Sport

Italienischer Doping-Sumpf Radsport ist darin versunken

Pasquale Muto wird beim Epo-Blutdoping erwischt. Alessandro Ballan und Mauro Santambrogio sollen es mindestens zehn Mal getan haben. Und in Mariana Montovana gibt es eine Apotheke, die als "Sakrestei des Dopings" gilt. Der italienische Radsport ist am Boden.

Mindestens zehnmal Epo-Blutdoping? Alessandro Ballan, Radprofi aus Itallien.

Mindestens zehnmal Epo-Blutdoping? Alessandro Ballan, Radprofi aus Itallien.

(Foto: dpa)

Der italienische Radsport kommt nicht aus den Doping-Schlagzeilen heraus. Wie nun das Nationale Olympische Komitee (Coni) mitteilt, ist der Radprofi Pasquale Muto beim Giro dell'Appennino positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden. Der 30-Jährige ist im italienischen Drittliga-Team Miche Mannschaftskollege von Stefan Schumacher, der nach dem Ablauf seiner Dopingsperre seit vergangenem Jahr wieder startberechtigt ist. Muto, der mit einer Zweijahressperre rechnen muss, hatte bei der eintägigen Appenin-Rundfahrt den fünften Platz belegt.

Währenddessen geraten auch die Italiener Alessandro Ballan und Mauro Santambrogio immer mehr unter Druck. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Mantua sollen die beiden Radprofis, die wegen Dopingverdachts nicht beim Giro d'Italia an den Start gehen werden, während ihrer Zeit beim Lampre-Rennstall im Jahr 2009 mindestens zehnmal Epo-Blutdoping betrieben sowie Wachstumshormone benutzt haben.

Dies ergaben offenbar abgehörte Telefongespräche zwischen Ex-Weltmeister Ballan und dem skandalumwitterten Apotheker Guido Nigrelli, der beschuldigt wird, mehreren Radprofis leistungsfördernde Mittel zugeschanzt zu haben. Der 31-jährige Ballan soll sich beim Arzt Fiorenzo Bonazzi sogar Bluttransfusionen unterzogen haben. Der Apotheker Nigrelli soll eng mit Bonazzi zusammengearbeitet haben.

Apotheke als "Sakrestei des Dopings"

In den Sog der Ermittlungen ist auch Lampre-Teammanager und Ex-Profi Giuseppe Saronni geraten, der am Wochenende entlassen wurde. Auch gegen die Sportdirektoren Fabrizio Bontempi und Maurizio Piovani sowie den Masseur Fabio Della Torre wird ermittelt. Ihnen wird unter anderem Hehlerei vorgeworfen, weil sie sich auf illegale Weise Dopingmittel verschaffen hatten.

Die Lampre-Profsi seien in Nigrellis Apotheke in der Ortschaft Mariana Montovana in der Lombardei ein- und ausgegangen als wäre sie eine "Sakrestei des Dopings", berichtete die italienische Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Die Radprofis seien von dem Apotheker abhängig gewesen und hätten bei ihm Epo, Hormone und Anaboliker erworben und Ratschläge erhalten, um die Anti-Doping-Kontrollen zu umgehen. Der Rennstall BMC hatte Ballan, Straßenrad-Weltmeister von 2008, und Santambrogio für die am Samstag in Turin beginnende Italien-Rundfahrt zurück.

Nach den jüngsten Skandalen will der italienische Radsport-Verband derweil härter gegen Dopingsünder durchgreifen. Auf einer Versammlung in Mailand einigten sich Vertreter des Verbandes und der Teams vor einigen Tagen auf die Verdoppelung der Disziplinarmaßnahmen gegen Dopingsünder. Statt einer zweijährigen Sperre droht überführten Fahrern künftig ein vierjähriger Bann. Wiederholungstäter sollen endgültig vom Radsport ausgeschlossen werden.

Quelle: ntv.de, sid

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