Mehr Geld, mehr Risiko NFL-Stars schmeckt neuer Tarifvertrag nicht
16.03.2020, 11:21 Uhr
Aaron Rodgers ist nicht einverstanden mit dem neuen Tarifvertrag.
(Foto: imago images/Icon SMI)
Die National Football League ist die umsatzstärkste Sportliga weltweit, es müssen Jahr für Jahr viele Milliarden Dollar verteilt werden. Ein neues Vertragswerk regelt das Verhältnis von Spielern und Liga. Und das, was dort auf 450 Seiten festgeschrieben ist, gefällt einigen Superstars gar nicht.
Die American-Football-Profis in den USA haben einem neuen Tarifvertrag mit der Eliteliga NFL zugestimmt - allerdings nur mit einer knappen Mehrheit: 1019 Spieler sprachen sich für das neue, 450 Seiten starke Papier aus, 959 stimmten dagegen. Das teilte die Spielergewerkschaft NFLPA am Sonntag nach einer Abstimmung mit. Die wichtigsten Eckpunkte der neuen Vereinbarung beinhalten eine Aufstockung der Play-off-Teilnehmer um zwei Mannschaften auf 14 bereits zur kommenden Saison. 2021/22 soll die Anzahl der Spiele pro Team in der regulären Saison von 16 auf 17 erhöht werden.
Zudem werden das Grundgehalt, die leistungsbezogene Bezahlung sowie die Einkommen der Spieler angehoben. Das Mindestgehalt wird ab der übernächsten Saison 610.000 Dollar pro Spielzeit betragen, nach dem siebten Jahr des Deals, der bis 2029 läuft, muss ein Spieler mit mindestens einer Million Dollar entlohnt werden. Von dieser Aufstockung sollen mehr als die Hälfte der in der Liga beschäftigten Profis profitieren. An die Spieler sollen nun knapp 50 Prozent der Ligaeinnahmen ausgeschüttet werden.
Im Kampf gegen Drogenmissbrauch wurden die Maßnahmen indes deutlich abgeschwächt und die Strafen reduziert. Nachdem die Teambesitzer dem Vertragsentwurf schon im Februar zugestimmt hatten, zeigte sich NFL-Chef Roger Goodell erfreut über die Zustimmung der Spieler. "Wir freuen uns, dass sich die Spieler für den neuen Tarifvertrag entschieden haben, der allen Aktiven und Ehemaligen erhebliche Vorteile bringt, Arbeitsplätze schafft, weitere Fortschritte bei der Sicherheit der Profis gewährleistet und unseren Fans mehr und besseren Football bieten wird", hieß es in einer Mitteilung von NFL-Boss Roger Goodell.
Kritik von den Superstars
Zahlreiche prominente Spieler, darunter die Quarterbacks Aaron Rodgers (Green Bay Packers), Russell Wilson (Seattle Seahawks) sowie Defensive End J.J. Watt (Houston Texans) hatten sich öffentlich gegen die Reform ausgesprochen. Die Superstars der Liga, für die die finanziellen Aspekte des Deals eine eher untergeordnete Rolle spielt, stoßen sich vor allem an der zusätzlichen Belastung, die eine Aufstockung zunächst der Playoffs und dann der Liga mit sich bringen. Rodgers hatte in einer Twitter-Nachricht gesagt, dass die Spieler auf Basis einer gekürzten Version des gewaltigen Vertragswerks hätten abstimmen müssen.
"Obwohl ich sehe, dass der Vorschlag viele Dinge enthält, die das Leben und die Betreuung vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger NFL-Spieler verbessert, gibt es Probleme mit anderen Punkten", kritisierte der Routinier vor seiner 16. NFL-Saison und präzisiert, dass für das zusätzliche Spiel kein Ausgleich in der Offseason geschaffen wurde. Wir "halten es für wichtig, mehr Erholungszeit außerhalb der Saison zu haben", hatte Rodgers deutlich gemacht. Mehr Spiele bedeuten für die Stars ein größeres Verletzungsrisiko.
"Wir verstehen, dass die Meinungen der Spieler über die Einigung gespalten sind", teilte die NFLPA mit. Sie bezeichnete die Entscheidung in einer Mitteilung jedoch als "Ergebnis eines demokratischen Prozesses". Damit bleibt den Fans eine Hängepartie wie noch beim Vorgängervertrag erspart. 2011 kamen Liga und Spielervertreter zunächst nicht auf einen gemeinsamen Nenner, Gespräche über ein neues Papier waren wegen des Streits um die Verteilung der Einnahmen in Höhe von jährlich rund neun Milliarden Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro) gescheitert. Konsequenz war eine wochenlange Aussperrung der Spieler. Erst kurz vor Saisonstart kam man damals zu einer Übereinkunft.
Quelle: ntv.de, ter/dpa