Sport

Trotz knapper Stadionplätze Party programmiert

"Ticket gesucht!" Selbstgemalte Schilder mit dieser Aufschrift werden bei der Europameisterschaft im Juni zur Ausstattung vieler deutscher Fußball-Anhänger gehören wie der schwarz-rot-goldene Schal oder das weiße Nationaltrikot. "Wir wissen, dass Zehntausende deutscher Fans auch ohne Karte zur EM reisen werden", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Schließlich sind bei der Verlosung über das Internetportal des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) viele leer ausgegangen. Nach Abschluss der einmonatigen Bestellfrist Mitte Februar lagen 2.630.027 Bestellungen für Eintrittskarten beim DFB vor. Das waren mehr als doppelt so viele, wie es Tickets für alle 31 Begegnungen in Österreich und der Schweiz gibt.

"Wir sind sehr traurig, dass wir nur so wenige Karten verlosen konnten", sagte Niersbach. Lediglich 14.315 Karten für die drei Gruppenspiele der DFB-Auswahl gegen Polen (8. Juni, 20.45 Uhr) und Kroatien (12. Juni, 18.00 Uhr) in Klagenfurt sowie Mitgastgeber Österreich (16. Juni, 20.45 Uhr) in Wien gingen in den öffentlichen Verkauf. Für diese Partien gab es 1.503.061 Bestellungen von 502.024 Anhängern. Insgesamt erhielt der DFB für die Vorrundenpartien nur 21.765 Karten, von denen ein Drittel intern vergeben und verteilt wurde.

Mit und ohne Karte vor Ort

Der harte Kern der deutschen Fans wird aber auch in Österreich und der Schweiz wieder dabei sein. "Der DFB stellt ein Kartenkontingent für die Fan-Projekte zur Verfügung", sagte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle (KOS) Fan-Projekte. So werden die Anhänger, die die deutsche Elf seit Jahren auch zu den Qualifikationsspielen begleiten, auf jeden Fall in den Genuss von EM-Tickets kommen.

Das Grundproblem bleibt aber die geringe Kapazität in den EM-Arenen. Im Wörthersee-Stadion von Klagenfurt finden lediglich 30.000 Zuschauer Platz, für die beiden dort stattfindenden Duelle mit Polen und Kroatien erhielt der DFB gerade einmal je 5722 Karten. Bei der brisanten Auseinandersetzung mit Österreich im 50.000 Zuschauer fassenden Ernst-Happel-Stadion von Wien werden immerhin 10.321 deutsche Fans auf den Tribünen sitzen. Doch auch für diese Begegnung hätte der DFB die EM-Arena alleine füllen können. Und das, obwohl die Preise für die Karten zwischen 45 Euro (Kategorie drei in der Vorrunde) und 550 Euro (Topkategorie beim Finale in Wien) liegen.

Mehr Fans als Einheimische

Besonders in Klagenfurt richten sich die Organisatoren auf einen Ansturm aus Deutschland ein. "Es sollen bis zu 100.000 Anhänger sein", sagte Niersbach. Zum Vergleich: Klagenfurt hat rund 90.000 Einwohner. Sollte die DFB-Elf in das Viertelfinale einziehen oder sogar bis in das Endspiel in Wien am 29. Juni kommen, bekäme der DFB noch einmal 21.760 oder 22.800 Karten. Die genaue Anzahl hängt vom Gruppenplatz ab. Wird die Löw-Elf Zweiter, stehen 5980 Tickets für die erste K.o.-Runde zur Verfügung. Als Erster sind es 7020 Billets. Beim Erreichen des Halbfinales am 25. Juni in Basel würde der DFB weitere 5980 Tickets erhalten, für das Finale wären es 9800 Karten. Wie in der Vorrunde sollen davon wieder 70 Prozent in den freien Verkauf gehen.

Für all diejenigen, die keine der begehrten Eintrittskarten erhalten haben und auch auf dem trotz der personalisierten Tickets sicher wieder florierenden Schwarzmarkt leer ausgehen, bleibt wie bei der WM 2006 in Deutschland das Public Viewing. In allen EM-Städten planen die Veranstalter Fan-Meilen und Videoleinwände für die zu erwartende Faninvasion aus ganz Europa. Einer großen Party in den beiden Alpenländern steht also nichts im Wege, auch für diejenigen, die trotz selbstgemalter Schilder keine Eintrittskarten bekommen haben.

Von Lars Reinefeld, dpa

Quelle: ntv.de

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