Start-Ziel-Sieg in Abu Dhabi Premiere für Golftalent Kaymer
20.01.2008, 18:04 UhrDen Flug hatte Martin Kaymer schon vor dem Finale umgebucht, denn nach seinem bislang größten Erfolg als Golfprofi war Party angesagt. Als einer der ersten Gratulanten duschte Marcel Siem seinen Landsmann nach dessen beeindruckendem Start-Ziel-Erfolg mit Schampus ab, ehe der zum "Aufsteiger 2007" gewählte Kaymer die silberne Sieger-Trophäe in die Luft reckte.
Trotz einer 74er-Schlussrunde auf dem Par-72-Kurs gewann Kaymer die Abu Dhabi Championship souverän und nährte damit die bereits zuvor in ihn gesetzten Hoffnungen weiter, einmal die Nachfolge der deutschen Golf-Legende Bernhard Langer antreten zu können. "Das ist unglaublich. Ich genieße es", sagte Kaymer. 23 Tage nach seinem 23. Geburtstag beschenkte er sich auch noch mit 225.421 Euro Siegprämie.
Großartige erste Runde
Den Grundstein für seinen denkwürdigen Erfolg mit insgesamt 273 Schlägen legte Kaymer gleich zu Turnierbeginn, als er lediglich 66 Schläge benötigte. In Runde zwei setzte der Profi aus Mettmann dann noch einen drauf und spielte eine 65. Nach 68 Schlägen in der dritten Runde ging Kaymer mit einem beruhigenden Vorsprung von sechs Schlägen in den Schlusstag.
Doch Kaymer, eigentlich bekannt und bereits gerühmt für seine Unaufgeregtheit, zeigte Nerven. Drei Bogeys nacheinander am dritten, vierten und fünften Loch sowie anschließend auch noch am zwölften Loch ließen das Polster dünner werden. Zwischenzeitlich waren die Verfolger bis auf zwei Schläge herangekommen.
Im Eiltempo nach oben
"Natürlich war ich nervös nach den verlorenen Schlägen, aber ich habe zu meinem Caddie gesagt, dass wir Ruhe bewahren müssen. Ich wusste, dass Westwood und Stenson die Birdies machen mussten. Ich nicht", erklärte Kaymer, der letztlich vier Schläge besser war als die schlaggleichen Lee Westwood aus Großbritannien und Henrik Stenson aus Schweden. Entsprechend entspannt schlenderte Kaymer mit einer Flasche Wasser zum letzten Grün. Dort hatte der am Cut gescheiterte Siem bereits den Champagner griffbereit.
Nach Langer, Siem, Alexander Cejka (München), Tobias Dier (Nürnberg) und Sven Strüver (Hamburg) ist Kaymer erst der sechste deutsche Turniergewinner auf der Europa-Tour. Dort spielt Kaymer seit 2006. Zuvor hatte sich der athletisch wirkende Fußball-Fan im Eiltempo über die EPD- und die zweitklassige Challenge-Tour in die europäische Eliteliga gespielt. Legendär ist bereits seine 59er-Runde bei der Habsberg Classic aus dem Jahr 2006 - die niedrigste Schlagzahl, die je einem deutschen Spieler bei einem offiziellen Turnier gelang.
Lob vom Altmeister
"Zweifellos hat er alle guten Tugenden", lobte auch schon Langer das Golf-Talent, das mit zehn Jahren mit dem Golfsport begann und mit 15 Jahren Handicap null hatte. Kaymer habe sehr viel Talent, eine sehr gute Technik, Charakter und auch sehr viel Spaß bei der Arbeit, meinte Langer. "Das kann was werden."
Der zweimalige Masterssieger aus Anhausen spielt seit diesem Jahr auf der Senioren-Tour der über 50-Jährigen. Seinen ersten Sieg auf der Europa-Tour hatte Langer im Oktober 1980 erzielt. Damals war er 23 Jahre alt.
von Jens Marx, dpa
Quelle: ntv.de