Profitiert der Ex-Chef noch? Platini erhält wohl weiter Uefa-Zuwendungen
20.09.2016, 15:19 Uhr
Platini ist zwar längst nicht mehr Präsident der Europäischen Fußball-Union, aber trotzdem sollen noch Gelder an den einstigen französischen Weltstar fließen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Franzose Michel Platini ist zwar nicht mehr Präsident der Uefa, aber finanziell soll es ihm weiterhin sehr gut gehen - dank des Europäischen Fußball-Verbands. Das berichtet die "FAZ" und stellt den Vorwurf der Untreue in den Raum.
Die Ära Michel Platini ist zwar längst Geschichte, doch die Europäische Fußball-Union lässt sich offenbar selbst von ihrer Vergangenheit einholen. Nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll der 61-jährige Franzose, der von 2007 bis 2015 als Präsident an der Spitze des Europa-Verbandes stand, trotz seiner Sperre auch zukünftig finanzielle Zuwendungen vonseiten der Uefa erhalten.
"Das Thema wird wohl in den kommenden Monaten vom Exekutivkomitee der Uefa angegangen, auf Vorschlag und unter Beratung des neuen Compensation Committee und von Rechtsexperten", hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes an die "FAZ". Die Ethikkommission des Weltverbandes Fifa hatte Platini, einstiger französischer Weltstar und Europameister von 1984, zunächst für acht Jahre gesperrt. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte zuletzt in letzter Instanz eine Vierjahressperre für Platoche bestätigt. Anscheinend soll für den Lothringer im Nachhinein eine Abfindungs- und Rentenregelung geschaffen werden.
Das Ende der Privilegien - oder nicht?
Dabei hatte der neue Uefa-Boss und Platini-Nachfolger Aleksander Ceferin (48/Slowenien) bei seiner Wahl vor Wochenfrist in Athen noch kundgetan: "Es ist das Ende des Zeitalters der Privilegien. Es ist der Anfang einer neuen Epoche. Wir sollten mit der Politik, mit den Intrigen aufhören. Der Fußball kommt an erster Stelle." Sollte die Uefa tatsächlich weiter Gelder in Richtung Platini fließen lassen, wären die Aussagen des slowenischen Chefs nichts weiter als Lippenbekenntnisse.
Die "FAZ" wirft gar die Frage auf, ob sich die Uefa im Falle einer Finanzspritze für Platini nicht der Untreue schuldig macht. Schließlich haben die Fifa-Ethiker aufgrund der von Ex-Fifa-Chef Joseph S. Blatter (80) an Platini veranlassten 1,8-Millionen-Euro-Zahlung aus dem Jahr 2011 einen Fall von Korruption festgestellt.
Platinis Ambitionen, selbst Fifa-Präsident zu werden, platzten wie ein Luftballon. Stattdessen wurde seine langjährige rechte Hand, der Schweizer Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino (46), neuer Boss. Und beim Weltverband geht man rigoroser mit dem Ex-Chef um. Laut "FAZ" hat Blatter seit der Wahl Infantinos im Februar keine Zuwendungen mehr von der Fifa erhalten. Eine Abfindung soll ebenfalls nicht gezahlt worden sein.
Vielmehr hat die Fifa-Ethikkommission erst kürzlich neue Verfahren gegen Blatter, den früheren Generalsekretär Jerome Valcke (Frankreich) sowie den ehemaligen Finanzchef und Valcke-Stellvertreter Markus Kattner (Bayreuth) eingeleitet.
Zweifel an Ceferin
Die ermittelnde Kammer unter Vorsitz von Djimrabaye Bourngar (Tschad) hat aufgrund der im vergangenen Juni öffentlich gewordenen Zahlungen von umgerechnet mehr als 70 Millionen Euro Ermittlungen aufgenommen. Weitere Sanktionen für die Betreffenden drohen. Blatter und Co. hatten sich der Fifa zufolge im Laufe mehrerer Jahre gegenseitig extrem hohe Gehaltserhöhungen und Boni genehmigt. Die Ermittler untersuchen, ob das Trio gegen die Vorgaben zum allgemeinen Verhalten (Artikel 13), zur Loyalität (15), zu Interessenkonflikten (19) sowie zur Erteilung und Annahme von Geschenken sowie anderer Boni (20) verstoßen und sich der Bestechung und Korruption (21) schuldig gemacht hat. Blatter und Valcke wurden bereits langfristig gesperrt, Kattner wurde im Mai von der neuen FIFA-Führung unter Infantino entlassen.
Unterdessen gibt es auch schon Vorwürfe gegen den neuen Präsidenten Ceferin. Darüber berichtet ebenfalls die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Der Slowene habe angeblich seinen Lebenslauf "geschönt". Drei Einträge, darunter seine geschäftsführende Tätigkeit beim Profiklub NK Olimpija Ljubljana zwischen 2006 und 2011, werden moniert. Die Europäische Fußball-Union widerspricht indes energisch: "Die Uefa hat absolut keine Bedenken bezüglich des Lebenslaufes und der Qualifikationen seines neuen Präsidenten und wird keine Kommentare mehr abgeben zu Geschichten, die sich auf reine Spekulationen gründen."
Quelle: ntv.de, Ralph Durry, sid