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Löws T-Frage gelöst Lehmann tritt zurück

Die Karriere von Torwart Jens Lehmann in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist nach zwei Jahren als Nummer eins beendet: 40 Tage nach dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien (0:1) erklärte der 38-Jährige nach einem zweistündigen Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke seinen Rücktritt aus der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

"Ich konnte dem Bundestrainer keine Garantie mehr geben, dass ich über das eine Jahr hinaus, für das ich beim VfB Stuttgart einen Vertrag habe, noch Fußball spielen werde. Insofern habe ich ihm und Andreas Köpke vorgeschlagen, dass sie für die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr mit mir planen", begründete Lehmann, der seine Nationalmannschafts-Karriere damit ohne Titel beendet, seine Entscheidung.

Adler als Favorit auf Nummer eins

Nach dem Gespräch mit Löw und Köpke kam Lehmann zu dem Ergebnis, den Weg in Richtung WM 2010 in Südafrika für einen jüngeren Keeper im deutschen Tor freizumachen. Als erster Anwärter auf die Lehmann-Nachfolge gilt der Leverkusener Rene Adler. Löw bedankte sich nach der Unterredung noch einmal explizit bei Lehmann für die Leistungen der vergangenen beiden Jahre.

"Wir haben in der Beurteilung der Situation absolut auf einer Wellenlänge gelegen. Ich habe mich bei Jens für großartige Leistungen in der Nationalmannschaft bedankt. Sicher wird unser Erfolg bei der WM 2006 dank des Elfmeterschießens gegen Argentinien immer eng mit seinem Namen verbunden bleiben, aber auch bei der EURO 2008 hatte er einen genauso großen Anteil an unserem Erfolg", erklärte Löw, der Lehmann zudem Lob für seine Rolle als Führungsspieler aussprach: "Ich habe bisher nur wenige Spieler kennengelernt, die so positiv und prägnant ihre Erfahrung eingebracht haben, um gemeinsam alles für den Erfolg zu geben."

"Generationswechsel" im Tor

Das Endspiel der EURO 2008 gegen Spanien in Wien am 29. Juni war für Lehmann damit das letzte seiner 61 Länderspiele für die DFB-Auswahl. Sein Debüt in der Nationalmannschaft hatte der streitbare Torwart am 18. Februar 1998 in Maskat gegen den Oman (2: 0) gegeben. Wenige Wochen vor der WM 2006 in Deutschland hatte Lehmann seinen ewigen Konkurrenten Oliver Kahn im DFB-Tor abgelöst.

Nach dem Rücktritt von Lehmann wird Bundestrainer Löw bei der Kader-Bekanntgabe am kommenden Dienstag für das erste Länderspiel nach der EM am 20. August gegen Belgien in Nürnberg voraussichtlich nur Rene Adler (Bayer Leverkusen) und Robert Enke (Hannover 96) nominieren. Nachdem der Bundestrainer in seiner EM-Bilanz einen "Generationswechsel" im Tor der DFB-Auswahl angekündigt hatte, geht der 23-jährige Adler als Favorit in das Rennen um die Nummer 1.

Adler "verkörpert modernen Torhüter"

Adler wird gegen Belgien voraussichtlich sein Debüt beim dreimaligen Welt- und Europameister feiern. Zuletzt hatte sich der von vielen Experten protegierte Leverkusener Keeper für den Fall des Lehmann-Rücktritts bereits klar positioniert: "Die Nummer eins für dein Land zu sein - das ist doch das Größte, was ein Spieler erreichen kann. Es wäre die Bestätigung meiner Arbeit der letzten zwei Jahre." Auch Löw hatte während der EM nur Lob für Adler parat: "Es ist toll, wie er als Torwart mitspielt und ein Spiel lesen kann. Er verkörpert den modernen Torhüter von heute."

Vor Adler hatte sich auch Enke im Rennen um den Stammplatz im deutschen Tor in Stellung gebracht. "Die ganzen Umstände geben mir ein gutes Gefühl. Ich glaube, man steht mir beim DFB sehr positiv gegenüber", meinte der 30-Jährige, nachdem ihm Löw und Köpke als ersten Vertreter von Lehmann bei der EM das Vertrauen geschenkt hatten. Enke vermisst im Konkurrenzkampf mit dem sieben Jahre jüngeren Adler allerdings den Rückhalt der Öffentlichkeit.

Enke vermisst Unterstützung

"Der Bundestrainer hat mich bei EM zur Nummer zwei gemacht - auch wenn das einige nicht zu interessieren scheint und sie lieber andere ins Gepräch bringen", sagte Enke, der aufgrund seines Alters mit Blick auf die WM 2010 in Südafrika möglicherweise Nachteile gegenüber Adler aufweist.

Denn der bei der EM als Nummer 2 geführte Enke ist nach dem Rücktritt Lehmanns nicht automatisch die neue Nummer 1. "Früher hat sich das meist wie von selbst ergeben. Köpke nach Illgner, Kahn nach Köpke, Lehmann nach Kahn. Diesmal gibt es keine so eindeutige Nummer 2. Deshalb würden wir, falls die Situation eintreten sollte, erst einmal die Leistungen beobachten. Es muss nicht sofort eine absolute Festlegung auf die Nummmer 1 stattfinden", erklärte Löw, der in Kürze zudem ein Gespräch mit dem vor der EM ausgebooteten Timo Hildebrand führen will.

Quelle: ntv.de, Von Marc Schmidt, sid

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