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Unfalldrama von Biathlon-LegendeLaura Dahlmeier fand die letzte Ruhestätte am Ort ihrer Träume

25.12.2025, 07:34 Uhr
imageVon David Bedürftig
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Dahlmeier war beim Bergsteigen in Pakistan ums Leben gekommen.

Laura Dahlmeier war eine der besten Biathletinnen der Welt, doch ihr Herz gehörte den Bergen. Ihre Passion wurde der 31-Jährigen im Juli zum tödlichen Verhängnis. Doch über den Wolken war sie frei, dort ruht Dahlmeier nun am Ort ihrer Träume.

Die Berge waren ihre Heimat. In den Bergen fand sie ihre letzte Ruhestätte. Laura Dahlmeier. Eine der besten Biathletinnen aller Zeiten. Eine der besten Bergsteigerinnen der Welt.

Sie waren Dahlmeiers Leben, die Berge. Und sie brachten ihr den Tod. Ihre absolute Leidenschaft wurde ihr zum Verhängnis, als die 31-Jährige Ende Juli beim Abstieg vom Laila Peak im Norden von Pakistan ums Leben kam. Die zweifache Biathlon-Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin wurde auf einer Höhe von 5700 Metern von Steinschlag getroffen. Ihre Leiche konnte bis heute nicht geborgen werden.

Der Laila Peak, der unweit des K2 liegt, des zweithöchsten Bergs der Welt, war der Ort Dahlmeiers Träume. Der Ort der absoluten Freiheit. Genau dort fand sie nun ihre letzte Ruhestätte. "Ich weiß von Laura, dass sie immer von einem Berg geschwärmt hat - und das ist der Laila Peak", sagte Profibergsteiger und Dahlmeiers guter Freund Thomas Huber nach ihrem Tod. "Sie ist ein Bergmädel. Wenn sie in die Berge geht, hat sie gestrahlt, und es ist ihr Leben, sich mit den Bergen zu verbinden."

Der Tod klettert mit

Die Berge, das wusste Dahlmeier, strahlen aber nicht immer zurück. Der Tod klettert mit beim Bergsteigen, es gibt keine Garantien. Das "Bergmädel" trotzte diesen Gefahren ein Leben lang. Genoss sie förmlich, zu wohl fühlte sie sich im Gebirge. Denn auch gerade dieser Nervenkitzel macht für viele einen Teil der Faszination aus, diese gefährlichen Höhen zu erklimmen. "Ich bin Sportlerin und möchte die Grenzen immer wieder gerne ausloten", sagte Dahlmeier einmal. "Das ist mein innerer Antrieb. Ich habe das Gefühl, dass ich die wahre Intensität nur spüre, wenn ich gefordert bin. Wenn es zu entspannt und einfach ist, kommt das gar nicht bei mir an."

Die Region in Pakistan zieht jedes Jahr Bergsteiger an, die Risiken durch Lawinen und Unwetter sind hoch. Dazu der Steinschlag. "Das sind große Brocken, die in Hunderte Teilstücke auseinanderspringen. Dann kommt 50, 100, 200 Meter tiefer ein Steinhagel hinunter, dem kann man oft nicht ausweichen", beschrieb Bergsteiger-Legende Reinhold Messner die Gefahr.

So kam es dann leider auch. Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss, der der Abstieg gelang, schilderte nach dem tragischen Unglück den dramatischen Unfallhergang: "Wenn wir eine halbe Stunde früher dran gewesen wären, dann wären wir auch sicher runtergekommen", sagte sie. Doch dann wurde Dahlmeier von "einem riesengroßen Stein getroffen" und "gegen die Wand geschleudert", worauf sie reglos liegen blieb.

Eine Biathletin wie vom anderen Stern

Mehrere Bergungsmissionen scheiterten. Auch eine letzte von Thomas Huber im September, die Dahlmeiers Vater in Auftrag gegeben hatte. Dieser sagte im "Spiegel": "Wir hätten Laura gern nach Hause gebracht. Aber es war nicht möglich, sie zu holen. Somit bleibt Laura am Berg zurück. Es besteht keine Chance, sie noch zu bergen." Huber fügte hinzu, dass Dahlmeiers Körper am Laila Peak nicht mehr aufzufinden war und in eine der Gletscherspalten gefallen und von heruntergefallenen Gesteinsmassen begraben sein musste.

