Bestechung beim THW Kiel? Nielsen: Keine Vorwürfe mehr
04.03.2009, 15:12 UhrErst die Frontalattacke gegen den THW Kiel und dann ein Bekenntnis zu "Ruhe und Frieden" für den deutschen Handball: In knapp 24 Stunden hat der dänische Gesellschafter der Rhein Neckar Löwen, Jesper Nielsen, zugleich Geschäftsführer des Hauptsponsors KASI Group, seine Position bei der angeblichen Bestechungsaffäre um die Kieler komplett geändert.
Nach der ausdrücklichen Bestätigung von Manipulationsvorwürfen gegen die Kieler im Fernsehen sagte der Kopenhagener nun: "Wir wollen wirklich Ruhe und Frieden halten. Der Seegang ist für den deutschen Handball ein bisschen zu heftig im Moment. Daran haben wir auch mit Blick auf unsere eigenen geschäftlichen Aktivitäten kein Interesse."
Das hatte ganz anders geklungen, als der der in seiner Heimat nicht unumstrittene Geschäftsführer des dänischen Großhandels-Unternehmens Kasi Group dem Sender TV2 am Vortag erklärte: "Wir wissen, dass es rund um die Champions-League-Spiele des THW Kiel Unregelmäßigkeiten gegeben hat." Wieso er nach nur einer Nacht auf ganz andere Gedanken gekommen war, wollte Nielsen nicht erklären: "Ich verstehe, dass die Journalisten viele Fragen haben. Aber wir werden bis nächste Woche mit einer offiziellen Erklärung kommen, in der alles vollständig aufgeklärt wird." Das betreffe auch die Umstände der Trennung von Trainer Noka Serdarusic, der zeitweise als mögliche Quelle für die Bestechungsvorwürfe gegen den THW Kiel galt.
Hauptsponsor des Ex-Fußballmeisters Brndby IF Kopenhagen
Im heimischen Dänemark ist der Blondschopf vor allem als neuer Hauptsponsor des Ex-Fußballmeisters Brndby IF Kopenhagen bekannt geworden. Die Freude des zuletzt nicht mehr so erfolgreichen Vorortklubs an den von Nielsen zugesagten 200 Millionen Kronen (35 Millionen Euro) über fünf Jahre wurde im Herbst getrübt, als die Zeitung "Ekstra Bladet" über die Verweigerung von Krediten durch Nielsens Hausbank berichtete. Dem Verein zahle er trotzdem weiter pünktlich alle Verpflichtungen, teilte Brndby mit. Dass sich Nielsen kräftig in die Arbeit des Trainers einmischte und über die Medien eine "attraktivere Spielweise" verlangte, kam bei vielen Fans nicht gut an.
Auch bei dänischen Handball-Freunden ist die Begeisterung über Nielsens rastlose Sponsor-Aktivitäten zumindest geteilt. Mit großem Trommelwirbel hatte er vor einem Jahr angekündigt, einen bisher zweitklassigen Kopenhagener Vorortklub unter dem Namen "AG Handbold" zu einer "Weltmacht" aufzurüsten. Aus Spanien wurde dafür der isländische Superstar Olafur Stefansson angeheuert. Bis Nielsen plötzlich in Deutschland als Sponsor bei den Rhein Neckar Löwen einstieg und Stefansson mitnahm. Aus der kommenden "Weltmacht" AG Handball sollte jetzt plötzlich eine "Talentfabrik" für den Club in Süddeutschland werden.
Sein Geld daheim hat Nielsen mit dem Export von Design-Schmuck aus Dänemark über seine Großhandelsgesellschaft Kasi Group in den deutschsprachigen Raum verdient. Als die Zeitung "Ekstra Bladet" im Herbst vertrauliche Mails über seine finanzielle Lage veröffentlichen wollte, ließ der Chef der Kasi Group das gerichtlich verbieten.
Quelle: ntv.de, Von Thomas Borchert, dpa