Real Madrid "Klub des Jahrhunderts"
22.03.2002, 14:30 UhrDer vom Fußballweltverband Fifa zum "Klub des Jahrhunderts" ausgerufene Verein ragt mit seiner Erfolgsstatistik hervor: Acht Mal gewann er den Europa-Pokal der Landesmeister bzw. die Champians League, zwei Mal den Uefa-Pokal und ebenso oft den Weltpokal. Auch auf Landesebene können sich die Ergebnisse sehen lassen: 28-mal holte Real die spanische Meisterschaft und 17-mal den Landespokal.
Die „Königlichen" stellen ihre anhaltenden Ambitionen vor allem durch herausragende Leistungen in der Champions-League-Zwischenrunde unter Beweis, wo sie in sechs Spielen ohne Niederlage blieben.
Real „rauschte" unaufhaltsam durch die Gruppe D und musste sich bei einer Tordifferenz von 14:5 erst im letzten Gruppenspiel bei Panathinaikos Athen (2:2) mit dem ersten Teilerfolg zufrieden geben.
Nach der Niederlage gegen Deportivo La Coruna im spanischen Pokalfinale (1:2) haben jetzt die Titel in Meisterschaft und Europapokal allerhöchste Priorität.
Absoluter Spitzenreiter in Europa ist Real in Sachen Neueinkäufe. Unter dem Präsidenten Florentino Perez kam 2000 der portugiesische Superstar Luis Figo für 58 Millionen Euro und ein Jahr später der französische Welt- und Europameister Zindedine Zidane für die Weltrekordsumme von 77 Millionen Euro.
Weitere Stars im Team sind Raul, Fernando Hierro, Roberto Carlos, Steve McManaman und Fernando Morientes.
Das Duell zwischen Titelverteidiger Bayern München gilt in der eurpäischen Königsklasse mittlerweile als richtungweisender Dauerbrenner.
Denn Madrid gewann seinen achten Landesmeistertitel im Jahr 2000 (3:0 gegen Valencia) erst dank eines zuvor erreichten 2:0 und 1:2 im Halbfinale gegen den deutschen Rekordmeister.
Im vergangenen Jahr folgte dann die „bajuwarische Revanche": Denn das Team von Trainer Ottmar Hitzfeld ebnete durch ein 1:0 und 2:1 im Halbfinale den Weg in das später erst nach Elfmeterschießen gewonnene Champions-League-Finale gegen den zweimal in Folge glücklosen Finalisten Valencia.
4.500 erkämpfte Pokale stehen im Madrider vereinseigenen "sala de trofeos", welches eines der meistbesuchten Museen in Spanien ist. Dabei sind dort noch nicht einmal alle errungenen Auszeichnungen aus Platzmangel ausgestellt - weitere 5.000 liegen noch im Lager.
Die Zugeständnisse, die dem Klub Ende des Jahres 2002 mit der Aufstellung einer Fifa-Weltauswahl als Gegner gemacht werden, sind auf seinen legendären Ruf zurückzuführen. Anders ist die Auszeichnung nicht zu erklären, dass auf die Forderung des Vereins eingegangen wurde, an jenem 18. Dezember kein anderes Fußballspiel auf dem gesamten Globus stattfinden zu lassen.
Als "Madrid Football Club " gegründet, fand am 6. März 1902 die erste Vorstandssitzung statt. Pikanterweise wurde der Verein von zwei Katalanen aus Barcelona gegründet, der Heimstätte des "ewigen Rivalen" FC Barcelona. Diesem Klub unterlag dann der neugegründete Hauptstadtverein in seinem ersten Spiel mit mit 3:1 auf einem Feld neben einer Stierkampfarena. Erst 1920 kam der Klub zu seinem Beinamen "Real", der ihm vom damaligen spanischen Monarchen Alfonso XIII. verliehen wurde.
Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten stellt Real Madrid vor allem die Namen zweier Männer heraus: Santiago Bernabeu und Alfredo di Stefano. Bernabeu hatte schon 1911 als Stürmer begonnen, war anschließend Trainer und von 1943 bis zu seinem Tode 1978 Vereinspräsident. Ihm verdankt Real sein heutiges Stadion im Stadtteil Chamartin, und er war ebenfalls einer der Mitbegründer der spanischen Liga, des Pokals und des Europacups.
