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Ballack meldet sich fit Löw kündigt harte Linie an

Nach der energischen Ermahnung von Manager Oliver Bierhoff hat auch Joachim Löw sein Personal vor dem Auftakt ins EM-Jahr eindringlich davor gewarnt, die Zügel schleifen zu lassen. Schon beim ersten Test gegen EM-Gastgeber und Gruppengegner Österreich erwartet der Bundestrainer einen couragierten Auftritt und von jedem einzelnen Spieler eine Empfehlung für eines der 23 EM-Tickets.

"Es soll sich keiner wundern, wenn er schlechte Leistungen bringt und dann bei der EM nicht dabei ist", erklärte der Bundestrainer in Wien unmittelbar vor dem ersten Länderspiel 2008. Zwar wollte Löw die Partie gegen die zuletzt schwachen Alpen-Kicker zum jetzigen Zeitpunkt und angesichts der langen Ausfall-Liste "nicht unbedingt als absoluten Härtetest" bezeichnen, versprach aber seinen Profis eine harte Auslese: "Wir werden nicht lockerlassen."

Der Captain ist wieder an Bord

Das ersehnte Comeback von Michael Ballack (31) und auch die Rückkehr von Routinier Bernd Schneider (34) sollen der DFB-Elf, die nach vorzeitiger und souveräner EM-Qualifikation zuletzt geschwächelt hatte, wieder Stabilität und Spielfreude zurückbringen. Beide Routiniers werden Deutschland im Wiener Ernst-Happel-Stadion am Mittwoch (20.35 Uhr) anführen.

"Ich bin hochmotiviert und freue mich auf das Spiel", erklärte Ballack, der nach eigenen Angaben trotz einer Waden- und Kopfblessur auflaufen will. Der letzte Auftritt des Wahl-Engländers im Adler-Trikot liegt fast ein Jahr zurück. "Für alle Spieler ist es enorm wichtig, dass er auf dem Platz steht. Er hat die Ausstrahlung und das Charisma eines Kapitäns", sagte Löw zum Comeback seines Spielführers nach zwei Operationen und vielen Leidens-Monaten.

Löw sucht das Gespräch

Löw versuchte nach der Warnung seines engsten Mitstreiters Bierhoff, dem die zeitige Fokussierung auf die Mission "EM- Titelgewinn 2008" fehlt, vor dem Bruderduell gegen den Nachbarn mit Ruhe und Besonnenheit die widrigen Vorbereitungs-Bedingungen auszugleichen. Zwar konnte er seine 19 eingeladenen Spieler zum einzigen Mal erst beim Abschlusstraining am Abend im Praterstadion geschlossen zur sportlichen Vorbereitung auf das 34. Duell mit Österreich (19 Siege stehen nur acht Niederlagen entgegen) versammeln.

Doch vor allem mit Einzel- und Gruppengesprächen wollte der Bundestrainer dafür sorgen, "dass wir eine Mannschaft auf den Platz schicken, die gute Form zeigt und das Spiel gewinnen will".

Erinnerungen an 2006

Die meisten Akteure haben noch in bester Erinnerung, wie ein total verpatzter Jahresauftakt in Florenz gegen Italien (1:4) das WM-Unternehmen 2006 fast vorzeitig aus den Angeln gehoben hätte. Ähnliches wollen die deutschen Protagonisten dieses Mal auf jeden Fall verhindern.

"Wenn man sich eine Blöße gibt, egal ob der Gegner Italien oder wie jetzt Österreich heißt, dann gibt's Kritik", betonte Ballack zur Bedeutung des Starts ins EM-Jahr. Die Mannschaft könne an der Donau "Selbstbewusstsein sammeln und einen guten Eindruck hinterlassen auch bei der Konkurrenz", unterstrich der Kapitän, der sich im überfüllten Festsaal des Wiener Nobelhotels Bristol den Medien stellte.

Harmonie im Mittelfeld

Ein wenig Skepsis aber bleibt nach den Ausfällen von Frings über Metzelder bis hin zu Jansen und Fritz sowie aufgrund des frühen Zeitpunktes in der Bundesliga-Rückrunde. Zu seinen Ersatzplänen vor allem in der Abwehr wollte Löw "gar nichts" sagen.

Im Mittelfeld sollen sich neben Ballack und Schneider wahrscheinlich auch Bastian Schweinsteiger und Thomas Hitzlsperger einspielen: "Wir müssen schauen, dass eine gewisse Harmonie ins Spiel kommt." Der zuletzt formschwache und an der Bandscheibe verletzte Lukas Podolski muss zunächst auf die Bank. Im Angriff wollte der Bundestrainer erst nach den letzten Trainingseindrücken zwischen Kevin Kuranyi und Mario Gomez als Partner von Miroslav Klose entscheiden.

Dass der WM-Dritte in der Abwesenheit von Ballack ein wenig "ins Stottern" gekommen ist, wollte der Kapitän nicht überbewerten: "Dass da wieder mehr kommen muss, dessen sind wir uns bewusst."

von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa

Quelle: ntv.de

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