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Keine Welle der WM-Euphorie Mitfavorit China will weiterfeiern

Für viele Chinesen geht die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen erst so richtig los. Denn am dritten Turniertag steigen auch die Gastgeberinnen in Wuhan gegen Dänemark ins Turnier ein. Die Gunst der Fußballfans im Reich der Mitte ist der Mannschaft sicher. Im Gegensatz zu den Männern haben sie sich mit kontinuierlichen Leistungen großen Respekt in den vergangenen Jahren bei ihren Landsleuten erarbeitet.
"Schon zu meiner Zeit war klar zu sehen, dass die Männer nie den Elan hatten wie die Mädchen", sagt der frühere Bundesliga-Trainer Klaus Schlappner, der von 1992 bis 1995 die Verantwortung für Chinas Nationalmannschaft trug. Bei offiziellen Terminen wurde den Männer damals stets mit auf den Weg gegeben, sie mögen sich so anstrengen wie die Frauen. Das würde schon zu Erfolgen führen, hieß es immer.
Gastgeber als Mitfavorit
Inzwischen sind mehr als zehn Jahre vergangen und Chinas Männer noch immer weit von der Weltspitze entfernt. Die Frauen dagegen gehören im eigenen Land zum erweiterten Favoritenkreis. Auch DFB-Trainerin Silvia Neid hat China auf der Rechnung. "Sie sind körperlich fit, zweikampfstark und taktisch gut geschult. Ich zähle sie zu den Mannschaften, die Weltmeister werden können", sagt sie. Schon einmal waren die Chinesinnen dicht dran, als sie 1999 im Finale den USA unterlagen.
Keine Welle der Euphorie
Doch bei allem Respekt im Land für die Leistungen der Fußballerinnen würde selbst der WM-Titel keine Welle der Euphorie in China entfachen. Das Land scheint dazu schon viel zu sehr mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 2008 in Peking beschäftigt zu sein. Viele Mitarbeiter des Olympia-Organisationskomitees BOCOG müssen sogar darauf hingewiesen werden, dass in China eine Frauenfußball-WM ausgetragen wird. "Die Bedeutung der WM liegt auf einer Skala zwischen eins und zehn höchsten bei drei", sagt ein Sportjournalist der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Zuschauerzahlen in Millionenhöhe
Zumal viele Chinesen sich vom Fußball abgewendet haben, nachdem in der heimischen Liga in der Vergangenheit zahlreiche Spiele verschoben und die Ergebnisse abgesprochen worden waren. Die Frauen allein können die Kastanien nicht aus dem Feuer holen. Aber immerhin sind in einem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern Zuschauerzahlen in Millionenhöhe bei den Live-Übertragungen im Fernsehen garantiert.
Minimalziel Halbfinale
Das Minimalziel der Chinesinnen heißt Halbfinale. Das hat die neue Trainerin Marika Domanski-Lyfors vorgegeben. Die Schwedin ist die erste Ausländerin, die das chinesische Frauenteam betreut. Sie wurde erst im März 2007 engagiert, nachdem China beim Algarve-Cup in Portugal mit vier Niederlagen auf einem enttäuschenden zehnten Platz landete, und der Verband sich zum Handeln gezwungen sah. Beim ersten WM-Turnier 1991 in China langte es nur zum Viertelfinale für die Gastgeberinnen. Damals scheiterten sie im Viertelfinale an Schweden.
Von Marcel Grzanna, sid

Quelle: ntv.de

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