"Richtig schnell eingeschossen" MotoGP-Rookie Jonas Folger überrascht alle
13.03.2017, 00:20 Uhr
Jonas Folger fährt erstmals in der MotoGP.
(Foto: imago/Xinhua)
In zwei Wochen startet die MotoGP in die neue Saison. Erstmals mit dabei ist der Deutsche Jonas Folger. Die Vorzeichen stehen gut: Auch beim letzten Test in Doha übertrifft der Neuling alle Erwartungen.
Schon lange liegt Flutlicht über dem Fahrerlager. Es geht Richtung Mitternacht, erst jetzt ist der Arbeitstag von Jonas Folger zu Ende. "Ich bin bereit. Es ist Zeit loszulegen", sagt der Neue, als es zur Schlafenszeit in Katar im Halbdunkel hinter der Box darum geht, den starken Auftritt beim letzten Test vor dem Start in seine erste MotoGP-Saison einzuordnen. Folger hat die Erwartungen weit übertroffen.
Auf dem Losail Circuit, knapp 30 Kilometer nördlich der Metropole Doha im Nichts gelegen, hat der 23-Jährige bestätigt, dass mit ihm zu rechnen sein wird. Wie zuletzt auf Phillip Island/Australien war der Motorradpilot vorn dabei, unter den Allerbesten. Folger fuhr zwei Wochen vor dem Auftakt an gleicher Stelle sogar schneller als Weltmeister Marc Márquez aus Spanien. Und das regelmäßig.
"Niemand hat erwartet, dass er auf einem so hohen Level unterwegs sein würde", sagt Nicolas Goyon, Crew Chief des Yamaha-Piloten beim französischen Tech3-Rennstall und lobt die ersten Schritte in der neuen Umgebung. Doch bislang wurde nur getestet. "Die Rennen zählen", sagt Goyon, er will damit bei aller Zufriedenheit sagen: Erst mal abwarten.
Den Ernstfall simulieren
In der Wüste wird hart daran getüftelt, Fahrer und Maschine flott zu machen. Folger hat dabei viel Manpower im Rücken. Goyon ist ausschließlich für ihn zuständig, auch ein eigener Daten-Ingenieur und drei Mechaniker stehen dem Oberbayern zur Verfügung. Die Arbeit im Team ist strikt getrennt, Folgers französischer Teamkollege Johann Zarco, der Moto2-Weltmeister, hat auch seine Leute. Sieben Stunden stehen sie täglich zur Verfügung.
Ausgenutzt wird die volle Trainingszeit nie. Punkt 16.00 Uhr geht die Boxengasse auf, doch erst nach 18.00 Uhr, wenn es langsam dunkel wird, öffnen sich die meisten Garagen. Beim Großen Preis von Katar wird abends gefahren, "deshalb testen wir nicht am Tag", sagt Goyon. Es geht auch darum, den Ernstfall zu simulieren.
"Es kann immer besser laufen"
Handgezählte 58 Zuschauer sitzen am Samstag auf der Haupttribüne, als Folger loslegt. Nur die MotoGP-Klasse ist da, die Atmosphäre ist familiär, an der Strecke ist ganz anders als an Rennwochenenden kaum etwas los. Beste Bedingungen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Folger will nach seinem Aufstieg aus der Moto2 in die Königsklasse Spuren hinterlassen. Das Material ist top, nur die großen Werksteams sind besser aufgestellt. "Die Yamaha passt zu mir. Ich mag das Bike, ich kann schnell ans Limit gehen", sagt Folger, der beim Auftakt Sechster, am Samstag sogar Dritter und zum Abschluss am Sonntag Siebter war.
"Astrein. Ich habe mich richtig schnell eingeschossen. Jedes Mal, wenn wir rausgehen, machen wir einen Fortschritt", sagt Folger, meint aber auch: "Es ist nie genug. Es kann immer besser laufen."
Natürlich sind die Erfahrungen aus der Vorbereitung mit Vorsicht zu genießen. Doch der Rookie kann die Herausforderung mit viel Selbstvertrauen anzugehen. Die Stimmung im Team ist gut, Probleme gibt es kaum, und wenn, dann sind es Kleinigkeiten. Auf die Frage, wie seine Reaktion ausgefallen wäre, wenn er vorher gewusst hätte, wie es in Katar läuft, meinte er vielsagend: "Da hätte ich mit dem Kopf geschüttelt."
Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid