Trainer-Erfolg "down under" "Litti" macht den Meister
06.03.2006, 13:25 UhrDer frühere Fußball-Weltmeister Pierre Littbarski hat nach langen Lehrjahren nun auch als Trainer seinen Meister gemacht. In Australien führte "Litti" den Club Sydney FC zum historischen Titelgewinn in der ersten Saison der A-League. In Leverkusen war der Weltmeister von 1990 an der Seite von Berti Vogts ohne Titel geblieben, in Duisburg hatte es genau so wenig geklappt wie in Japan, wo er seine Spielerkarriere beendet und privat neues Glück gefunden hatte. Erst in "down under" ist der frühere Dribbelkönig ganz oben angekommen.
Lange Zeit zum Feiern blieb Littbarski nicht, wenige Stunden nach dem Schlusspfiff saß er bereits im Flugzeug nach Deutschland, wo er bei einem Filmprojekt über die deutschen Weltmeister von 1990 mitwirkt. In die größte Stadt Australiens wird der frühere Star des 1. FC Köln wohl zurückkommen, vielleicht aber nur, um das Verpacken der Möbel zu überwachen. Littbarski hat angekündigt, dass er eine einjährige Option auf seinen Vertrag nicht wahrnehmen und nur bleiben wird, wenn ihm ein langfristiger Kontrakt angeboten wird.
Glitzerclub der Liga
Wohl gefühlt hat sich der gebürtige Berliner in Sydney allemal, konnte er doch fast unbehelligt in der Menge untertauchen und sich an der Begeisterung seiner Söhne Joel und Lucien für den Strand erfreuen. Zudem lief es als Trainer: Zwar schloss sein favorisiertes Team die erste reguläre Saison in der neu geschaffenen Liga nur auf Platz zwei ab. Das 1:0 (0:0) im Grand Final über die Central Coast Mariners sicherte aber die Meisterschaft für den Glitzerclub der Liga, bei dem nicht nur Littbarski als Trainer, sondern auch der ehemalige Star von Manchester United, Dwight Yorke, als Kapitän angeheuert hatte. Beide zusammen haben in starkem Maße dafür gesorgt, dass die neue nur acht Teams umfassende Liga auf Anhieb zum Erfolg wurde.
Die alte Profimeisterschaft war in einem Sumpf von Schulden, Skandalen und ethnischen Rivalitäten versunken und hatte das Ansehen des "Rundballspiels" im Land von Kricket und Rugby immer wieder beschädigt. Gleichwohl hat keine Sportart auf dem fünften Kontinent mehr Aktive als Fußball, und seit Jahren verdient eine beachtliche Zahl aus Australien kommender Profis in Europa ihr Geld. Die Legionäre waren es auch, die der Liga einen entscheidenden Anstoß gaben, indem sie die erste WM-Qualifikation seit 1974 schafften. Die heimischen Helden zogen immerhin 11.000 Zuschauer im Durchschnitt in die Stadien, in Sydney sogar 16.000. Früher waren die Fußballer schon froh, wenn 4.000 Besucher kamen - und diese sich nicht auf den Rängen prügelten.
Yorke verdiente dem Vernehmen nach allein fast soviel wie die gesamte Mannschaft der Mariners, zu der mit Andre Gumprecht (früher unter anderem in Leverkusen, Jena und Halle) auch ein Deutscher gehört. Im Endspiel war Yorke jeden Cent wert: Obwohl der 34-Jährige nur 48 Stunden vor dem Finale von einem Freundschaftsspiel mit der Nationalmannschaft von Trinidad und Tobago in London zurückgekommen war, gab er die Vorlage zum Tor des Tages von Steve Corica in der 62. Minute. Aber genau wie Littbarski hat sich Yorke noch nicht festgelegt, ob er in Sydney bleibt. Wie auch immer, in den Annalen der A-League wird für ewig stehen: Erster Meister: Sydney FC, Kapitän: Dwight Yorke, Trainer: Pierre Littbarski.
Doug Walters, dpa
Quelle: ntv.de