Auch Kerber im US-Open-Achtelfinale Lisicki kämpft gegen sich selbst
03.09.2011, 11:42 Uhr
Die Gegnerinnen haben Sabine Lisicki auf dem Zettel.
(Foto: dpa)
Sabine Lisicki weiß: Für die Probleme bei Turnieren in der Vergangenheit war auch eine Lebensmittelunverträglichkeit verantwortlich. Ohne Brot aber mit einem dominanten Sieg zieht die Berlinerin ins Achtelfinale der US Open ein. Das hat Julia Görges verpasst - aber Angelique Kerber überraschend erreicht.
Sabine Lisicki lernt. Fast immer und überall. Gerade in den Tagen von New York, wo an vielen Ecken Gefahren lauern. Für die im Achtelfinale der US Open stehende Berlinerin allerdings eher abseits des Tennisplatzes. Die Pflicht auf dem Court erledigt die längst als Geheimfavoritin geltende Lisicki derzeit souveräner als die Herausforderung am Buffet.
Eine im Mai diagnostizierte Glutenunverträglichkeit piesackt die 21-Jährige mehr als die Gegnerinnen. "Es ist schon sehr mühsam. Ich habe Sehnsucht nach Brot, und jeden Tag muss ich fragen, ob das Bestellte auch okay ist. Manchmal schauen mich die Leute deshalb schon komisch an und denken bestimmt, was will die denn", berichtete die an Nummer 22 gesetzte Lisicki, die ebenso wie die Kielerin Angelique Kerber die Runde der letzten 16 erreicht hat. Andrea Petkovic aus Darmstadt und der gebürtige Hamburger Tommy Haas, sowie der Bayreuther Florian Mayer können noch nachziehen.
Kerber: "Ich kann mitspielen"
Im Gegensatz zu Lisicki darf Kerber ihre Siegesserie in vollen Zügen genießen. Und die Überraschungs-Achtelfinalistin, die am Sonntag auf Monica Niculescu (Rumänien) trifft, hat die Verfolgung der großen Drei aufgenommen. "Ich weiß, dass ich da mitspielen kann", sagte die Weltranglisten-92. mit Blick auf das Powertrio Petkovic, Lisicki und Julia Görges. Kerber traut sich sogar zu, einen der beiden Einzelplätze im Fed-Cup-Team zu erobern.
Die Linkshänderin hat aus den Fehlern der letzten Zeit gelernt und die Verbesserung ihrer Physis in den Mittelpunkt gerückt. Vor Beginn der US-Tour schuftete Kerber vier Wochen in der Schüttler-Waske-Academy in Offenbach. Das Halbfinale in Dallas war der erste Lohn.
Zwei Deutsche sind bereits im Achtelfinale - eine davon ist Angelique Kerber (im Bild) statt der eigentlich erwarteten Julia Görges.
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Bei Lisicki verfehlt derweil die Akribie bei der Auswahl der Speisen ihre Wirkung nicht. "Mein Körper", berichtete die Wimbledon-Halbfinalistin zufrieden, "fühlt sich jetzt besser an. Ich habe nicht mehr diese Schwächephasen." Das war vor gut drei Monaten noch ganz anders. Ausgerechnet gegen die am Sonntag wartende Achtelfinalgegnerin Vera Swonarewa (Russland/Nr. 2) erlebte Lisicki Ende Mai bei den French Open in Paris einen dramatischen Zusammenbruch.
Keine Kohlenhydrate mehr
Wegen der gerade erst diagnostizierten Glutenunverträglichkeit hatte sie im Vorfeld unter anderem keine Kohlenhydrate mehr zu sich nehmen dürfen. Doch weil der Körper sich noch nicht an der Ernährungsumstellung gewöhnt hatte, streikte er in der Pariser Stierkampfarena. Von Krämpfen geplagt, vergab Lisicki gegen Swonarewa beim Stand von 5:2 im dritten Satz sogar einen Matchball. Nach der Partie brach sie am Netz zusammen und musste auf einer Trage abstransportiert werden.
Mittlerweile weiß nicht nur Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, "dass niemand gerne gegen Sabine spielt". Kein Wunder bei der Erfolgsbilanz seit Mitte Juni: Turniersieg in Birmingham, dann Halbfinale in Wimbledon und Stanford, Viertelfinale in Carlsbad und zuletzt der Turniersieg in Dallas. Mit einem "Tunnelblick" versucht Lisicki, die Prognosen der US-Medien zu ignorieren. Für diese ist die Powerspielerin nicht erst seit dem Ausscheiden der Russin Maria Scharapowa mehr als nur eine der Geheimfavoritinnen.
Zu allzu gewagten Aussagen lässt sich die Bollettieri-Schülerin trotz aller Vorschusslorbeeren nicht hinreißen. "Ich will einfach Spaß auf dem Platz haben und mich jeden Tag verbessern", sagt Lisicki. Ansagen wie einst, als sie ganz forsch die Weltranglistenspitze als Ziel ausgab, hört man seit ihrer sechsmonatigen Zwangspause wegen einer Sprunggelenkblessur im vergangenen Jahr nicht mehr.
Quelle: ntv.de, sid