Sport

Sammer wird Sportdirektor Klinsi schluckt die Pille

Vier Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann eine herbe Schlappe einstecken müssen: Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes entschied einstimmig, den derzeit vereinslosen Bundesliga-Trainer Matthias Sammer zum Sportdirektor zu machen.

Der von Klinsmann favorisierte Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters soll zum 1. Oktober lediglich ein Angebot erhalten, "um sein Wissen und sein Können aus dem Elitebereich eines anderen Sportverbandes zu nutzen".

DFB-Präsident Theo Zwanziger betonte, der Vorschlag, Peters als Sportdirektor zu verpflichten, sei "sehr, sehr ernst genommen worden". Von der sportwissenschaftlichen Kompetenz und Kommunikationsstärke des Hockey-Trainers könnten einige Fußballtrainer lernen. Den Ausschlag für Sammer habe letztlich dessen Erfolg als Fußballspieler und Trainer gegeben. "Sammer ist Fußballspieler, er kommt aus der DDR und hat die dortige Nachwuchsförderung kennen gelernt. Diese Erfahrung hat Peters nicht." Wenn man im DFB mit seinen sechs Millionen Mitgliedern und 1.200 Trainern etwas bewegen wolle, brauche man ein hohes Maß an "Anfangsakzeptanz, die Peters so nicht mitbrächte".

Trainer enttäuscht

Klinsmann bedauerte die Entscheidung. "Es ist enttäuschend, dass unserem Konzept mit Bernhard Peters keine Rechnung getragen wurde. Es wurde nicht über Inhalte gesprochen, sondern nur über Köpfe entschieden", sagte er. "Wir schlucken diese Pille und werden uns nur noch mit sportlichen Dingen Richtung WM beschäftigen." Der 41-Jährige war extra aus den USA angereist, um in der DFB-Zentrale persönlich für seinen Peters-Plan zu werben. 30 Minuten dauerte die Präsentation, nur eine Stunde später war die Idee vom Tisch.

Sammers Einstellung ist zum 1. April 2006 geplant, wie der DFB nach einer Präsidiumssitzung in Frankfurt am Main mitteilte. Der Vertrag soll fünf Jahre laufen.

Absehbare Niederlage, überraschende Entscheidung

Klinsmanns erste große Niederlage in einem verbandsinternen Machtkampf war zwar absehbar, da sich mehrere Präsidiumsmitglieder wiederholt ablehnend zu einer Lösung allein mit Peters geäußert hatten. Doch kaum jemand hatte mit einer Einzellösung für Sammer gerechnet.

Sammer soll die gesamte Nachwuchsförderung mit Ausnahme der U-21- Auswahl leiten und langfristig optimieren. Übergeordnet wird ein Führungsgremium agieren - mit Teammanager Bierhoff an der Spitze. "Das Modell lebt sicherlich von der Zusammenarbeit der einzelnen Personen untereinander", betonte Bierhoff, der klar machte, dass aufgekommene Misstöne mit Sammer bereinigt werden müssen: "Es ist sicherlich das eine oder andere passiert, was uns nicht erfreut hat. Das werden wir mit ihm direkt besprechen."

Das Präsidium sprach Klinsmann in seiner Entscheidung das Vertrauen aus: Man habe die Absicht, "auch nach der FIFA WM 2006 mit Jürgen Klinsmann als unserem Bundestrainer weiter zusammenzuarbeiten, soweit das sportliche Ergebnis der FIFA WM 2006 dies zulässt". Seine Nähe zu den Spielern, die Verjüngung der Mannschaft, seine offensiv-attraktive Spielweise und seine innovativen Denkanstöße auf vielen Gebieten des Fußballs seien notwendig und hilfreich. "Matthias Sammer ist kein Ersatz-Bundestrainer", unterstrich Zwanziger.

Bei den zu treffenden Personalentscheidungen habe man allerdings auch berücksichtigen müssen, "dass die Kontinuität der Ausbildung im Juniorenleistungsbereich, in der Trainerausbildung und auf weiteren Gebieten gewährleistet ist", erklärte der DFB.

Enttäuschung auch bei Peters

Peters zeigte sich "sehr enttäuscht, dass das DFB-Präsidium nicht meinem Konzept, das ich gemeinsam mit der sportlichen Leitung der Fußball-Nationalmannschaft entworfen habe, gefolgt ist". In seiner vom DFB verbreiteten Pressemitteilung heißt es weiter: "Leider hat man sich gegen mein langfristiges systematisches Konzept und für den bekannteren Fußballkopf entschieden."

Ob er das Angebot annehmen wird, zum 1. Oktober 2006 einen anderen Posten beim DFB zu übernehmen, macht Peters von Bedingungen abhängig. "Das hängt sicher von einer klar definierten Positionierung meiner Person und den mir dann eingeräumten Kompetenzen ab."

Quelle: ntv.de

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