Skispringen / Zakopane Malysz hauchdünn vor Hannawald
20.01.2002, 16:01 UhrVon den Punktrichtern in Sachen Haltungsnoten wohl etwas begünstigt, hat Adam Malysz in Zakopane hauchdünn das zweite Weltcup-Springen vor Sven Hannawald gewonnen. Der Pole erhielt 262,1 Punkte für Flüge auf 131 und 123,5 Meter. Hannawald bekam 261,5 Zähler für 130 und 125 Meter. Dritter wurde der Finne Matti Hautamäki. Während Martin Schmitt mit 243,6 Punkten für 123 und 124 Meter Platz fünf belegte, führt Malysz im Gesamtweltcup mit 1210 Punkten mit 151 Zählern vor Hannawald (1059).
"Das war die absolute Hölle hier, ich habe mich bedrängt gefühlt. Es war schon enttäuschend, dass ich hier ausgepfiffen wurde. So gesehen kann ich mit zwei zweiten Plätzen sehr zufrieden sein", sagte der mit 40.000 Euro belohnte Hannawald.
Nicht ganz einverstanden war auch Reinhard Heß mit der knappen Entscheidung zu Gunsten von Adam Malysz. "Das war von der Haltungsnotengebung nicht regulär. Überhaupt waren die Zuschauer gegenüber Sven sehr unfair, aber er hat das am zweiten Tag sehr gut gemeistert. Das gibt Hoffnung für Olympia", meinte der Bundestrainer.
Der Pole gewann seinerseits nach einem Monat wieder einen Weltcup, obwohl Hannawald in der Summe der Sprünge weiter geflogen war und wie schon bei der Vierschanzentournee eine vorzügliche Haltung bewiesen hatte.
Bereits zuvor war Sven Hannawald denkbar knapp und begleitet vom Pfeifkonzert der 80.000 Zuschauer im polnischen Zakopane ist am Sieg-Weltrekord vorbeigesegelt. Der Finne Matti Hautamäki verhinderte mit einem Vorsprung von 0,4 Punkten (22 Zentimeter) den sechsten Sieg des diesmal zweitplatzierten Deutschen in Folge. Martin Schmitt schaffte mit einem vierten Platz pünktlich drei Wochen vor der Olympia-Entscheidung die Rückkehr in die Weltelite.
"Ich wusste, dass die Serie nicht ewig halten wird. Die anderen sind immer näher gekommen und ich kann mich halt nicht ausruhen", erklärte Hannawald, der bei schwierigen Windbedingungen bei Flügen auf 124 und 130 Meter auf 259,2 Punkte kam.
Matti Hautamäki (259,6/123,5+131 Meter) war minimal besser und Hannawald hält damit weiter "nur" gemeinsam mit Malysz (2001) sowie Andreas Goldberger (1995) den Weltrekord von fünf Weltcup-Siegen in Folge.
Der mit neuen Sprungschuhen angetretene Schmitt wurde freundlicher aufgenommen und segelte mit 247,9 Punkten für 122 und 128,5 Meter direkt hinter dem Österreicher Andreas Widhölzl auf Rang vier. "Ich habe wieder ein gutes Gefühl. Das ist doch vor Olympia ein Ergebnis, auf dem man aufbauen kann", freute sich Schmitt.
Der chaotische Weltcup in der Hohen Tatra sprengte mit über der Unmenge an Zuschauern in und um das nur für die Hälfte vorgesehene Stadion alle bekannten Dimensionen. Tausende Malysz-Fans versuchten ohne oder mit gefälschten Tickets an die große Krokiwschanze zu gelangen und drängten sich bis unmittelbar an den Aufsprunghang. Dabei bestand trotz 870 Sicherheitskräften zwischenzeitlich die Gefahr einer Massenpanik.
Quelle: ntv.de