Ein Sumpf bleibt ein Sumpf "Pharao" Moustafa regiert weiter
05.06.2009, 18:39 UhrDer Welthandball hat sich gegen einen Schritt hin zu mehr Transparenz entschieden: Mit großer Mehrheit wurde der umstrittene Präsident Hassan Moustafa beim Wahlkongress in Kairo für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.
115 der 142 Kongress-Delegierten, von denen Moustafa einige auf Kosten der IHF nach Kairo hatte einfliegen lassen, stimmten für den Ägypter. Nur 25 votierten für dessen Gegenkandidaten, den Luxemburger Jeannot Kaiser. Als das Ergebnis bekanntgegeben wurde, brandete tosender Applaus für Moustafa auf, der nun bis zum Jahr 2014 amtieren kann.

Sportsfreunde: Hassan Moustafa und Bundespräsident Horst Köhler bei der WM-Eröffnung 2007 in Berlin.
(Foto: AP)
Das klare Votum zugunsten des 58-Jährigen, der seit 2000 IHF- Präsident ist und wegen seines umstrittenen Führungsstils den Beinamen "Pharao" trägt, hatte sich bereits zu Beginn des Kongresses abgezeichnet. Einer seiner schärfsten Kritiker, der IHF-Generalsekretär Peter Mühlematter, war von den Kongressdelegierten wegen vermeintlich verbandsschädigenden Verhaltens mit 103 zu neun Stimmen zum sofortigen Rücktritt aufgefordert worden. Der Schweizer Mühlematter wies die Forderung allerdings erneut zurück und blieb im Amt. Zumal die Abstimmung auch ungültig war und nicht dem Schweizer Vereinsrecht entsprach. Die IHF hat ihren Sitz in Basel.
Gegner mundtot gemacht
Bereits zweimal war Mühlematter zuvor vom IHF-Rat aufgefordert worden zurückzutreten. Der Rat wirft dem Schweizer vor, dem Verband durch öffentliche Beschuldigungen geschadet zu haben. Die Opposition um Kaiser und Mühlematter blieb insgesamt sehr blass beim Kongress. Weder der Luxemburger noch der Generalsekretär konnten entscheidende Punkte bei den Delegierten sammeln.
Allerdings nutzte Moustafa seine Kongressleitung auch dazu aus, vor allem Kaisers Fragen von vornherein zu verhindern. Teilweise entzog der IHF-Präsident dem Luxemburger bei Fragen einfach das Wort.
Absolution vom Finanzrevisor
Eine entscheidende Wendung zugunsten Moustafas nahm die Versammlung beim Bericht des Revisors Jürg Steib. Der Schweizer attestierte den Finanzverantwortlichen und dem Präsidenten eine absolute intakte und erfolgreiche Arbeit. Steib konnte Mühlematters frühere Argumente widerlegen, die im Januar zur Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen Moustafa und Finanzchef Miquel Roca geführt hatten. "Die Buchhaltung bei der IHF arbeitet absolut sauber, es gibt keinerlei Unregelmäßigkeiten", sagte Steib in Bezug auf Reisespesen Moustafas und ein obskures Konto in Frankreich.
Obwohl der Präsident für seine Reisekosten keine Belege ablieferte, gab es nur kleine Schwankungen zu den normalen Flugpreisen - nicht zuungunsten der IHF, sagte Steib. Und das Konto in Frankreich sei eröffnet worden, um Steuern zu sparen. Zur Überraschung aller verkündete der Revisor dann, dass die Ermittlungen gegen IHF-Organe und Moustafa am IHF-Sitz Basel zu 99,9 Prozent ergebnislos vor dem Ende stünden.
Kritiker am Pranger
Gegenkandidat Kaiser hatte im Vorfeld mehrfach versucht, die Kongressteilnehmer mit Fragen zu Finanzen auf seine Seite zu ziehen, doch den Applaus und später auch die Stimmen erhielt der Ägypter. In einem über 60-minütigen Bericht hatte Moustafa seine Erfolge in Sachen Weiterentwicklung des Handballs, Vermarktung und Fernsehzuschauer vorgestellt. Zum Abschluss seines Berichts richtete er harsche Kritik an Mühlematter: Der Generalsekretär habe den gesamten Handball mit seinen Äußerungen betrogen.
Vor der Wiederwahl Moustafas kam es dann zu einer peinlichen Panne. Es fehlten elektronische Wahlgeräte für einzelne Delegierte, weshalb der Kongress für eine halbe Stunde unterbrochen werden musste. Diesen Fauxpas hätte sich Sonnenkönig Moustafa ersparen können, hätte er sich ein Vorbild an FIFA-Präsident Sepp Blatter genommen. Der ließ sich im Februar 2007 per Akklamation wiederwählen.
Quelle: ntv.de