Letzter Schliff in Klagenfurt Löw voller Optimismus
07.06.2008, 18:13 UhrJoachim Löw brachte es nach der Ankunft in Klagenfurt auf den Punkt. "Wir sind alle heiß und motiviert. Es ist Zeit, dass es endlich losgeht und der Ball rollt. " Nach knapp drei Wochen Vorbereitung, etlichen Trainingseinheiten, vielen Gesprächen und noch mehr Spekulationen um Aufstellung, Form und Ziele hat die Warterei und Ungewissheit nicht nur für den Bundestrainer ein Ende.
Am Nachmittag erreichte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach einem knapp einstündigen Flug von Lugano aus den Spielort in Klagenfurt, wo am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) gegen Polen die erste Etappe der Bergtour 2008 auf dem Programm steht.
Löw und sein Team kamen in Österreich mit "großem Ehrgeiz, voller Überzeugung und Optimismus" an. "Wenn sich bei uns jeder in den Dienst der Mannschaft stellt und wir als verschworene Einheit auftreten, dann muss der EM-Titel kein Traum bleiben", schrieb Löw in einem offenen Brief an die deutschen Fans in mehreren deutschen Tageszeitungen.
"Wir wollen das schaffen"
Ziel nach dem Sommermärchen bei der WM 2006 sei es, verdeutlichte der Bundestrainer weiter, "dass wir wieder Millionen von Fans begeistern und uns mit unserem DFB-Team von der besten Seite zeigen und attraktiven Fußball bieten wollen. Denn wir wollen das schaffen, was uns vor zwei Jahren kurz vor dem großen Ziel verwehrt blieb. Dieses Mal soll unsere Bergtour ein Happy-End erleben - am 29. Juni, im EM-Endspiel von Wien."
Selbst "Kaiser" Franz Beckenbauer traut der Mannschaft nach den zwei EM-Blamagen 2000 und 2004 nicht nur den ersten EM-Sieg seit dem 30. Juni 1996 (2:1 n.V. im Finale gegen Tschechien), sondern den ganz großen Wurf zu. "Ja, wir haben eine echte Titelchance. Wir sind bei dieser EM vielleicht nicht der Favorit Nummer eins. Aber ich halte es mit Helmut Schön, der uns Nationalspielern früher als Bundestrainer immer gesagt hat: Die anderen müssen uns erst einmal schlagen", meinte der Präsident von Bayern München.
Beckenbauer baut auf Ballack
Seinen Optimismus begründet Beckenbauer auch mit der guten Form von Kapitän Michael Ballack. "Er hat mich zuletzt beim 2:1 gegen Serbien voll überzeugt. Ich habe einen echten Kapitän gesehen, der das Tempo des Spiels und den Takt der Mannschaft bestimmt."
Von seinen Mitspielern forderte Ballack einen Sieg im deutschen Auftaktspiel gegen Polen. Torsten Frings, neben Ballack der Schlüsselspieler der DFB-Auswahl im Mittelfeld, ist überzeugt davon, dass alle wissen, um was es geht - zumal sich die Mannschaft seit der WM "weiterentwickelt" hat, wie Frings betont: "Wir glauben tatsächlich daran, dass wir Europameister werden können." Auch Löw geht fest davon aus, "dass alle auf den Punkt topfit sind. Wir können frech in die Partie gehen".
Startaufstellung weiter offen
In welcher Besetzung der erste Schritt zum Titelgewinn erfolgen soll, bleibt weiter das große Geheimnis. Bundestorwarttrainer Andreas Köpke sagte nur, dass sieben, bis acht Positionen "gesetzt sind".
Ansonsten wollte der DFB-Trainerstab das Abschlusstraining im Wörthersee-Stadion in Klagenfurt abwarten und noch einige Einzelgespräche führen, "um zu sehen, in welcher mentalen Verfassung die Spieler sind und wie sie mit der Aufgabe zurecht kommen, die wie für sie angedacht haben", erklärte Löw. Am Sonntagvormittag soll dann die Mannschaft über die Aufstellung informiert werden.
Schlüsselspieler Podolski
Offensichtlich hängt vieles oder sogar alles an Lukas Podolski. Bildet der Münchner wie bei der WM 2006 den Angriff mit dem gesetzten Miroslav Klose, dann wäre zunächst kein Platz für Mario Gomez. Kommt Podolski im linken Mittelfeld zum Einsatz, müssen Clemens Fritz oder sogar Bastian Schweinsteiger um ihren Platz bangen. Allerdings lobte Löw den Münchner nach der Ankunft in Österreich ausdrücklich: "Basti hat sich in dieser Woche deutlich gesteigert."
Eine mögliche Aufstellung mit Podolski im Mittelfeld bezeichnete Beckenbauer als "mutiges Experiment". Aber, so der "Kaiser" weiter: Sie wäre auch "ein klares Signal, dass Deutschland das Auftaktspiel gewinnen will".
Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:
1 Lehmann - 16 Lahm, 17 Mertesacker, 21 Metzelder, 2 Jansen - 4 Fritz, 13 Ballack, 8 Frings, 7 Schweinsteiger (20 Podolski) - 11 Klose, 20 Podolski (9 Gomez)
Quelle: ntv.de