Mit dem gebürtigen Argentinier Di Stefano verbindet sich der Aufstieg Reals zur führenden Fußballmacht der Welt. Der "blonde Pfeil" stürmte für jene legendäre Elf, in der er zusammen mit Ferenc Puskas und Francisco Gento als "weißes Ballett" mit fünf aufeinanderfolgenden Siegen den Europa-Cup der Landesmeister zwischen 1956 und 1960 holte und damit in die Geschichte einging. Der heutige Ehrenpräsident war in allen Endspielen als Torschütze erfolgreich.
Die meisten Titel holte mit Real aber Francisco Gento, der als "Nordwind aus Kantabrien" innerhalb von 18 Jahren sechs Europacup-Titel und zwölf Landesmeisterschaften errang.
"Real kauft, was es braucht"
Zum Selbstverständnis des Vereins gehört es, nicht nur die besten, sondern auch die teuersten Spieler unter Vertrag zu nehmen. So folgten seinem Ruf auch deutsche Fußballstars wie Günter Netzer, Paul Breitner, Bodo Illgner, Bernd Schuster und Uli Stielike.
1997 verpflichtete der Klub Jupp Heynckes als Trainer, der ihn auch nach 32-jähriger Wartezeit wieder zum Gewinn des Europapokals führte. Wenige Tage nach dem Sieg wurde er aber entlassen, da er für die verwöhnten Spanier nicht "pompös" genug spielen ließ.
Reals Sportdirektor Jorge Valdano, früher selbst Spieler und Trainer bei Real Madrid, schätzt den Verein folgendermaßen ein: "Real hat den Mythos eines universellen Klubs. Deshalb haben wir die Verpflichtung, die besten Spieler des Universums zu uns zu holen. Real kauft, was es braucht."
Diesen Rat berücksichtigte der seit knapp zwei Jahren amtierende Klubchef Florentino Perez intensiv. Mit den Ablösesummen für den Portugiesen Luis Figo von 68 Mio. Euro an den FC Barcelona 2000 und für den Franko-Algerier Zinedine Zidane von 77,7 Mio. Euro an Juventus Turin 2001 brach der Klub alle Rekorde.
Auch der garantierte Jahresverdienst des französischen Welt- und Europameisters ist mit 10,5 Mio. Euro zuzüglich Titelprämien zwar der höchste, amortisiert sich aber bei einem Verein mit knapp 1.600 Fanklubs von Australien bis Japan. Besonders dann, wenn die Fans den Anspruch erheben, dass das Team nicht nur die besten Spieler in den eigenen Reihen hat, sondern auch Titel holt und außerdem spektakulären Fußball spielt. Dafür stiegen die Merchandising-Einnahmen seit Zidanes Verpflichtung um 30 Prozent, und von Figo wurden bisher über eine Million Trikots verkauft.
Dass sich natürlich bei einer solch expansiven Geschäftspolitik 260 Mio. Euro Schulden anhäuften, ist nicht weiter verwunderlich. Erst der Verkauf des zentrumsnah gelegenen Trainingsgeländes Ciudad Deportiva für 405 Mio. Euro machte den Klub zum Jahresanfang schuldenfrei.
Um sich zum 100. Geburtstag selbst zu beschenken, hat sich der Verein vorgenommen, dieses Jahr das "Triple" zu schaffen: den Gewinn von nationaler Meisterschaft und Pokal zusammen mit der Champions League.
Bei diesem Vorhaben unterstützt Star-Tenor Placido Domingo den Verein mit einer "Jahrhundert-Hymne", und auch Spaniens Ministerpräsident Jose Maria Aznar gestand, dass er seit dem Kindesalter ein glühender Anhänger des Klubs ist. Ob dies allein hilft, ist aber fraglich. Jorge Valdano: "In 100 Jahren hat es mit dem Triple nicht geklappt. Die drei Titel liegen noch vor uns. Es wird schwer, doch wir haben die Chance, drei Mal richtig zuzugreifen."
Quelle: ntv.de