Wildmoser jun. abberufen "Löwen"-Präsident frei
12.03.2004, 12:31 UhrDer Präsident des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, ist frei. Nach drei Tagen Untersuchungshaft verließ der 64-Jährige am Freitag von den Medien unbemerkt durch einen Seitenausgang die Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Der Haftbefehl wurde gegen Auflagen und die Zahlung einer Kaution in sechsstelliger Höhe außer Vollzug gesetzt. Nach Medienberichten soll die Kaution 200.000 Euro betragen.
Wildmoser war zuvor ausführlich zur Korruptionsaffäre um den Bau des neuen Münchner Fußballstadions "Allianz Arena" vernommen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte eine glaubhafte Aussage von ihm zur Bedingung für eine Haftentlassung gemacht. Der "Löwen"-Präsident erhielt die Auflage, keinen Kontakt mit den weiteren Beteiligten der Schmiergeld-Affäre aufzunehmen. Sein Anwalt Steffen Ufer äußerte die Ansicht, dass Wildmoser senior Präsident des TSV 1860 bleiben wolle und betonte zugleich, sein Mandant habe in seiner Aussage noch einmal deutlich gemacht, von den Handlungen seines hauptverdächtigen Sohnes nichts gewusst zu haben.
Die Anklagebehörde wirft Karl-Heinz Wildmoser senior vor, zusammen mit seinem Sohn in Schmiergeldzahlungen in Höhe von 2,8 Mio. Euro bei der Auftragsvergabe für den Stadionbau verwickelt zu sein. Wildmoser junior hatte den Erhalt von Geld eingeräumt, nach Angaben seines Anwalts bei seiner Vernehmung aber ausgesagt, sein Vater habe von den Transaktionen nichts gewusst.
"Löwen" verzichten auf präsidiale Unterstützung
Die Fußballer des TSV 1860 München wollen im Bundesliga-Spiel am Sonntag beim VfB Stuttgart auf die Unterstützung ihres Präsidenten verzichten. "Bei diesem Rummel ist es sicher nicht im Interesse der Mannschaft, wenn er dabei ist", sagte Sportdirektor Dirk Dufner am Freitag in München.
Wildmoser jun. als Geschäftsführer abberufen
Karl-Heinz Wildmoser junior ist am Freitag Tag als Geschäftsführer der Allianz Arena München Stadion GmbH abberufen worden. Sein Anstellungsvertrag wurde mit sofortiger Wirkung beendet.
Das teilten der FC Bayern München der TSV 1860 München nach einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung mit.
Aufträge an Alpine werden überprüft
Inzwischen drohen dem österreichischen Baukonzern Alpine im Zusammenhang mit den 2,8 Mio. Euro Schmiergeldern möglicherweise weit reichende wirtschaftliche Konsequenzen. Wegen Zweifeln an der Zuverlässigkeit des Unternehmens überprüft die Stadt München nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" sämtliche öffentliche Auftragsvergaben an die Firma. "Momentan bin ich nicht bereit, dieser Firma Zuverlässigkeit zu bescheinigen", sagte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) dem Blatt.
Angesichts der Bestechungsvorwürfe stoppte Ude vorerst ein Bauprojekt zur Erweiterung des Münchner U-Bahnhofs Fröttmaning, für das Alpine das günstigste Angebot abgegeben hatte. Vor endgültiger Vergabe des Auftrags soll nun erst einmal das Ermittlungsergebnis zur Stadionaffäre abgewartet werden. Im Auftrag von Ude erstellt das Münchner Baureferat eine Liste aller Projekte, an denen die österreichische Firma beziehungsweise ihr deutsches Tochterunternehmen mit Sitz in Eching bei München beteiligt waren oder sind.
Im Gegensatz zu den Bauaufträgen der öffentlichen Hand handelt es sich bei dem Neubau des Fußballstadions "Allianz Arena" um ein rein privates Bauprojekt, das die beiden Münchner Fußball-Bundesligavereine FC Bayern und TSV 1860 München selbst finanzieren. Ude hatte deshalb mehrfach betont, durch die Korruptionsaffäre beim Stadionbau sei kein Cent an Steuergeldern verloren gegangen.
Quelle: ntv.de