Sport

Erniedrigende Niederlage Noch bleibt Bommer

Wütende Fans, der Präsident geschockt und der Trainer vor schweren Zeiten - bei Bundesliga-Absteiger TSV 1860 München läuten nach der höchsten Niederlage in der 2. Fußball- Bundesliga die Alarmglocken. Mit nur vier Punkten Abstand auf einen Abstiegsplatz geht nach dem vorläufigen Abschied aus dem Aufstiegsrennen bei den "Löwen" schon die Angst um den Klassenverbleib um.

"Das war beschämend, ein Offenbarungseid. So machen wir nicht weiter", schimpfte Präsident Karl Auer, der auf einem Krisengipfel am Montag nach einem Ausweg aus der bedrohlichen Lage suchte und dabei auch über die Zukunft von Trainer Rudi Bommer eine Entscheidung treffen wollte.

Statt Ruhe, die sich Auer am vergangenen Dienstag bei seiner eindrucksvollen Bestätigung als Vereins-Boss gewünscht hatte, gibt's bei dem Münchner Traditionsverein Krach. Der Präsident und sein Sportdirektor Roland Kneißl gingen nach dem 1:5-Debakel am Sonntag bei Alemannia Aachen auf die Spieler los und kritisierten ihre mangelhafte Berufsauffassung. Bommer, der trotz der unbefriedigenden Saison bis dato nicht in Frage stand, steht zur Debatte und wurde am Montag zum Rapport gebeten. "Ich werde mit dem Trainer reden. Nach so einem Spiel kann man nicht zur Tagesordnung übergehen", sagte Auer.

Der "Löwen"-Coach scheint mit seinem Latein am Ende und wirkte nach der deftigen Pleite auf dem "Tivoli" ratlos. "So etwas habe ich als Trainer noch nicht erlebt. Wir haben uns mädchenhaft verhalten", sagte der 47-Jährige nach der bitteren Lektion, die die wütenden 1860-Fans mit "Wir haben die Schnauze voll"-Rufen quittierten. "Wir haben uns abschlachten lassen", sagte Manager Kneißl und bemühte sich, den Trainer aus der Schusslinie zu bringen, doch überzeugend wirkt seine Fürsprache für Bommer nicht mehr.

In der Mannschaft selbst rumort es. Der als unbequem bekannte Torwart Michael Hofmann spricht von einer "absoluten Katastrophe" und scheut vor Kritik an den Mitspielern, die ihn zum wiederholten Mal im Stich ließen, nicht zurück: "Wir haben uns düpieren lassen. Die Aachener standen ja frei wie sonst was." Auch Roman Tyce hat den Ernst der Lage erkannt. "Vom Aufstieg brauchen wir nicht zu reden. Wir müssen nach unten schauen", meinte der Kapitän. Allein zwei Siege in den restlichen Spielen gegen die SpVgg Greuther Fürth und bei der LR Ahlen gewährleisten eine halbwegs ruhige Winterpause.

Personelle Änderungen im Kader, in dem Kritiker Spieler wie Karlheinz Pflipsen oder Slobodan Komljenovic zu Fehleinkäufen stempeln, sollen die Weichen für eine erfolgreiche Rückserie stellen. "Löwen"-Legende Petar Radenkovic hat allerdings wenig Hoffnung. "Der Verein hat so viele Probleme", meinte der Meistertorwart von 1966, dem der "Tiefpunkt" von Aachen nahe ging. "Das war keine Niederlage, sondern eine Erniedrigung." Radenkovic, der in der vorigen Woche Bommers Entlassung gefordert hatte, hält sein Angebot aufrecht, als sportlicher Berater bei den Sechzigern einzusteigen, "aber jetzt müssen die Verantwortlichen selbst handeln, und hoffentlich treffen sie die richtigen Entscheidungen".

Gerd Münster, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen