Sport

Chinesen absichtsvoll brüskiert Lomong wird US-Fahnenträger

Die Mission, die Lopez Lomong bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking erfüllen darf, ist höchst ehrenvoll - aber auch ganz schön heikel. Die 23 Kapitäne der US-Olympia-Mannschaft haben ihn zu ihrem Fahnenträger gewählt und damit ein Zeichen gesetzt, ein sehr politisches. Denn Lomong ist geboren im Sudan, er ist ein Opfer des Bürgerkriegs in der Provinz Darfur, ein Konflikt, den er unter dramatischen Umständen überlebt hat und an dem China nicht ganz unbeteiligt ist.

Cheek an Einreise gehindert

Dem 23 Jahre alten 1500-m-Läufer verschlug es die Sprache. Er hatte sich als letzter Athlet überhaupt für die US-Olympia-Mannschaft für Peking qualifiziert. "Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin. Es ist der aufregendste Tag in meinem Leben. Es ist eine große Ehre für mich, dass sich meine Teamkollegen entschieden haben, mich zu wählen", sagte Lomong. Die Wahl erfolgte nur wenige Tage nachdem US-Eisschnellläufer Joey Cheek die Einreise verweigert worden war.

"Team Darfur" am Zug

Cheek hatte die US-Fahne bei den Winterspielen 2006 getragen - und ist Präsident der weltweiten Aktivisten-Gruppe "Team Darfur", die auf den blutigen Konflikt im Sudan aufmerksam machen will. Nach Angaben der UN sind in Darfur bereits 300.000 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 2,2 Millionen wurden vertrieben. China hat eine enge wirtschaftliche Verbindung zu dem afrikanischen Land, vor allem zur dortigen Ölindustrie, und wird von Menschenrechtlern weltweit dafür kritisiert, zu wenig zur Lösung des Konflikts beizutragen.

"Team Darfur"-Mitglied Lomong ist seit 2007 US-Bürger, doch die Gedanken an seine Heimat sind allgegenwärtig. "Was mir Sorgen macht, sind die Kinder, die in Darfur sterben." Er selbst wurde als Sechsjähriger von Milizen verschleppt, konnte aber nach drei Wochen durch ein Loch im Zaun des Gefangenen-Lagers fliehen. Drei Freunde schleppten ihn danach abwechselnd drei Tage lang durch die Wildnis in Richtung Kenia. Dort wurden die vier von der Polizei aufgegriffen und in ein Flüchtlingscamp gesteckt.

"Lost Boys of Sudan"

Zehn Jahre lang kämpfte Lomong mit nur einer Mahlzeit am Tag ums Überleben, 2001 hörte er dann von den "Lost Boys of Sudan" - ein Programm, das 3500 Jungen aus Darfur eine neue Heimat bei Familien in den USA bot. Lomong schrieb seine ganze Lebensgeschichte auf den Antrag und landete bei einem Ehepaar im US-Bundesstaat New York. Mittlerweile lebt und trainiert er in Flagstaff in Arizona, er studiert Tourismus-Management und hofft, die erworbenen Kenntnisse irgendwann in seinem Heimatland anwenden zu können.

"Als Athlet aus dem Sudan habe ich eine Botschaft", sagt Lomong. Seine US-Mannschaftskollegen haben entschieden, dass diese Botschaft möglichst viele Menschen hören sollten.

Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid

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