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Ruhe in Klagenfurt Krawalle in Deutschland

Ruhe in Klagenfurt, Krawalle in Deutschland: Nach der 1:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Kroatien sind die befürchteten Hooligan-Aufmärsche in der Kärntner Landeshauptstadt ausgeblieben.

Dafür entlud sich in Deutschland der Frust vieler Fans in Gewalt. "Das ist hier kein Sommermärchen mehr", sagte ein Sprecher der Hamburger Polizei nach erneuten Zwischenfällen in der Hansestadt.

Schlagstöcke in Hamburg

Gegen 22.00 Uhr mussten auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn die Ordnungskräfte Schlagstöcke gegen Randalierer einsetzen, insgesamt zählte die Hamburger Feuerwehr 16 Verletzte.

In Hannover wurden neun deutsche Randalier vorläufig festgenommen, zwei von ihnen verletzten durch Flaschenwürfe zwei andere Zuschauer schwer. Gegen die Beschuldigten wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

In Heilbronn demolierte eine Gruppe Deutscher mit Eisenstangen ein Auto kroatischer Fans. Auf dem Marktplatz prügelten sich deutsche und kroatische Hooligans. Als die Polizei einschritt, gingen die Gruppen plötzlich gemeinsam auf die Beamten los. Drei Personen wurden festgenommen.

Festnahmen in Berlin

In Berlin randalierten im Stadtteil Mitte eine Gruppe betrunkener deutscher Jugendlicher. Als ihnen der Zutritt zu einem Biergarten verweigert wurde, verprügelten sie drei Kellner. Ein 18-Jähriger wurde festgenommen. In Spandau zerschlugen polnische Anhänger nach dem 1:1 ihrer Mannschaft gegen Gastgeber Österreich in einem Biergarten die Einrichtung und gerieten mit der Polizei aneinander. Insgesamt nahmen die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt 17 Personen fest.

Die Polizei in Hamburg stellte unterdessen fest, dass die Stimmung im Vergleich zur WM 2006 "deutlich aggressiver" sei, auch der Alkoholkonsum hätte deutlich zugenommen. Dagegen überwog in Klagenfurt Zufriedenheit und Erleichterung.

Tragischer Zwischenfall

"Aus unserer Sicht ist alles rund abgelaufen. Wir können ein positives Fazit ziehen", sagte Helmut Spahn, Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Allerdings hat der tragische Zwischenfall mit dem Tod des kroatischen Fans die Stimmung schon sehr getrübt." Ein 20 Jahre alter Kroate war in der Innenstadt nach Herz-Kreislauf-Versagen zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Fremdeinwirkung wurde ausgeschlossen.

Aufmärsche deutscher Hooligans wie nach dem Spiel gegen Polen am Sonntag gab es nicht. "Das besonnene, aber konsequente Eingreifen der Polizei nach dem Polen-Spiel hat seine Wirkung nicht verfehlt und das richtige Signal gesetzt", sagte Fan-Forscher Gunter A. Pilz, der den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Sicherheitsfragen berät.

Insgesamt wurden in der Kärntner Landeshauptstadt 24 zumeist alkoholisierte Fans nach kleineren Delikten in Gewahrsam genommen. Am vergangenen Sonntag waren es nach dem Spiel gegen Polen noch 157 Personen gewesen, darunter 144 deutsche Hooligans. Vor allem die Nazi-Parolen der deutschen Krawallmacher waren negativ aufgefallen.

Positives EM-Zwischenfazit

"Die hervorragende Bilanz ist auch auf die szenekundigen Beamten aus dem Ausland zurückzuführen. Die kennen ihre Klientel genau", sagte Günther Marek, EURO-Koordinator im österreichischen Innenministerium, und zog ein positives EM-Zwischenfazit: "Wir haben die sicherheitspolitische Herausforderung in Klagenfurt und Wien bestanden."

In der österreichischen Landeshauptstadt waren am Donnerstag nach Schätzungen der Polizei 200.000 Fußball-Fans auf den Straßen. Es gab nur neun Leichtverletzte zu verzeichnen.

von Jörg Mebus, sid

Quelle: ntv.de

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