"Ihr geht es sehr schlecht" Parsons widmet EM-Lauf einer Krebskranken
04.03.2023, 15:09 Uhr
Parsons (mit Stirnband) ist mit starker Form zur Hallen-EM gereist.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Sam Parsons ist bei der Hallen-EM gerade ins Finale über 3000 Meter eingezogen, als er an eine schwer erkrankte Trainingskollegin denkt. Nach dem Vorlauf in Istanbul spricht der deutsche Leichtathlet über sein emotionales Tief und widmet die Leistung einer Person, die gerade gegen den Krebs kämpft.
Auf dem Papier ist Sam Parsons ein Kandidat für die Goldmedaille. Immerhin steht der deutsche Läufer auf Platz eins der Meldeliste über 3000 Meter bei den Hallen-Europameisterschaften, wegen derer die Leichtathletik an diesem Wochenende gespannt nach Istanbul blickt. Nach den Vorläufen in der türkischen Metropole allerdings lenkte der 28-Jährige den Blick weg vom sportlichen Geschehen, nachdem er sich souverän für das Finale am Sonntagabend qualifiziert hatte. "Emotional sehr down" sei er jüngst gewesen, weil "eine junge Frau aus meiner Trainingsgruppe an Krebs erkrankt" sei: "Ihr geht's sehr schlecht."
Als Dritter seines Vorlaufs war Parsons in 7:57,18 Minuten ohne größere Probleme in den Endlauf eingezogen. Eine Leistung, die er seiner Trainingskollegin widmete: "Das war heute ein Lauf für sie." Einen Namen nannte der Athlet des SCC Berlin nicht, aber "sie ist eine Person, die einen Raum erstrahlen lässt, wenn sie ihn betritt." Parsons startet zwar für den Berliner Klub, trainiert aber bevorzugt in einer internationalen Trainingsgruppe seines Ausrüsters Adidas in den USA. Außerdem berichtete der Deutscher-Amerikaner von ihrem Kampf gegen die schwere Krankheit: "Sie hatte gestern ihre zweite Chemotherapie." Als "so traurig" fasste er den Schicksalsschlag zusammen: "Man weiß nie, wie viel Zeit man auf dieser Welt hat."
Angesichts dieser persönlichen Einblicke geriet die sportliche Ausgangslage etwas in den Hintergrund: So ist Parsons zwar mit seiner Bestzeit (7:39,94) mit der besten Vorleistung nach Istanbul gereist - die Favoritenrolle liegt aber bei Jakob Ingebrigtsen. Der Norweger "läuft einfach perfekt", lobte Parsons seinen Konkurrenten, der am Tag zuvor über 1500 Meter seinen bereits zehnten Europameistertitel gewonnen hatte. Bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin war der Stern des damals 17-Jährigen mit Siegen über 1500 und 5000 Meter aufgegangen, mittlerweile ist Ingebrigtsen 22, hat über jene beiden Strecken die Europarekorde verbessert und dominiert scheinbar nach Belieben. Auch bei der EM in München im August siegte Ingebrigsten doppelt, Parsons lief über 5000 Meter als Sechster ein.
Der wiederum aber ist guter Dinge, den vermeintlichen Über-Läufer und auch den Spanier Adel Mechaal, bis vor kurzem Hallen-Europarekordler über 3000 Meter, nun im Finale (Sonntag, 18 Uhr) herausfordern zu können. "Hanna Klein und Konstanze Klosterhalfen haben mir mit ihrem Auftritt gestern sehr viel Power gegeben", sagte der 28-Jährige - das Duo des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hatte im Frauenfinale über die 15 Hallenrunden mit einer beeindruckenden Leistung einen Doppelsieg gefeiert. Anders als noch bei den Deutschen Meisterschaften im Februar hatte diesmal Klein das bessere Ende für sich, in 8:35,87 Minuten stellte die 29-Jährige zugleich auch noch eine persönliche Bestzeit auf.
Quelle: ntv.de, tsi