Dopingsperre von Pechstein NADA kritisiert DESG-Manöver
12.07.2009, 16:54 UhrArmin Baumert, der Vorstands-Vorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA, hat alle Vorstöße der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) in der Affäre Claudia Pechstein als "juristische Spitzfindigkeiten" und "verständliche Manöver" bezeichnet. Dass diese vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS Bestand haben werden, schließt er aus.

Für Armin Baumert gibt es keine Zweifel, dass die ISU-Juristen nicht "wasserdicht" gearbeitet haben.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
"Egal, was die DESG und ihr Anwalt da erzählen: Der WADA-Code gilt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Juristen des Weltverbandes in den zurückliegenden vier Monaten nicht alles getan haben, um die Beweise wasserdicht vorzulegen", sagte Baumert.
Er reagierte damit auf die Aussagen von DESG-Anwalt Marius Breucker auf der Pressekonferenz in München, als er der ISU vorgeworfen hatte, die Zwei-Jahres-Sperre für Claudia Pechstein wegen angeblichen Blutdopings nicht entsprechend der eigenen Verbands-Regularien ausgesprochen zu haben.
DESG-Präsident Gerd Heinze verteidigte die Strategie des Verbandes. "Wir wollten damit zeigen, wie amateurhaft die ISU ihre Regeln aufgestellt hat", begründete er das Vorgehen, fügte aber hinzu: "Wir sind für Blutprofile, wir wollen Aufklärung und keineswegs den Eindruck erwecken, dass wir mit einer Formfehler-Debatte irgendetwas unter den Tisch kehren wollen."
Vorwärtsverteidigung für die falsche Sache?
Laut Baumert haben alle internationalen Spitzenverbände den WADA-Code bestätigt und handeln nun auch danach. Damit sei vom 1. Januar an eine Sperre aufgrund von Indizien auch ohne positiven Befund möglich. "Die DESG betreibt eine Vorwärts-Verteidigung, vielleicht muss sie irgendwann erkennen, dass sie sich für die falsche Sache engagiert", konstatierte Baumert und fügte hinzu: "Auch die ISU-Funktionäre sind sich im Klaren, dass es um viel Geld geht. Daher warne ich davor zu unterstellen, dass sie nicht ihre eigenen Regularien eingehalten habe."

Der Nürnberger Doping-Experte Fritz Sörgel schlägt Pechstein eine medizinische Quarantäne zur Entkräftung des Dopingvorwurfs vor.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Baumert gab seiner Überzeugung nachdrücklich Ausdruck, dass das Urteil des CAS "nie und nimmer an Formalien scheitern werde". Es gehe in der Hauptverhandlung nur darum, die "Indizien von wissenschaftlicher Seite bestätigt zu bekommen". Auch glaubt Baumert nicht, dass sich Pechstein der vom Doping-Experten Fritz Sörgel vorgeschlagenen zweiwöchigen medizinischen Quarantäne unterziehen werde. "Das wird sie nicht tun", ist sich Baumert sicher.
Sörgel hatte in einem Gastkommentar für den Berliner "Tagesspiegel" gefordert: "Frau Pechstein muss von Kopf bis Fuß von klinischen Chemikern, Genetikern und Hämatologen untersucht werden - als Minimalprogramm. Am besten wären zwei Wochen Quarantäne, um diese Entwicklung ihres Blutbildes unter Aufsicht zu beobachten."
Kritik an Breuckers Doppelrolle
Baumert kritisierte zudem indirekt, dass Anwalt Breucker sowohl für die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA wie auch für einen betroffenen Verband wie die DESG tätig sei. "Es ist schwierig, wenn die gleichen Personen verschiedene Hüte aufsetzen. Dadurch wird die Sache nicht leichter."
Quelle: ntv.de