Fußball zu teuer Kirch zahlt bis 2004
07.02.2002, 13:25 UhrNoch halten die Bande: Die Kirch-Gruppe will den Bundesliga-Vertrag erfüllen und bis 2004 zahlen. Was danach kommt, steht allerdings in den Sternen. Die TV-Rechte sind schlicht und einfach zu teuer geworden, mit einem Wort - nicht refinanzierbar.
Die Kirch-Gruppe überweist jährlich 750 Millionen Mark an die Deutsche Fußball Liga (DFL). Jeder Bundesliga-Klub erhält rund 15 Millionen Euro, jeder Zweitligist 4 Millionen Euro per annum aus dem TV-Vertrag. Das Fernsehhonorar macht bei den Profi-Klubs häufig mehr als 40 Prozent des Etats aus.
Insgesamt sind das 1,53 Milliarden Euro (3 Milliarden Mark). Dass das nicht nur eine Menge Geld selbst für einen TV-Mogul wie Kirch ist, sondern auch eine Tendenz, die so nicht weiter fortzuführen geht, weiß Alexander Liegl: "Ich glaube, diese Summe ist nicht wieder zu erreichen", sagte der für Sportrechte zuständige Kirch-Geschäftsführer.
Ebenso für "unrealistisch" wird ein eigener Bundesliga-Sender zur Steigerung der Einnahmen gehalten. "Das kann nicht funktionieren, weil die Investitionen viel zu hoch sind", sagte Florian Nowosad, Geschäftsführer der Kirch-Produktionsfirma Plazamedia.
Wie es nach 2004 weitergeht, weiß im Moment niemand zu sagen. Die jetzt festgezurrten 750 Millionen hat die Liga nur erlöst, weil es mit der Kinowelt einen Konkurrenten beim Bieten um die Bundesliga gegeben hat. Kinowelt-Geschäftsführer Michael Kölmel trieb seinerzeit das Gebot künstlich hoch, um über seine Sportwelt an den überhöhten Fernseheinnahmen, die die Vereine jetzt bekommen, zu partizipieren. Kinowelt aber ist pleite, und damit kein Konkurrent gegen Kirch mehr auf dem Markt - es sei denn, die Politiker zwingen ARD und ZDF, wie schon im Falle der WM 2002, überhöhte Angebote abzugeben.
Das TV-Geld ist die wichtigste Einnahmequelle der Profi-Vereine. Bei vielen Erstligisten macht es ein Drittel des Etats aus, bei einigen Zweitligisten mehr als die Hälfte. Möglicherweise hängt die Höhe der Einnahmen von der Entscheidung der EU-Wettbewerbskommission zur Frage der Zentralvermarktung ab.
Strittig ist, ob die DFL die TV-Rechte für die 36 Profi-Vereine weiter gemeinsam verkaufen darf oder zukünftig jeder Club einzeln verhandeln muss. Nahe liegend erscheint, dass - analog zur zukünftigen Champions-League-Regelung - die Rechte zwar zentral, aber nicht mehr komplett vermarktet werden dürfen. Es gäbe dann einzelne Pakete wie Lizenzen für Livespiele oder für Zusammenfassungen, die an verschiedene TV-Sender weiterverkauft werden müssen.
Quelle: ntv.de