Russin muss Medaille abgeben Olympia-Gold gibt es mit zehn Jahren Verspätung
23.12.2022, 10:47 Uhr (aktualisiert)
Das Gefühl, ganz oben auf dem Podium zu stehen, kann Demus (l.) nicht nachträglich erhalten.
(Foto: imago sportfotodienst)
Mehr als zehn Jahre sind die Olympischen Spiele 2012 schon her. Doch Erst jetzt erhält eine Sprinterin ihre Goldmedaille. Weil ihre Konkurrentin des Dopings überführt und gesperrt wird, steht Lashinda Demus der Olympiasieg zu. Sie erhält die Medaille, die Feier aber kann ihr niemand zurückgeben.
Der russischen Leichtathletin Natalja Antjuch ist zehn Jahre nach den Sommerspielen in London nun auch offiziell ihre Goldmedaille über 400 Meter Hürden aberkannt worden. Wie die Unabhängige Integritätskommission AIU des Leichtathletik-Weltverbandes bekannt gab, ließ die 41-Jährige den Zeitraum für einen möglichen Einspruch verstreichen. Damit könne das IOC die Medaillen neu vergeben.
Der ursprünglich zweitplatzierten US-Amerikanerin Lashinda Demus wird somit nachträglich Gold zugesprochen. Silber geht an die Tschechin Zuzjana Hejnova, Bronze an Kaliese Spencer aus Jamaika. Die zweifache Weltmeisterin Demus hatte immer davon geträumt, eines Tages Olympiasiegerin zu werden. "Ich werde nicht aufhören, bis ich Gold hole", hatte sie 2012 nach ihrem zweiten Platz in einem Interview versprochen.
Der jetzt eingetretene Weg war nicht der, den sich die Athletin vorgestellt hatte. Schon Ende Oktober, als eine ursprüngliche Frist verstrichen war, schrieb Demus bei Instagram: "Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die mich über die Nachricht der Aufwertung zur Goldmedaillengewinnerin informiert haben. Meine Energie wird nie die gleiche sein, wie wenn ich während der Spiele auf dem Siegerpodest stehen würde, aber Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit."
"Demus wurde dessen beraubt!"
Leichtathletik-Legende Michael Johnson twitterte über das zehn Jahre verspätete Gold: "Das ist das Richtige und gleichzeitig unglaublich erschütternd. Ich habe mein Gold vor meiner Familie und der ganzen Welt erhalten, habe die finanziellen Vorteile durch Werbeverträge genossen und lebte von diesem Moment an als Olympiasiegerin. Lashinda Demus wurde dessen beraubt. Das kann ich mir nicht vorstellen!"
Bei der des Dopings überführten Antjuch waren die Ergebnisse rückwirkend um ein weiteres Jahr annulliert worden. Die nicht mehr aktive Antjuch war zuvor bereits vom Internationalen Sportgerichtshof CAS bestraft worden. Im Frühjahr 2021 wurde sie mit einer vierjährigen Sperre belegt, alle Resultate der Hürdenläuferin zwischen dem 30. Juni 2013 und 31. Dezember 2015 wurden vom CAS annulliert. Grundlage war der Report von Richard McLaren, dem Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).
Diesen Zeitraum hatte die AIU bis zum 15. Juli 2012 verlängert, zwölf Tage vor dem Start der Sommerspiele in London. Antjuch habe eine "verbotene Substanz oder Methode" verwendet. Zuvor war der russischen 4x400-Meter-Staffel von 2012 bereits aufgrund eines positiven Dopingtests bei Antjuchs ehemaliger Teamkollegin Antonina Kriwoschapka Olympia-Silber aberkannt worden.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 21. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ara/sid