Bengals gewinnen "Gurken"-Duell Quarterback-Star Hurts leistet sich fatalen Blackout
16.10.2023, 06:18 Uhr
Die Topteams der NFL kassieren am sechsten Spieltag überraschende Pleiten: Sowohl die San Francisco 49ers als auch die Philadelphia Eagles vergeben in den letzten Minuten jeweils den möglichen Sieg. Derweil setzen die Detroit Lions ihren erstaunlichen Lauf fort.
Glückskind Brock Purdy gelingt nicht alles: Die San Francisco 49ers mit Quarterback Brock Purdy haben in der NFL überraschend zum ersten Mal in dieser Saison verloren. Nach fünf Siegen in Serie unterlag der Super-Bowl-Kandidat 17:19 bei den Cleveland Browns, die noch dazu ohne ihren angeschlagenen Stamm-Spielmacher Deshaun Watson angetreten waren. Ein Field-Goal-Versuch der 49ers aus 41 Yards neun Sekunden vor dem Ende verfehlte das Ziel und besiegelte den unerwarteten Dämpfer.

Die 49ers um Quarterback Brock Purdy (l.) mussten sich in Cleveland überraschend geschlagen geben.
(Foto: Ron Schwane/AP/dpa)
Mann des Tages für Cleveland war deswegen Kicker Dustin Hopkins, der mit vier verwandelten Field Goals und einem Extrapunkt auf insgesamt 13 Punkte kam für sein Team. Für die Browns war es erst der zweite Sieg in dieser Saison. Die 49ers hatten die Partie zunächst im Griff und führten 10:0 und 17:13, hatten dann aber Pech bei zwei fragwürdigen Entscheidungen der Schiedsrichter im letzten Viertel der Partie. Für Purdy war es die erste Hauptrunden-Niederlage überhaupt in seiner märchenhaften Karriere. Bislang war es für den Mann, der in der Talentauswahl, dem sogenannten Draft, einst an letzter Stelle ausgewählt worden war, nur bergauf gegangen. Gegen die Browns erlebte er indes den wohl schwächsten Abend seiner NFL-Zeit. Die griffige Browns-Defense setzte "Mr. Irrelevant" des letztjährigen Drafts merklich zu. Schlussendlich brachte der 23-Jährige nur zwölf seiner 27 Passversuche an den Mann und erzielte damit gerade einmal 127 Yards. Zudem warf er neben einem Touchdown auch seine erste Interception in dieser Saison.
Jalens Hurts wirft den Sieg weg: Die Philadelphia Eagles haben als letztes Team die erste Saisonniederlage kassiert. Der Super-Bowl-Verlierer der Vorsaison patzte bei den New York Jets dramatisch mit 14:20 und steht nun bei fünf Siegen aus sechs Spielen. Im MetLife Stadium in East Rutherford leistete sich Eagles-Quarterback Jalen Hurts zwei Minuten vor Spielende eine fatale Interception, Jets-Runningback Breece Hall sicherte New York in der Folge mit einem späten Touchdown den Sieg. Für die Jets, denen Star-Quarterback Aaron Rodgers mit einem Achillessehnenriss voraussichtlich die komplette Spielzeit fehlen wird, war es der dritte Saisonsieg und der erste Erfolg gegen die Eagles überhaupt.
Cincinnati Bengals wanken zum Sieg: In dieser engen, aber vor allem zähen Partie behielten die Bengals um Star-Quarterback Joe Burrow am Ende knapp die Oberhand. In der ersten Hälfte konnte sich Cincinnati trotz leichter Dominanz nicht richtig absetzen. Das dritte Viertel eröffnete Burrow mit einer Interception, die jedoch ohne Folgen blieb, da auch ein Passversuch seines Gegenübers Geno Smith in den Händen der gegnerischen Defense landete. Trotz einer deutlichen Leistungssteigerung reichte es für die Seahawks im vierten Viertel nur noch zu einem Field Goal, da die Offense gleich zweimal kurz vor der Endzone strauchelte.
