halle ausgeschieden
11.06.2007, 19:56 UhrNicolas Kiefer hat sein erstes Match nach 373 Tagen Verletzungspause verloren und durfte trotzdem zufrieden sein. Zwar unterlag der 29-Jährige dem an Nummer vier gesetzten Tschechen Tomas Berdych beim Tennisturnier im westfälischen Halle mit 4:6, 6:7 (3:7), doch den Rasenplatz konnte er nach einer phasenweise starken Leistung dennoch mit Fug und Recht erhobenen Hauptes verlassen. Neben dem ausgeschiedenen Lokalmatadoren aus Hannover fehlt in "Klein Wimbledon" auch das große Zugpferd Roger Federer. Der Titelverteidiger aus der Schweiz sagte seine Teilnahme am Tag nach dem verlorenen Finale bei den French Open ab.
"Ich war schon nervös und aufgeregt. Jetzt weiß ich, wo ich nach so langer Pause stehe. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass es noch besser klappt", sagte Kiefer. Mit "Tränen in den Augen, nervös und aufgeregt" habe er den Platz betreten, gestand der Hannoveraner, der das Turnier 1999 gewonnen hatte. "Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Jetzt bin ich froh, dass ich endlich wieder Tennis spielen kann"", meinte der Daviscupspieler, der in dem 1:40 Stunden dauernden Match phasenweise schon an alte Klasse anknüpfen konnte.
Als vorentscheidend erwies sich bereits das dritte Spiel im ersten Satz, als Kiefer das erste von insgesamt zwei Breaks hinnehmen musste. "Auf Rasen entscheiden manchmal zwei, drei Bälle. Aber der Unterschied ist nicht so groß", meinte Kiefer, der sogar Lob vom Gegner bekam. "Er hat sehr gut gespielt nach so einer langen Pause", sagte Berdych, der vor einem Jahr in Paris auch der bis dato letzte Kontrahent Kiefers gewesen war.
Becker in Runde zwei
Als erster von insgesamt sieben deutschen Profis, die in Halle aufschlagen, erreichte Benjamin Becker die zweite Runde. Der 25-Jährige aus Mettlach gewann sein Auftaktmach bei der mit 680 250 Euro dotierten ATP-Veranstaltung gegen den Russen Teimuras Gabaschwili 6:4, 7:6 (7:1) in 1:38 Stunden und bewies nach überstandener Grippe ansteigende Form. "Das war in diesem Jahr mein erstes Spiel auf Rasen. Da konnte man noch keine Gala erwarten. Aber jetzt kann ich locker in die nächste Runde gehen", freute sich Becker über den Arbeitssieg, bei dem er sich auch durch einen 0:2-Rückstand im ersten Satz nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die übrigen fünf Deutschen - Michael Kohlmann, Simon Stadler, Mischa Zverev, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer - greifen erst am Dienstag ins Geschehen ein.
40.000 Dollar Strafe für Federer
Eine bittere Pille hatte der Veranstalter kurz vor Turnierbeginn schlucken müssen. Ausgerechnet Publikumsliebling und Seriensieger Federer sagte seine Teilnahme ab. Einen Tag nach der Viersatz-Niederlage gegen den Spanier Rafael Nadal im Finale in Roland Garros begründete der Weltranglisten-Erste aus der Schweiz seinen Verzicht mit dem zu hohen Verletzungsrisiko und einem Erschöpfungszustand.
"Nach dem langen Finale in Paris möchte ich um jeden Preis eine Verletzung vermeiden und kann daher meinen Titel bei den Gerry Weber Open nicht verteidigen", sagte der viermalige Wimbledon-Sieger zu seinem Verzicht, der ihm "sehr schwer" gefallen sei. Von der ATP bekam der 25-Jährige eine Geldstrafe von 40.000 US-Dollar aufgebrummt, weil er sich nicht vom Turnierarzt in Halle untersuchen ließ.
In den vergangenen vier Jahren hatte Federer das Turnier am Rande des Teutoburger Waldes ebenso wie anschließend in Wimbledon gewonnen und ist auf seinem Lieblingsbelag Rasen in insgesamt 48 Spielen hintereinander unbesiegt. Turnierdirektor Ralf Weber war zwar enttäuscht, zeigte aber auch Verständnis für die Entscheidung des an Nummer eins gesetzten Baslers, für den der Rumäne Andrei Pavel ins Hauptfeld aufrückte. Auch Becker fand Federers Absage bedauerlich: "Gleichwohl können sich alle anderen freuen, weil die Chancen auf einen Sieg durch Rogers Absage größer geworden sind."
Von Paul Tigges und Ulli Brünger, dpa
Quelle: ntv.de