UEFA sieht Strukturmängel Kiew bangt um die EM
29.04.2008, 14:17 UhrDie Flughäfen sind veraltet, es mangelt an Hotels und am Olympiastadion der Hauptstadt Kiew wird um knapp 100 Millionen Euro gestritten: Als Co-Ausrichter der Europameisterschaft 2012 ist die Ukraine für die Europäische Fußball-Union (UEFA) zum erheblichen Risikofaktor geworden. In der auf internationale Anerkennung hoffenden ehemaligen sowjetischen Teilrepublik wächst die Sorge um den möglichen Entzug der EM-Endrunde.
UEFA-Präsident Michel Platini hatte zwar Anfang April bei einem Weißrussland-Besuch in Minsk noch erklärt, "keinen Ersatzplan A, B oder C zu verfolgen", aber in der Ukraine wurde mittlerweile der 27. Juni als Termin bestätigt, an dem die UEFA nochmals darüber entscheiden will, ob das Land EM-Ausrichter bleibt.
"Ohne EM keine Chance"
In der Ukraine herrscht helle Aufregung. "Wir haben die Möglichkeit bekommen, eine Veranstaltung durchzuführen, die unser Leben und das unserer Kinder vollkommen verändern kann. Wenn die EM 2012 nicht bei uns stattfindet, dann können wir keine Achtung mehr vor uns selbst haben und werden uns in ein Land der dritten Welt verwandeln. Ohne EM keine Chance auf Mitgliedschaft in der NATO und in der EU", sagte Grigori Surkis und versuchte, die in permanenten Streitereien verstrickten nationalen Politiker wachzurütteln.
Der Präsident des ukrainischen Verbandes beschwerte sich über erheblichen Zeitverzug bei der EM-Vorbereitung und forderte von der Regierung rasche Schritte zur Schaffung einer EM-tauglichen Infrastruktur ein.
Bei der jüngsten Gründungskonferenz eines ukrainisch-polnischen Städterates, in der die Oberbürgermeister aller EM-Städte der beiden Ausrichter-Länder vertreten sind, erklärte Surkis in Lwow in Anwesenheit von Staatspräsident Viktor Juschtschenko, dass Stadien, Flughäfen, Hotels und Verkehrswege nicht den von der UEFA gestellten Anforderungen genügen.
Mühsame Fortschritte
Fortschritte sind immerhin im Stadion-Bau zu erkennen. Die moderne Arena in Dnjepropetrowsk soll am 20. August mit einem Länderspiel der EM-Gastgeber 2012, Ukraine und Polen, eröffnet werden.
Das Stadion in Donezk ist auch fast fertig. In Kiew hat eine Firma aus Taiwan versprochen, das Olympiastadion in zwei Jahren gründlich zu modernisieren. Allerdings wurde am Sportkomplex "Olympijski" ein im Bau befindliches Einkaufszentrum wegen der EM-Sicherheitsbestimmungen kurzerhand wieder abgerissen, was sich die Betreibergesellschaft mit 96,37 Millionen Euro (150 Millionen Dollar) Schadenersatz abgelten lassen möchte.
Für den Ausbau der nationalen Flughäfen hat Regierungschefin Julia Timoschenko 9,5 Milliarden Griwna (rund 1,3 Milliarden Euro) veranschlagt. In Kiew sollen sieben Milliarden Euro verbaut werden und unter anderem ein U-Bahn-Tunnel unter dem kilometerbreiten Fluss Dnjepr entstehen. Geld von den erhofften privaten Investoren aber fehlt und Baufortschritte lassen auf sich warten.
Alternativen zu Hotels
Sorgen bereitet auch die Unterbringung der erwarteten EM-Touristen. Die UEFA hatte in der Ukraine 34 neue Hotels, darunter 18 der Kategorie 4/5 Sterne gefordert. Auch dafür fehlen Investoren. Das von Bergbau und Schwerindustrie geprägte und für Touristen wenig anziehende Donezk will das Problem anders lösen und komfortable Häuser sowie Wohnungen Einheimischer anmieten, statt Hotels zu bauen, die später niemand braucht.
Für die EM-Touristen wäre das wesentlich preiswerter und die Einheimischen könnten sich etwas hinzuverdienen, begründete das Donezker Wirtschafts-Ressort.
Von Adi Kodym, sid
Quelle: ntv.de