Sport

Spanier mit Kurzpass-Taktik Mit "Tiqui-Taca" Italien ärgern

Mit "Tiqui-Taca" den Catenaccio knacken: Spanien setzt gegen Italiens Defensiv-Künstler auf einen Systemwechsel. Führte gegen Russland und Schweden noch eine Kontertaktik zum Erfolg, will die "Seleccin" gegen die völlig anders agierende "Squadra Azzurra" im EM-Viertelfinale in Wien auf ihr bewährtes, schnelles Kurzpass-Spiel zurückgreifen. "Wir müssen möglichst viel in Ballbesitz bleiben und Druck erzeugen", gab Trainer Luis Aragons als Devise aus.

Auch wenn Italien nur mit Ach und Krach den Vorrunden-K.o. vermeiden konnte, haben die dreimal siegreichen Spanier gehörigen Respekt vor dem vierfachen Weltmeister. "Italien ist Champion. Das ist kein Zufall. Vom Papier her sind sie Favorit", sagte Stürmer-Star Fernando Torres nach dem öffentlichen Training in Neustift. "Das ist einer der schlimmsten Gegner, die es gibt. Das ist eine große Mannschaft, die sowohl in der Defensive wie der Offensive stark ist", urteilte Aragons. "Aber ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen können."

Drei Tage weniger Pause für Azzurri

Der Trainer-Fuchs kann nach dem geglückten Experiment gegen Griechenland (2:1) mit einer B-Elf wieder auf seinen ausgeruhten, kompletten A-Kader zurückgreifen. Italiens Stammformation hat nicht nur drei Tage weniger Pause, sondern muss auch noch die schwerwiegenden Ausfälle von Spielmacher Andrea Pirlo, Zerstörer Gennaro Gattuso (beide gelb-gesperrt) und dem verletzten Neu-Wolfsburger Verteidiger Andrea Barzagli verkraften. "Angesichts ihres Potenzials können sie das ersetzen", spielte Aragons den eigenen Vorteil herunter. "Dann kommt eben ein Ambrosini, Perrotta oder sonst einer."

"Keine Konter zulassen"

Aber natürlich passt Aragons diese Schwächung voll ins Konzept. So dürfte das spanische Übergewicht im Mittelfeld, seinem Herzstück, noch größer werden. Damit wäre eine wesentliche Voraussetzung für "Tiqui-Taca" gegeben. Kontrollieren Xavi & Co. das Geschehen, können sie EM-Torjäger David Villa und Torres, mit bislang fünf Treffern in nur zwei Begegnungen das mit Abstand gefährlichste Stürmerduo, gezielt einsetzen. "Wir versuchen, ihre wenigen Schwächen auszunutzen", sagte Aragons. Mittelfeldmann David Silvas Erfolgsrezept lautete: "Wir müssen hinten sicher stehen und schnell spielen." Torres warnte: "Italien ist gefährlich. Wir dürfen keine Konter zulassen."

Trotz allen Respekts bereitet Luca Toni den Spaniern keine schlaflosen Nächte. "Er ist sicher einer der Stärksten bei Italien, aber unsere Innenverteidiger werden sich um ihn kümmern", kündigte der ausgebuffte Coach eine intensive "Betreuung" für den kopfball-gefährlichen, bislang aber erfolglosen Torjäger des FC Bayern an.

Kein Sieg seit 88 Jahren

Aber nicht nur Luca Toni und Kollegen, sondern auch der Fluch gegen die "Azzurri" soll im Viertelfinale gestoppt werden. Seit 88 Jahren haben die Iberer gegen Italien kein Pflichtspiel mehr gewonnen: Sesumaga brachte dieses Kunststück mit seinen beiden Treffern zum 2:0 am 2. September 1920 bei den Olympischen Spielen in Antwerpen quasi im Alleingang letztmals zustande. Damals holte Spanien Silber.

"Fiesta" in Rot-Gelb

"Wir haben keine Angst. Wir werden gewinnen", versicherte Torres. "Jetzt fängt die EM erst wirklich an." Aragons sieht seine Schützlinge für den großen Schlagabtausch bestens gerüstet: "Wir sind physisch und psychisch bestens drauf und technisch stark." Im Ernst-Happel-Stadion soll die "Fiesta" in Rot-Gelb weitergehen, das von Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) geleitete Schlagerspiel nur eine weitere Etappe auf dem Weg zum Traumziel Titel-Triumph sein.

Von Elmar Dreher, dpa

Quelle: ntv.de

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