"Machen große Champions nicht" Legende sieht Zverev als Nummer 1, aber ...
26.01.2022, 08:28 Uhr
Alexander Zverev machte sich selbst ratlos.
(Foto: imago images/AAP)
Alexander Zverev war nach Australien gereist, um im Idealfall seinen ersten Grand-Slam-Titel zu holen und sich damit zur Nummer 1 der Tenniswelt zu machen. Es kam anders. Das nährt neue Zweifel am Champion-Format des besten deutschen Tennisspielers, der mit sich selbst hadert.
Der ehemalige Tennisprofi Mats Wilander hält Alexander Zverev trotz des frühen Ausscheidens bei den Australian Open für die wahrscheinliche künftige Nummer eins der Welt. "Ich wäre nicht überrascht, wenn Alexander Zverev ganz oben steht", sagte der 57 Jahre alte Schwede der "Sport Bild" auf die Frage, auf wen er als Weltranglisten-Ersten in fünf Jahren wetten würde. Zverev sei für ihn die erste Wahl: "Er hat den Aufschlag, die Entschlossenheit und den Willen zu arbeiten. Daher wird er lernen, auf allen Belägen, bei allen Grand Slams stark zu spielen." Wilander gewann selbst sieben Grand-Slam-Turniere und führte die Weltrangliste für 20 Wochen an.
Als Titelkandidat war Zverev am vergangenen Sonntag im Achtelfinale der Australian Open ausgeschieden. Der 24 Jahre alte Hamburger müsse "selbstbewusster" sein und solle sich darauf konzentrieren, "konstanter aggressiv zu spielen", sagte der ehemalige Weltranglisten-Erste Wilander: "Mit seinem harten Aufschlag und seinen Grundschlägen kann er Leute vom Platz fegen. Aber wenn das nicht funktioniert, weicht er freiwillig zurück, steht weiter hinten und wird zu passiv. Das machen große Champions nicht!"
"Irgendwas ist passiert"
3:6, 6:7 (5:7), 3:6 hatte Zverev gegen den keineswegs entfesselt aufspielenden Kanadier Dennis Shapovalov verloren und mit einem kraft- und mutlosen, uninspirierten Auftritt überrascht. "Er muss überlegen, was da passiert ist", forderte Tennislegende Boris Becker anschließend bei Eurosport: "Er strotzte vorher vor Selbstvertrauen, aber irgendetwas ist in diesen Wochen von Australien passiert."
Zverev selbst hatte sich nach seiner "herben Klatsche" (Becker) völlig ratlos gezeigt: "Ich werde immer noch alles dafür tun, dass ich irgendwann die Grand-Slam-Trophäe hochhebe", sagte der Olympiasieger: "Im Moment ist es natürlich albern, darüber zu reden, weil ich gerade in der vierten Runde der Australian Open verloren habe, als Nummer drei Gesetzter. Deswegen bin ich jetzt momentan davon weit entfernt." Er müsse über sich selbst nachdenken, sagte er: "Ich bin hierhergekommen, mit dem Ziel zu gewinnen, und vielleicht die Nummer eins zu werden. Aber wenn ich so spiele, verdiene ich es nicht. So einfach ist das."
Eine Erklärung hatte Zverev nicht - und er suchte auch keine Ausreden: "Am Ende des Tages war es einfach nicht gut genug", sagte er. "Ich habe mich schon extrem langsam gefühlt, ich habe mich nicht frisch gefühlt." Er könne jetzt zwar "hier jetzt sitzen, und sagen: 'Ich habe eine Erkältung und noch was.' Aber nein, ich bin immer sehr ehrlich. Ich habe nichts. Ich habe einfach nur eine Scheiß-Woche gehabt, um ehrlich zu sein."
Nach Einschätzung seines Bruders und Managers Mischa war Zverev an den eigenen Erwartungen gescheitert: "Er hat sich zu sehr unter Druck gesetzt, damit ist er nicht fertig geworden", sagte der 34-Jährige der "Bild"-Zeitung.
Quelle: ntv.de, ter/dpa