Sport

Wunschlos glücklich Löw ohne Vertragsstress

Für Joachim Löw ist eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrages als Bundestrainer trotz der erfolgreichen Premierensaison "im Moment kein Thema". Wichtiger ist dem DFB-Chefcoach die Fortsetzung seines sportlichen Konzepts bei der Fußball-Nationalmannschaft auch über das Jahr 2008 hinaus. "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann den, dass man unseren Weg nicht verlässt, sondern konsequent weitergeht. Wer immer es dann letztendlich macht, ist nicht entscheidend", sagte Löw in einem Interview dem "kicker". Zuletzt hatte Franz Beckenbauer gefordert, den derzeit bis zur EM datierten Kontrakt mit dem Bundestrainer schon jetzt zu verlängern.

Ein Jahr vor der EM nannte Löw sein personelles Grundgerüst für das Turnier in Österreich und der Schweiz. Die WM-Shootingstars Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger gehören trotz ihrer mäßigen Leistungen in der vergangenen Spielzeit demnach zum Stammpersonal. "Entschieden ist nichts, aber klar: Wir haben eine Achse mit Lehmann, Metzelder, Frings, Ballack, Schneider, Klose. Sie führen die Mannschaft. Wer bei der WM zum Stamm gehörte, wird im Normalfall auch bei der EM dabei sein, auch Schweinsteiger und Podolski", sagte Löw.

Die Personallage habe sich in der Nach-WM-Saison verbessert. "Wir haben mehr Alternativen als vor einem Jahr", sagte Löw und bescheinigte namentlich den Stuttgartern Serdar Tasci und Sami Khedira sowie Leverkusens Gonzalo Castro gute Perspektiven im DFB-Team. Durch Verletzungen zurückgeworfene Akteure wie David Odonkor, Gerald Asamoah, Tim Borowski oder Sebastian Kehl werde man versuchen, wieder an die Nationalmannschaft heranzuführen.

Nach der erfolgreichen Saison mit neun Siegen in elf Spielen sieht Löw sein Team auf "Augenhöhe mit Mannschaften wie Italien, Frankreich, Portugal oder England." Die Top-Mannschaft in Europa -wie von Beckenbauer behauptet - sei man noch nicht. Dennoch sei eine deutliche Verbesserung erkennbar, so habe sich die Spanne zwischen Ballannahme und Abspiel von 2,8 auf 1,9 Sekunden reduziert, das Spiel sei also deutlich schneller geworden.

DFB-Chefscout Urs Siegenthaler plädierte für die auch vom Bundestrainer propagierte und praktizierte Individualisierung des Trainings und bezeichnete Löw als Prototypen des neuen Trainers. "Die Offenheit für Anregungen des Offensiv-, Konditions- oder Taktiktrainers ist wichtig. Wenn das geschafft ist, wird ein gut geführter Verein nicht mehr einen Trainer verpflichten, sondern -nennen wir es mal -die Firma Joachim Löw", sagte der Schweizer der "Welt". Dem Bundestrainer bescheinigte er eine "enorme soziale Kompetenz".

Löw merkte an, dass die deutschen Tugenden nicht mehr ausreichten. Denn: "Rennen und kämpfen können selbst die Spieler aus San Marino." Deshalb mahnte er eine Fortsetzung des von seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann eingeschlagenen und von ihm fortgeführten Erneuerungskurses an. "Wir müssen das Scouting-System verbessern, die Trainerausbildung, die Nachwuchsarbeit, die Datenbank", sagte der 47-Jährige. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) seien in seinem ersten Jahr als Chefcoach alle Wünsche "konsequent und schnell umgesetzt worden."

Quelle: ntv.de

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