Leistungssport war für die berggierige Dahlmeier nur eine Etappe. Aber was für eine: Sie betrat 2013 in Nove Mesto die weltweite Biathlon-Bühne und stieg schnell zu einer der besten Biathletinnen aller Zeiten auf. Bereits 2015 feierte Dahlmeier ihren ersten Einzel-Weltcupsieg, ein Jahr später wurde sie immer besser - um bei den Weltmeisterschaften 2017 das Unglaubliche zu schaffen: Dahlmeier gewann in jedem Rennen eine Medaille, fünf goldene und eine silberne. Saisonübergreifend gewann sie im elften WM-Rennen nacheinander eine Medaille, was vor ihr noch keiner anderen Biathletin gelungen war.

"Ich mache Biathlon nicht, weil ich berühmt werden will", sagte Dahlmeier einmal. Wurde sie aber - weil sie etwa auch 2018 große Auftritte bei den Olympischen Spielen hinlegte. Bei den Winterspielen in Pyeongchang gewann Dahlmeier zwei Goldmedaillen und erfüllte sich einen Kindheitstraum.

Dahlmeier-Preis ab 2026

Doch dann hatte Dahlmeier genug vom Biathlon, die Berge, die sie ihr Leben lang am tiefsten in ihrem Herzen trug, riefen wieder. Sie verspürte keine Motivation mehr, sah keine weiteren sportlichen Ziele. 2019 hing sie mit nur 25 Jahren ihre unfassbar erfolgreiche Karriere an den Nagel. Als ZDF-Kommentatorin blieb sie ihrer ehemaligen Liebschaft aber verbunden.

Wie sehr der Biathlon-Sport sie noch immer vermisst - den Menschen Laura Dahlmeier und die Ausnahmesportlerin -, war zu Beginn der neuen Biathlon-Saison zu beobachten. Weltcup-Gesamtsiegerin Franziska Preuß, die zeitweise Dahlmeiers Zimmerkollegin war, sagte: "Ich glaube, es wird einem selbst, wenn es losgeht, auch noch mal mehr bewusst. Wenn das ZDF da ist, aber ohne Laura." Und Selina Grotian schossen im Interview bereits nach wenigen Sekunden die Tränen in die Augen. "Ich weiß noch ganz genau, letztes Jahr in Kontiolahti ist sie extra noch mal mit mir eine Runde gelaufen", erzählte die 21-Jährige vom Saisonauftakt der Vorsaison, ehe ihr die Stimme versagte. "Es wird uns brutal fehlen, dass Laura nicht mehr am Streckenrand steht. Sie hat einem so viel als Mensch gegeben und nicht nur als Sportlerin."

Der Deutsche Ski-Verband (DSV) lobte in Gedenken an die ehemalige Supersportlerin sogar einen Laura-Dahlmeier-Preis aus. Vom kommenden Jahr an wird dieser an eine herausragende Nachwuchsathletin oder einen herausragenden Nachwuchsathleten im DSV verliehen.

Dahlmeier ruht "bis hin zur Ewigkeit"

Dahlmeier starb bei der Betätigung, die sie liebte wie sonst keine auf der Welt. Viele ihrer Weggefährten fanden einen gewissen Trost darin. "Ich glaube, sie hat jetzt einen schönen Platz gefunden für sich. Sie schaut uns vom Himmel aus zu oder sie schaut ihre Gipfel an", sagte Preuß. Bergsteiger Thomas Huber schrieb direkt nach dem Tod seiner guten Freundin: "Dein Zelt bleibt jetzt leer, aber deine Energie strahlt in diesen Bergen bis hin zur Ewigkeit." Als einer der wenigen kennt er ihre letzte Ruhestätte. "Es ist ein wunderschöner Ort, wo Laura jetzt ihre Ruhe findet", sagte Huber über den Felsen an einem riesigen Gletschertal und einem Bergpanorama mit drei Achttausendern.

In diesem gemäldegleichen Gebirge kann Laura Dahlmeier nun die unendliche Freiheit spüren. Über den Wolken ging das schon immer besser als sonst irgendwo für das Bergmädel. Dort, wo sie nun für immer ruht. Bis hin zur Ewigkeit.

Quelle: ntv.de

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