"Wintermärchen" statt WM-Fiasko Österreich "lacht" im Schatten der gnadenlosen Schweizer
10.02.2025, 19:37 Uhr
Vincent Kriechmayr (l.) freut sich über Silber in der Abfahrt.
(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)
Die Ski-Nation Österreich fürchtet bei der Heim-WM die Schweizer Übermacht und ein eigenes Fiasko. Zwar sind die Schweizer tatsächlich bärenstark, aber dafür ist das Abschneiden der eigenen Athleten überraschend gut. Und ein Lob vom Rivalen gibt es auch.
Zwei Sieger haben sie schon, Gold für die beste Frisur werden die vom Erfolg verwöhnten Schweizer bei der Ski-WM aber nicht bekommen. Zu Ehren von Franjo von Allmen und Alexis Monney, die in der Abfahrt die Plätze eins und drei belegten, rasierten sich die Männer um Super-G-Weltmeister Marco Odermatt von der Stirn bis hinüber in den Nacken eine Schneise ins Haupthaar, sie sahen danach aus, als seien sie ihre eigenen Großväter.
Derart "frisiert", aber ähnlich entschlossen wie beim Verunstalten des eigenen Äußeren versuchten die Schweizer anschließend, von Allmens Ankündigung wahrzumachen: "Feiern bis zum Umkippen". Kurios, aber wahr: Das "Haus", in dem es die Eidgenossen krachen ließen, ist tatsächlich nur eine kleine Ecke im Erdgeschoss des Party-Gebäudes "Home of Snow", das sich der Rivale Österreich am Fuße des Zwölferkogels hingestellt hat.
Aber die Österreicher sind ja gute Gastgeber. Alle Medaillengewinner der WM holen sie auf die Bühne oben in der weitläufigen ersten Etage, vier Schweizer Erfolge wurden da bereits mehr als höflich bejubelt: Gold für Odermatt und von Allmen, Silber für das Team, Bronze für Monney. Es lässt sich aber auch schön mit dem Rivalen feiern, denn: Auch das eigene Team hat ja schon einmal Gold und dreimal Silber gewonnen.
Österreich feiert den "lachenden Zweiten"
Österreicher ist erleichtert. Dass die Schweizer abräumen, hatten sie ja schon erwartet, aber sie fahren Team Austria dann doch nicht so brutal um die Ohren wie befürchtet. Und so ist die Erleichterung allgegenwärtig. Die Boulevard-Zeitung "Krone" schreibt in unverhoffter Glückseligkeit bereits von einem "Wintermärchen" und mehr als stolz von "Silber-Spielen", der Kurier von "lachenden Zweiten".
Sticheleien gehören dennoch dazu. "Mir ist es lieber, ein Schweizer gewinnt als ein Österreicher", sagte Odermatt mit einem Grinsen nach der Abfahrt, in der er Fünfter geworden war. Und in der von Allem dem angeschlagenen Vincent Kriechmayr, nach seinem Sturz vor vier Wochen in Wengen zu einer Art Lazarus verklärt, das Drehbuch für eine herzzerreißende Heldensaga umschrieb. Und in der vier Schweizer unter den ersten acht lagen.
Und dennoch: Österreich atmet auf, Österreich ist erleichtert, wie den "Salzburger Nachrichten" zu entnehmen ist. "Die Medaillenausbeute", stand dort heute geschrieben, "war so nicht zu erwarten", ja, "die erste Woche der WM hat alle Erwartungen übertroffen. Das mag was heißen." Zur guten Stimmung trage zudem bei, dass "die Fans jedes Rennen abseits von Chauvinismus und Nationalismus zu einer Skiparty machen". Saalbach-Hinterglemm, stellte auch der Schweizer Verbandspräsident Urs Lehmann fest, habe schon jetzt "neue Maßstäbe gesetzt". Lob vom Rivalen man glaubt es kaum.
Quelle: ntv.de, tno/sid