Sport

"Die rennen wie die Bekloppten" Nordkorea unter Verdacht

Es gibt im Fußball Mannschaften, die vor allem von ihrer Physis leben. Der legendäre deutsche Kampfgeist ist das beste Beispiel. Wenn spielerisch nichts lief, konnten die Deutschen in der Vergangenheit wenigstens länger rennen, als der Gegner. Inzwischen haben sich asiatische Mannschaften diese Spielphilosophie abgeschaut.

Bei der Frauen-WM in China wird sie gerade von den Nordkoreanerinnen erfolgreich angewendet – und sorgt für Misstrauen. Gleich im ersten Spiel trotzten die kämpferischen Asiatinnen dem haushohen Favoriten USA ein 2:2 ab. Danach wurden Nigerias Fußballerinnen in Grund und Boden gerannt. Es dauerte nicht lange, da wurden unter der Hand Dopingvorwürfe laut. Jetzt steht Nordkorea im Viertelfinale gegen Deutschland und das Team von Silvia Neid hat gehörig Respekt vor den aufgedrehten Asiatinnen. "Die rennen wie die Bekloppten und werden scheinbar überhaupt nicht müde", wunderte sich die deutsche Stürmerin Sandra Smisek.

Proben alle negativ

Die FIFA beschwichtigt die Vorwürfe und freut sich, dass alle Dopingtests bei der Frauen-WM bis jetzt negativ waren. Vier Teams wurden im Vorfeld der WM getestet - Nordkorea war nicht dabei. Die während der WM entnommenen Proben müssen erst noch ausgewertet werden. "Die Anzahl der Tests im Vorfeld der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft wurde gemäß internationalen Normen bestimmt. Des Weiteren baut die FIFA ihre Strategie gegen Doping weiterhin nicht nur auf Tests, sondern auch auf umfassende Aufklärung und Prävention auf", meinte FIFA-Chefmediziner Professor Jiri Dvorak. Aufklärung und Prävention dürfte aber vor allem bei den Nordkoreanerinnen schwierig werden, da sich das Team systematisch abschottet.

Ein kometenhafter Aufstieg

Verdächtig ist auch, dass Nordkorea einen kometenhaften Aufstieg im Frauenfußball hinter sich hat. "Wir sind im vergangenen Jahr auf sie aufmerksam geworden", sagte DFB-Co Trainerin Maren Meinert. Damals scheiterte die deutsche U-20-Auswahl bei der WM in Russland im Halbfinale an den Nordkoreanerinnen. Die wurden später Weltmeister, weil sie den Nachbarn China im Finale mit 5:0 überrollten. "Es hat noch nie eine Mannschaft das Turnier so dominiert", sagte Meinert erstaunt. Trotzdem wagt auch beim DFB niemand den Doping-Vorwurf in den Mund zu nehmen. "Wir gehen davon aus, dass alle Mannschaften hier mit fairen Mitteln spielen", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger bei seinem Besuch in China.

Doch die Asiatinnen können mehr als nur laufen. Die Mannschaft ist auch taktisch gut geschult. Sie verschiebt geschickt und versucht so Überzahlsituationen zu schaffen. Außerdem scheint sie vor allem Distanzschüsse geübt zu haben. Im Spiel gegen die USA waren die Nordkoreanerinnen damit zweimal erfolgreich. Trainer Kim Kwang Min hat selbstbewusst den WM-Titel als Ziel ausgegeben. Man werde alles dafür tun, Deutschland in die Knie zu zwingen. Und Spielführerin Ri Kum Suk drohte: "Wir Nordkoreanerinnen geben niemals auf!"

Von Malte Buhse

Quelle: ntv.de

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