England Mit Schweden-Power zum Erfolg
21.05.2002, 10:43 UhrVorbei sind die Zeiten, in denen noch der legendäre Satz des berühmten englischen Fußballers Gary Lineker galt. „Fußball ist, wenn 22 Mann dem Ball hinterher rennen, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“, gab der Ausnahmestürmer der 90er Jahre seinerzeit zu Protokoll.
Spätestens am 1. September 2001 wurde jedem deutschen Fußballanhänger schmerzlich vor Augen geführt, dass Fußballerweisheiten nur unzureichend das wirkliche Leben beschreiben.
Im Münchner Olympiastadion besiegte England die deutsche Nationalmannschaft mit 5:1 und ebnete sich dadurch den Weg zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2002.
Vor allem ein Mann wird seit diesem Sieg als Nationalheld verehrt, obwohl er gar kein Engländer ist. Für die Leistung des Trainers Sven Göran Eriksson erfand die Presse das Prädikat "Svensationel". Der Schwede formte innerhalb eines Jahres aus einer verunsicherten Truppe eine erfolgreiche Nationalmannschaft, der von Experten durchaus WM-Chancen eingeräumt werden.
Für ihn steht in den Vorrundenspielen der Gruppe F eine besonders brisante Partie an. Am 2. Juni trifft das englische Team auf die Mannschaft aus Erikssons Heimatland. Der Trainer wird besonders motiviert in diese Partie gehen. Schließlich liegt der letzte Sieg Englands über Schweden 34 Jahre zurück. Mit dem zweiten Gruppengegner Argentinien haben die Engländer noch eine Rechnung offen. Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren unterlagen sie im Achtelfinale gegen die Südamerikaner nach Elfmeterschießen und mussten die Heimreise antreten. Am 7. Juni werden sie die Gelegenheit zur Revanche suchen.
Auch mit dem dritten Gruppengegner wartet eine echte Herausforderung auf Erikssons Team. Wie England erreichte auch Nigeria 1998 das Achtelfinale. Das mit Spannung erwartete Kräftemessen der beiden Turnier-Mannschaften findet am 12. Juni statt.
Wie selten zuvor wird die englische Mannschaft von außergewöhnlichen Einzelspielern bestimmt. Mit David Beckham von Manchester United haben die Briten einen der größten internationalen Stars in ihren Reihen. Englands Sportler des Jahres 2001 ist für das Team so wertvoll, dass er von Eriksson in den Kader nominiert wurde, obwohl er sich erst vor kurzem in der Champions League gegen La Coruna einen Fußbruch zugezogen hatte und deshalb frühestens im zweiten Gruppenspiel gegen Argentinien dabei sein wird.
Stürmerstar Michael Owen vom FC Liverpool ist in Deutschland spätestens seit seinen drei Treffern für England beim 1:5-Debakel im September 2001 gefürchtet. Der 22-jährige Goalgetter traf in der vergangenen Ligaspielzeit 19 mal ins gegnerische Netz.
Insgesamt setzt der englische Trainer bei der Zusammenstellung seines WM-Aufgebots auf das Prinzip Blockbildung. Der Großteil seiner Spieler kommt von den großen Vereinen in England. Meister und Pokalsieger Arsenal London stellt wie ManU und Leeds United je vier Spieler. Drei Akteure kommen vom FC Liverpool.
Eriksson baut auf eine Mischung zwischen Jung und Alt. Neben den zwei „Oldies“ der Truppe, dem 38-jährigen David Seaman von Arsenal London und dem 36-jährigen Teddy Sheringham von Tottenham Hotspur, finden sich zwölf Spieler unter 25 Jahren im englischen Kader wieder.
Einer von ihnen ist den deutschen Fußballzuschauern wohlbekannt. Owen Hargreaves vom FC Bayern München konnte einen der begehrten Plätze im 23er Aufgebot für die WM in Japan und Südkorea ergattern. Der Mittelfeldmann vom Tabellendritten der Bundesliga wird derzeit heftigst von Arsenal London umworben und denkt ernsthaft über einen Wechsel in die Premier League nach.
Hingegen verzichtet Eriksson auf Steve McManaman vom Champions League Sieger Real Madrid, der noch beim 5:1-Sieg über Deutschland dabei war. Unfreiwillig musste Linksverteidiger Gary Neville von Manchester United seine Teilnahme absagen. Im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Bayer Leverkusen hatte er sich einen Mittelfußbruch zugezogen.
Das englische Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea:
Tor: David Seaman (Arsenal London), Nigel Martyn (Leeds United), David James (West Ham United)
Abwehr: Danny Mills, Rio Ferdinand (beide Leeds United), Wes Brown (Manchester United), Sol Campbell, Ashley Cole, Martin Keown (alle Arsenal London), Gareth Southgate (FC Middlesbrough), Wayne Bridge (FC Southampton)
Mittelfeld: David Beckham, Paul Scholes, Nicky Butt (alle Manchester United), Trevor Sinclair (West Ham United), Kieron Dyer (Newcastle United), Owen Hargreaves (Bayern München), Joe Cole (West Ham United)
Angriff: Michael Owen, Emile Heskey (beide FC Liverpool), Robbie Fowler (Leeds United), Darius Vassell (Aston Villa), Teddy Sheringham (Tottenham Hotspur)
Quelle: ntv.de