Fußball-Gipfel in Berlin M-V kommt nicht zurück
01.03.2007, 17:41 UhrStolze wirtschaftliche Bilanz der WM 2006, feierlicher Startschuss für die Bewerbung zur Frauen-WM 2011 und Burgfrieden zwischen den "Streithähnen" Theo Zwanziger und Gerhard Mayer-Vorfelder: Die Fußball-Bosse absolvierten am Donnerstag bei ihrem Gipfeltreffen in Berlin ein enormes Pensum und demonstrierten am Ende eines anstrengenden Tages neue Einigkeit, auch wenn die von "Kaiser" Franz Beckenbauer vorgeschlagene Aufnahme von Mayer-Vorfelder in das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor allem bei Zwanziger auf wenig Gegenliebe stieß.
"Es ist ein Wahnsinn, wegen einer Kooptierung die Satzung zu ändern", sagte DFB-Boss Zwanziger nach dem Friedensgipfel des deutschen Fußballs im Berliner Hotel am Spreebogen. An dem mit Spannung erwarteten Krisengespräch nahmen neben Mayer-Vorfelder, Beckenbauer und Zwanziger noch DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, sein zukünftiger Nachfolger Wolfgang Niersbach, DFB-Schatzmeister Heinrich Schmidhuber sowie der nach dem Tod von Werner Hackmann kommissarische Ligaverbands-Präsident Wolfgang Holzhäuser teil.
Auch wenn Zwanziger der Aufnahme seines ehemaligen Co-Präsidenten in das DFB-Gremium eine klare Absage erteilte, will die DFB-Spitze den ins Abseits geratenen UEFA-Vizepräsidenten wieder in die Mitte des Verbandes zurückholen. "Gerhard Mayer-Vorfelder hat in Zukunft die Möglichkeit, an den Präsidiumssitzungen des DFB teilzunehmen", erläuterte Zwanziger. Der Verband wolle sich einmal pro Monat und nicht wie bislang nur alle zwei Monate zu einem "Jour Fix" treffen.
"Franz Beckenbauer und Gerhard Mayer-Vorfelder sind als unsere Vertreter in den internationalen Gremien dazu eingeladen", meinte Zwanziger. Eine Einladung zu Präsidiumssitzungen sei in "anderen Verbänden eine ganz normale Sache". Außerdem solle man die Angelegenheit nicht so hoch schaukeln, schließlich habe der DFB "weitaus schlimmere Situationen" durchlebt.
Mayer-Vorfelder selbst, der sich in der jüngsten Vergangenheit durch nicht abgestimmte Äußerungen und eigenwillige Positionen selbst ins Abseits manövriert hatte, zeigte sich nach dem Gespräch zufrieden: "Es sind alle Irritationen bereinigt. Ich werde die Einladung des DFB annehmen."
Franz Beckenbauer hatte am Morgen noch gefordert, dass "MV" in den DFB-Vorstand kooptiert werden müsse. "Wegen seiner Position muss er unbedingt an den Präsidiumssitzungen teilnehmen", hatte der "Fußball-Kaiser" gesagt und damit auf den Einfluss angespielt, den "MV" dank seiner Wahl zum Vizepräsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) habe. Der 73 Jahre alte Mayer-Vorfelder war in Ungnade gefallen, nachdem er Michel Platini bei der Wahl zum UEFA-Präsidenten und nicht wie der DFB den Schweden Lennart Johannsson unterstützt hatte. Auch der Vorschlag, CDU-Politiker Friedrich Merz zum neuen Ligaverbands-Präsidenten zu machen, sorgte für mächtig Wirbel.
Endgültig "abgewickelt" ist für den DFB unterdessen die WM 2006. Das OK-Präsidium legte dem Aufsichtsrat mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, DOSB-Präsident Thomas Bach in dessen letzter Sitzung den Abschlussbericht vor. Es folgte die ordnungsgemäße Entlastung. In der allerletzten Bilanz konnte ein Überschuss veröffentlicht werden, der den bisher bekannten Gewinn von 140 Millionen Euro deutlich übertraf.
Die mit dem Weltverband FIFA abgestimmte Bilanz weist einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 155 Millionen Euro aus. Die Rückerstattung an die FIFA aus dem ursprünglich gewährten Organisations-Zuschuss von 170 Millinen Euro erhöhte sich auf 49 Millionen Euro. Der verbleibende Überschuss von folglich 106 Millionen Euro wird zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) geteilt.
Neueste Herausforderung für den DFB ist die Bewerbung für die Frauen-WM 2011. Vor zwei Wochen wurde der "Letter of Interest" bei der FIFA abgegeben. Nun hofft man darauf, fünf Jahre nach dem "Sommermärchen" ein weiteres "Fußball-Happening" ausrichten zu können. Am Donnerstag war die Frist für alle Bewerber abgelaufen, am 31. August entscheidet die FIFA über die Vergabe.
Keine weiteren Misstöne löste das Fernbleiben von Jürgen Klinsmann aus. Der ehemalige Bundestrainer hatte sich am Vortag bei Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen eines "Geheimtreffens" sein Bundesverdienstkreuz abgeholt. Zur Feier kam er allerdings nicht. "Das ist die Privatsache von Jürgen. Er hat ja auch selbst den Termin mit der Kanzlerin abestimmt. Wir müssen akzeptieren, dass er nicht an der Feier teilnimmt", so Beckenbauer.
Nikolaj Stobbe und Jörg Soldwisch, sid
Quelle: ntv.de