Sport

B-Probe positiv O'Connor verliert Olympia-Gold

Die Freude kam spät, war aber trotzdem groß. "Das ist natürlich super", jubelte Marco Kutscher, als er vom verspäteten Gewinn der olympischen Bronze-Medaille erfuhr. "Damit hätte ich nicht mehr gerechnet." Da auch die B-Probe von Cian O'Connors Pferd Waterford Crystal positiv ist, verliert der irische Springreiter seine in Athen gewonnene Goldmedaille und wird sie an Rodrigo Pessoa aus Brasilen weitergeben müssen. Chris Kappler aus den USA rückt auf den zweiten Platz vor, Kutscher auf den dritten.

"Die Geschichte ist noch nicht zu Ende"

Pessoa zeigte sich noch skeptisch: "Die Geschichte ist noch nicht zu Ende." Die Regeln des Weltverbandes FEI sind in diesem Punkt allerdings eindeutig. "Positive A- und B-Probe ergeben automatisch die nachträgliche Disqualifikation beim entsprechenden Wettkampf", bestätigte eine Sprecherin. Nur über zusätzliche Sanktionen wie Sperren oder Geldstrafen können die FEI-Gremien entscheiden, die eingeschaltet werden, sobald das Ergebnis auch offiziell ist. O'Connor hatte am Dienstagabend irischen Medien bestätigt, dass auch die B-Probe Spuren von Beruhigungsmitteln enthalten hat.

"Das kommt für mich überraschend, weil ja das Urin verschwunden ist", sagte Kutscher. Der Dopingfall O'Connor war zu einem Kriminalfall geworden, nachdem das Paket mit dem Urin-Teil der B- Probe gestohlen und zudem ins Büro des irischen Reitverbandes eingebrochen worden war. Das neue Ergebnis stammt aus dem Blut-Teil, der in New York untersucht wurde.

Deutsches Team könnte Mannschafts-Gold verlieren

"Das hat alles nichts genutzt", sagte Kutscher mit einer gewissen Genugtuung, wollte den Fall des Iren aber nicht weiter kommentieren: "Da sollte man lieber vorsichtig sein, was man sagt." Bei aller Freude ist Kutscher auf die negative Nachricht vorbereitet, dass er wie seine drei Teamkollegen höchstwahrscheinlich das Mannschafts-Gold verlieren wird. Mit dem Ergebnis der B-Probe von Ludger Beerbaums Goldfever wird in den nächsten Tagen gerechnet.

"Die Fälle kann man aber überhaupt nicht vergleichen. Bei O'Connor ist das eine klare Manipulation", sagt Kutscher: "Mit Beruhigungsmitteln verschafft man sich einen Vorteil." Bei Beerbaums Goldfever war die Substanz Betamethason gefunden worden, die nicht als leistungssteigernd gilt, aber im Wettkampf verboten ist.

O'Connors Anwalt hatte bestätigt, dass "geringe Spuren" von Fluphenazine und Zuclophenthixol gefunden wurden. "Das sind Mittel, die weder während noch außerhalb des Wettkampfes bei Pferden benutzt werden sollten", sagte die irische Verbandschefin Avril Doyle der "Irish Times". Die Wirkstoffe stammen aus der Humanmedizin und werden auch zur Behandlung von Schizophrenie und Angstzuständen eingesetzt.

Olympia-Zweiter befürchtet langwieriges juristisches Nachspiel

Auch Pessoa wertete diese Mittel als "klare Leistungsbeeinflussung", wollte sich aber über die ihm nun zustehende Goldmedaille noch nicht freuen. "Erst mal abwarten", meinte der Brasilianer. Er befürchtet, dass der Fall ein langwieriges Nachspiel vor Gerichten haben könnte. Dann müsste auch Kutscher noch lange auf die Bronzemedaille warten. O'Connor hatte stets seine Unschuld beteuert und erklärt, dass die Beruhigungsmittel rund vier Wochen vor den Spielen in Athen bei einer Behandlung eingesetzt worden seien.

Quelle: ntv.de

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