Zoff bei Skispringern Machtkampf mit Rohwein
29.12.2007, 15:26 UhrZu Beginn der 56. Vierschanzentournee ist der Machtkampf zwischen dem umstrittenen Skisprung-Bundestrainer Peter Rohwein und den Heimtrainern eskaliert. Heinz Kuttin, österreichischer Trainer des B-Kaders, kritisiert die Kooperation mit dem Chefcoach und fühlt sich von dem nur mit einer Jobgarantie bis Ende der Tournee ausgestatteten Rohwein hintergangen. Zuvor hatte bereits Verbands-Sportchef Thomas Pfüller erklärt, dass er "eine Zusammenarbeit im deutschen Trainerteam nicht erkennen" könne.
"Mit Peter Rohwein ist eine Zusammenarbeit nicht möglich. Er sagt immer, dass es keine deutschen Talente gibt". Dann aber habe er den besten deutschen Nachwuchsspringer, Andreas Wank, nicht in die Weltcup-Mannschaft aufgenommen, kritisierte Kuttin in der "Bild"-Zeitung. "Ich habe ihm den empfohlen, aber meine Meinung wird von ihm nicht akzeptiert."
Bereits im Sommer hätten die Stützpunkttrainer viele Weltcup-Athleten nach vorne gebracht, "doch bei der ersten schlechten Leistung schreit Rohwein in der Öffentlichkeit herum, dass sich niemand weiterentwickelt. Das ist eine Charakterfrage", sagte der Doppel-Weltmeister von 1991 aus Österreich.
Beim Deutschen Skiverband (DSV) sieht man die Rolle von Rohwein ebenfalls kritisch. "Da ist sicher ein Gespräch zwischen Rohwein und Kuttin nötig. Mit den Trainern in den Stützpunkten läuft es nach meiner Auffassung gut, aber es gibt Probleme nach oben rauf", sagte der sportliche Leiter Rudi Tusch dem sid. Im Frühjahr und Herbst habe es zwei Teambuilding-Maßnahmen gegeben, aber es gebe weiterhin Kommunikationsprobleme.
Zumindest zwischen Kuttin und dem umstrittenen Rohwein herrscht Funkstille. Als die Springer des Deutschen Skiverbands (DSV) bereits am Donnerstag ein Sondertraining auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf absolvierten, wurde Assistent Kuttin offenbar übergangen. "Ich wusste nicht mal, dass man dort trainieren kann. Ist das normal? Manchmal frage ich mich: Heinz, warum tust du dir das überhaupt noch an?"
Tusch meinte dazu, dass das Sondertraining aus seiner Sicht überflüssig gewesen sei: "Da muss man doch so selbstbewusst sein, dass man in Oberstdorf erst zum Wettkampf anreist." Kuttins Landsmann Stefan Horngacher, Heimtrainer des viermaligen Weltmeisters Martin Schmitt, hatte schon zuvor Kritik am Bundestrainer geübt. Die Zusammenarbeit sei in diesem Jahr schwierig gewesen, dazu habe es Ansichtsdifferenzen in Sachen Material und Technik gegeben.
Rohwein hatte beim vergangenen Weltcup in Engelberg eine Modifizierung des unter seiner Mitwirkung geänderten Stützpunktsystems gefordert. "Ich habe einige Dinge aus der Hand gegeben, die ich nicht hätte aus der Hand geben sollen", sagte Rohwein, der die Springer wieder öfter beieinander haben will. "Am Ende machen wir es so, wie das A-Team es will und nicht anders", bekräftigte der Bayer. Die Verantwortung solle wieder aus den Stützpunkten herausgenommen werden.
Aber auch dazu gibt es ein klares Nein von Rudi Tusch: "Das Stützpunktsystem gibt es seit anderthalb Jahren. Wir müssen diesem System Zeit geben." Mit oder ohne Rohwein - nach dem Tournee-Finale am 6. Januar hat Pfüller ein Gespräch mit dem Bundestrainer angekündigt.
Quelle: ntv.de