In der Bengals-Offensive hatte Burrow insbesondere nach der Halbzeit große Probleme. Dass die Bengals dennoch ihren dritten Saisonsieg einfahren konnten, hatte das Team seiner bärenstarke Defense zu verdanken, die Geno Smith und Co. gleich mehrfach kurz vor der Endzone stoppte. Der Quarterback der Seahawks fand kaum Anspielstationen, bekam ständig Druck und machte entsprechend viele Fehler. In den entscheidenden Momenten zeigte der 33-Jährige Nerven.
Die phänomenale Wandlung der Detroit Lions: Amon-Ra St. Brown hat seinen dritten Touchdown in dieser Saison erzielt und mit den Detroit Lions auch gegen die Tampa Bay Buccaneers gewonnen. Durch das 20:6 in Florida entwickeln sich die zuvor jahrelang notorisch schlechten Lions mit nun fünf Siegen in sechs NFL-Spielen in dieser Saison immer mehr zu einem ernst zu nehmenden Kandidaten für den Super Bowl. St. Brown erzielte nach einem Spiel Verletzungspause den ersten Touchdown für sein Team nach einem guten Block durch seinen Teamkollegen Craig Reynolds und verbuchte am Ende 124 Yards mit zwölf gefangenen Pässen von Quarterback Jared Goff. Goff blieb ohne Fehlpass und hatte zwei Touchdown-Pässe gegen die Bucs, die zuvor mit Quarterback Baker Mayfield drei von vier Spielen gewonnen hatten.
Der gnadenlose Absturz der New England Patriots: Im krassen Kontrast dazu stehen die New England Patriots, die bei den Las Vegas Raiders bereits die fünfte Niederlage im sechsten Saisonspiel kassierten und so schlecht dastehen wie noch nie in der Amtszeit von Trainer Bill Belichick. Die Raiders um den Stuttgarter Jakob Johnson - der seine NFL-Karriere als Profi der Patriots begann - kommen nach dem 21:17 nun auf drei Siege und drei Niederlagen. Raiders-Quarterback Jimmy Garoppolo konnte wegen einer Verletzung am Rücken in der zweiten Hälfte nicht mehr auflaufen und wurde durch Brian Hoyer ersetzt.
Böse Erinnerungen werden wach: Eine Woche nach dem NFL-Comeback von Damar Hamlin ist ein Profi der Buffalo Bills mit dem Krankenwagen vom Platz gefahren worden. Der 26 Jahre alte Damien Harris war Minuten vor der Pause nach einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler von den New York Giants auf dem Feld liegen geblieben. Der übertragende TV-Sender NBC berichtete unter Berufung auf die Bills, Harris habe eine Verletzung am Nacken erlitten. Er könne Arme und Beine bewegen. "Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, das ist alles, was ich weiß", sagte Bills-Cheftrainer Sean McDermott vor Beginn der zweiten Halbzeit.
Ein Herzstillstand wie bei Hamlin im Januar war es nicht, dennoch wurden im Stadion Erinnerungen wach, als sich relativ schnell zahlreiche Bills-Betreuer um den Runningback kümmerten. Er wurde mit großer Vorsicht auf eine Trage gehoben. Bevor er in den Krankenwagen verlegt wurde, zeigte Harris einen Daumen nach oben. Die Partie wurde nach einigen Minuten Unterbrechung fortgesetzt, die Giants führten zu dem Zeitpunkt 6:0. Am Ende gewannen die Bills 14:9.
Hamlin hatte am vergangenen Wochenende erstmals seit seinem Herzstillstand in den Playoffs wieder bei einer NFL-Partie auf dem Platz gestanden. Bei ihm hatte ein Zusammenstoß am 2. Januar gegen die Cincinnati Bengals den Herzstillstand ausgelöst, er musste auf dem Feld in Ohio wiederbelebt werden. In der Partie gegen die Giants stand Hamlin nicht im Kader und saß in zivilen Klamotten auf der Bank. Als Harris versorgt wurde, war auf TV-Bildern zu sehen, dass Hamlin den Blick nach unten gerichtet hielt.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid/sport.de