"Wird wie eine Plantage geführt" NFL droht nach Klage ein Rassismus-Beben
02.02.2022, 11:06 Uhr
Brian Flores könnte mit seiner Sammelklage ein Erdbeben auslösen.
(Foto: picture alliance / South Florida Sun Sentinel)
Headcoach Brian Flores wird Ende Januar bei den Miami Dolphins entlassen. Schnell ist er ein Kandidat bei einem anderen Team, den New York Giants. Eine Textnachricht lässt Flores an der Aufrichtigkeit des Jobangebots zweifeln. Jetzt verklagt er die NFL und drei Teams. Das könnte ein Erdbeben auslösen.
Nach seiner Entlassung bei den Miami Dolphins verklagt Football-Coach Brian Flores die NFL und drei Teams wegen Diskriminierung. Die Liga sei "in gewisser Weise rassistisch getrennt und wird wie eine Plantage geführt", heißt es in der Anklageschrift: "Die 32 Teambesitzer - keiner von ihnen schwarz - profitieren erheblich von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 Prozent Schwarze sind." Die NFL wehrt sich gegen die Vorwürfe.
"Gott hat mir die besondere Gabe gegeben, als Trainer im Football zu arbeiten", wird Flores in einem Statement am ersten Tag des Black History Month zitiert. "Aber das Bedürfnis nach Veränderung ist größer als mein persönliches Ziel." Der 40-Jährige sei sich bewusst, dass er mit seiner Entscheidung, die Klage einzureichen, seine Karriere aufs Spiel setze.
Flores reichte seine Klage am Dienstag an einem Bezirksgericht im Bundesstaat New York ein. "Die Besitzer schauen sich die Spiele aus ihren Luxuslogen in den Stadien an, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, böse Schläge einstecken und heftige Verletzungen an Körper und Gehirn erleiden", schrieben Flores' Anwälte. Derweil würden die NFL und die Eigentümer der Teams mit dem Spektakel Millionen Dollar verdienen.
Der schwarze Coach nimmt sich neben seinem Ex-Klub auch die New York Giants und die Denver Broncos vor, bei denen er als Kandidat gehandelt worden war, den Job aber nicht bekam. Flores fügte der Klage einen angeblichen Chatverlauf mit Patriots-Headcoach Bill Belichick bei. Dieser würde beweisen, dass das Bewerbungsgespräch bei den Giants nur angesetzt worden war, um die Anforderung der Liga zu erfüllen. Nach der sogenannten "Rooney Rule" müssen die Teams bei offenen Trainerstellen mindestens zwei Kandidaten in die Auswahl nehmen, die einer gesellschaftlichen Minderheit angehören.
NFL will sich wehren
Aktuell gibt es mit Mike Tomlin von Pittsburgh Steelers nur einen schwarzen Headcoach in der NFL. Fünf der 27 Teams sind nach der mit dem Super Bowl Mitte Februar zu Ende gehenden Saison aktuell ohne Headcoach. Seit der Einführung der "Rooney Rule" im Jahre 2003 wurden nur 15 der insgesamt 129 offenen Cheftrainerstellen mit schwarzen Trainern besetzt, hieß es in der Klage. Dort wird ferner behauptet, dass schwarze Cheftrainer "mit wenigen Ausnahmen" im Vergleich zu weißen Kandidaten "an der kurzen Leine gehalten werden und nur für sehr kurze Zeit im Amt waren".
Angelegt ist der Fall als Sammelklage. "Meine aufrichtige Hoffnung ist, dass sich andere anschließen, indem sie sich gegen systematischen Rassismus in der NFL stellen, um Veränderungen für kommende Generationen zu erreichen", sagte Flores, langjähriger Scout der New England Patriots. Die NFL reagierte umgehend und erklärte, sich mit ihren Klubs "zutiefst" für "gerechte Beschäftigungspraktiken" einzusetzen und "weiter Fortschritte bei der Chancengleichheit in unserer Organisation" zu erzielen. "Vielfalt ist der Kern unserer Arbeit", es gebe nur wenige Themen, mit denen sich die Klubs und die Ligaführung ausgiebiger beschäftigen würden, schrieb die NFL: "Wir werden uns gegen diese unbegründeten Behauptungen wehren."
Quelle: ntv.de, sue/sid