Sturm und Regen "Monsun"-Marathon in Boston
17.04.2007, 10:39 UhrDer 111. Boston-Marathon wird als Sturm- und Regenrennen in die Geschichte eingehen. Dauerregen, starke Windböen und Temperaturen um die zehn Grad ließen den ältesten Städtemarathon der Welt zum schwersten und zugleich langsamsten der vergangenen Jahre werden. Die Veranstalter sprachen diesmal nicht vom Marathon-Montag, sondern vom "Monsun-Montag".
Robert Cheruiyot und Debütantin Lidija Grigorjewa kamen am besten mit den nasskalten Bedingungen zurecht. Der Kenianer gewann bereits zum dritten Mal, die Russin durfte sich erstmals den berühmten Olivenkranz aufsetzen lassen. Und die 33-Jährige war letztlich eine der wenigen, die dem Wetter sogar etwas Gutes abgewinnen konnten. "Das hat mich nicht so gestört. Ich habe zu Hause in Russland auch viel bei Regen und kaltem Wind trainiert", meinte Grigorjewa, deren Siegerzeit von 2:29:18 Stunden die langsamste seit 1985 war.
Die 2:14:13 Stunden von Robert Cheruiyot war sogar die schlechteste Zeit seit 1976. Das damalige Rennen gilt mit Temperaturen von 35 Grad bis heute als das wärmste der Bostoner Historie. "Das hier ist mein Marathon, ich werde 2008 auf jeden Fall wiederkommen. Dann will ich hier zum vierten Mal gewinnen. Ich hoffe jedoch, dass das Wetter dann besser ist. Heute war es einfach zu kalt", sagte Cheruiyot, der bereits 2003 und 2006 triumphiert hatte.
Seine Landsmänner James Kwambai und Stephen Kiogora komplettierten den kenianischen Erfolg. Für das afrikanische Läuferland ist Boston seit Jahren ein gutes Pflaster: Seit dem ersten Sieg im Jahre 1988 kam der Champion nur vier Mal nicht aus Kenia. Bei den Frauen hingegen beendete Grigorjewa die Dominanz der kenianischen Frauen, die zuletzt drei Mal nacheinander als erste auf der Boylston-Street durchs Ziel liefen.
Ihre Hymne bekam Grigorjewa, die sich vor Jelena Prokopcuka aus Lettland und der Mexikanerin Madai Perez durchsetzte, dennoch nicht zu hören. Zumindest nicht die richtige. Den Veranstaltern unterlief bei der Siegerehrung ein Fauxpas: An Stelle der aktuellen russischen mit der altbekannten (sowjetischen) Melodie wurde die schon seit Jahren abgeschaffte Hymne intoniert. Nur von 1991 bis Ende 2000 wurde das "Patriotische Lied" des russischen Komponisten Michail Glinka gespielt. Grigorjeva war jedoch von ihrem Sieg so überwältigt, dass sie das gar nicht mitbekommen hat.
Die deutsche Hymne wurde in Boston zuletzt 1996 gespielt, als Uta Pippig zum dritten Mal in Serie gewann. Diesmal kam Ulrich Steidl immerhin auf einen beachtlichen zwölften Rang. Der 35-jährige Hesse, der seit Jahren in den USA lebt, wollte sich eigentlich für die Weltmeisterschaften in Osaka qualifizieren. Seine Zeit von 2:19:54 Stunden war jedoch fast sieben Minuten langsamer als die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Doch die geforderten 2:13 Stunden hätten am Monsun-Montag in Boston nicht einmal Robert Cheruiyot und seine konkurrenzlosen Kenianer geschafft.
Quelle: ntv.de